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Die sieben Finger des Todes

Die sieben Finger des Todes

Titel: Die sieben Finger des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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ausgehöhlt worden war. An Seiten und Ecken waren wunderlich aussehende Auswölbungen, meisterhaft gearbeitet wie alles andere, Auswölbungen, die man mit einer bestimmten Absicht angebracht hatte, und die mit kunstvollen hieroglyphischen Figuren geschmückt waren.
    Auf der anderen Seite des großen Sarkophags stand ein zweites Alabastertischchen, verziert mit symbolischen Göttergestalten und den Tierkreiszeichen. Auf diesem Tisch stand ein würfelförmiger Behälter aus Bergkristall von einem ganzen Bänderskelett aus Rotgold zusammengehalten. Der Farbton war ein Blaugrün, ähnlich der Farbe der Figuren auf Sarkophag und Truhe. Dieses Ding hier aber war ganz modern.
    War der Behälter auch modern, so war es der Inhalt keineswegs. Darin lag nämlich auf einem Kissen aus seidenweichem Goldgewebe, so weich, wie ich es noch nie gesehen hatte, eine Mumienhand, so vollkommen, daß man bei ihrem Anblick erschrak. Eine Frauenhand, lang und schmal, mit feinen, empfindsamen Fingern – fast ebenso makellos wie vor Tausenden von Jahren, als man sie einbalsamierte. Die Hand hatte durch den Einbalsamierungsvorgang nichts von ihrer schönen Form eingebüßt. Sogar das Gelenk schien biegsam, wie es da sanft gewölbt auf dem Kissen lag. Der Farbton der Haut war sahnig oder von der Färbung alten Elfenbeins. Eine verschattet helle Haut, die einen an Hitze denken ließ, an eine durch Schatten gefilterte Hitze. Aber die große Besonderheit dieser Hand lag darin, daß sie insgesamt sieben Finger hatte, nämlich zwei Mittelfinger und zwei Zeigefinger. Der obe re Teil des Gelenkes verlief gezackt, als wäre es abgebrochen. An dieser Stelle sah man rotbraune Flecken. Auf dem Kissen neben der Hand lag ein kleiner, hervorragend gearbeiteter Skarabäus aus Smaragden.
    »Das ist auch eines von Vaters Geheimnissen. Als ich ihn darüber befragte, sagte er, es wäre vermutlich das kostbarste Stück, das er hätte – das kostbarste bis auf eines. Als ich ihn fragte, was dieses eine wäre, wollte er es mir nicht sagen und verbot mir strickt, ihm darüber Fragen zu stellen. »Ich werde es dir sagen«, hatte er gemeint, »alles, und zwar bald – wenn ich es erlebe!«

 

beins. Eine verschattet helle Haut, die einen an Hitze denken ließ, an eine durch Schatten gefilterte Hitze. Aber die große Besonderheit dieser Hand lag darin, daß sie insgesamt sieben Finger hatte, nämlich zwei Mittelfinger und zwei Zeigefinger. Der obere Teil des Gelenkes verlief gezackt, als wäre es abgebrochen. An dieser Stelle sah man rotbraune Flecken. Auf dem Kissen neben der Hand lag ein kleiner, hervorragend gearbeiteter Skarabäus aus Smaragden.
    »Das ist auch eines von Vaters Geheimnissen. Als ich ihn darüber befragte, sagte er, es wäre vermutlich das kostbarste Stück, das er hätte – das kostbarste bis auf eines. Als ich ihn fragte, was dieses eine wäre, wollte er es mir nicht sagen und verbot mir strickt, ihm darüber Fragen zu stellen. »Ich werde es dir sagen«, hatte er gemeint, »alles, und zwar bald – wenn ich es erlebe!«
    Wieder dieser Satz! Diese drei zu einer Gruppe zusammengefaßten Dinge, Sarkophag, Truhe und Hand, schienen mir eine Trilogie der Geheimnisse zu bilden.
    Nun wurde Miß Trelawny in häuslichen Angelegenheiten fortgeholt. Ich sah mir die anderen Sachen im Zimmer an, doch hatten sie für mich jeglichen Zauber verloren, da Miß Trelawny mir nicht mehr Gesellschaft leistete. Später wurde ich ins Boudoir gebeten. Dort beriet sie mit Mrs. Grant darüber, wo Mr. Corbeck am besten untergebracht werden sollte. Die beiden wußten nicht recht, ob er nahe bei Mr. Trelawny oder weiter entfernt ein Zimmer beziehen sollte. Man wollte also in dieser Sache meinen Rat hören. Ich kam nun zu dem Schluß, er solle nicht in unmittelbarer Nähe wohnen, schließlich konnte man ihn später noch immer in größerer Nähe unterbringen, falls es nötig sein sollte. Nachdem Mrs. Grant sich empfohlen hatte, fragte ich Miß Trelawny, wie es käme, daß die Einrichtung dieses Raumes, des Boudoirs, in dem wir uns befanden, sich so grundlegend von der Einrichtung des übrigen Hauses unterschied.
    »Vaters Fürsorglichkeit!« antwortete sie. »Als ich ins Haus kam, war er, zu Recht übrigens, der Meinung, ich könnte Angst bekommen inmitten so vieler Erinnerungen an Tod und Grab. Daher ließ er diesen Raum und die anschließende Suite – diese Tür führt in einen kleinen Salon, in dem ich gestern schlief – mit hübschen Dingen ausstatten. Sie sehen, es

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