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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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der Angriff völlig überraschend. Er schienvergessen zu haben, daß sein Messer im Balken steckte, denn während er noch versuchte, den Stößen auszuweichen, fuhr seine Hand hinab zur leeren Schlaufe an seiner Hüfte.
    »Verdammt, ich werde dich in Stücke hauen«, brüllte der feiste Mann wutschnaubend. Es gelang ihm, Ludger hart vor die Brust zu stoßen, so daß dieser strauchelte und gegen die gekalkte Wand donnerte. Ludger schrie vor Schmerz auf, als ein weiterer Faustschlag seine Lippe traf. Er biß sich auf die Zunge, schmeckte das Blut, das sich zwischen seinen Zähnen sammelte. Atemlos vor Entsetzen sah er, wie der Vierschrötige sich nach der Heugabel bückte, die ihm entglitten war.
    Lähmende Stille kehrte in der Kammer ein. Der Vierschrötige stach nicht zu. Er stand einfach nur da, geduckt und keine fünf Schritte von Ludger entfernt; verständnislos glotzte er auf die Gabel mit dem fehlenden Zinken, während ein dünner Blutfaden aus seinem Mundwinkel rann. Dann aber bäumte er sich plötzlich auf, ein pfeifender Laut entwich seiner Kehle, als er mit der Gabel auf Ludgers Herz zielte. Von einem Reflex gesteuert, warf sich Ludger zur Seite und versetzte dem Koloß dabei einen Tritt in den Unterleib. Im nächsten Moment brach der Mann zusammen, sein massiger Körper schlug geräuschvoll auf den Lehmboden. Ludger reckte zitternd den Hals; eine Ewigkeit verging, bevor er den roten, sich schnell ausbreitenden Fleck auf dem Rücken des Mannes bemerkte. Er konnte nicht glauben, daß der Gauner ihn nicht getötet hatte. Und wo zur Hölle war Konrad schon wieder abgeblieben?
    »Ludger von Repgow … Ihr?« Aus dem Schatten der Kammer schälte sich Roswithas Silhouette wie ein Nebelgespinst. Ihre Hand umklammerte den Dolch des Vierschrötigen. Sie mußte ihn gerade noch rechtzeitig aus dem Holz herausgezogen und zugestoßen haben. »Seid Ihr es wirklich?«
    »Jawohl«, murmelte Ludger mit schwacher Stimme. »Endlichhabe ich dich gefunden, du kleiner Verräter. Wie es aussieht, hast du mir soeben das Leben gerettet, aber glaub nicht, daß ich dich deswegen schonender behandeln werde als dieses Diebespack, Konrad von Rietzmeck!«
    Roswitha nickte ernst, während sie mit einem einzigen Schritt über den ausgestreckten Leichnam des Gesetzlosen stieg. Sie half dem schwer atmenden Lurias auf die Füße und flüsterte ihm zu: »Wir müssen dem Weib Fesseln anlegen und ihren Handlanger im Wald verschwinden lassen, ehe der Wirt hier auftaucht. Also kommt mir jetzt bloß nicht damit, daß Ihr heute nacht nicht mehr arbeiten dürft …«
    Lurias schüttelte nur flüchtig den Kopf. »Aber nein, edler Herr«, krächzte er. »Es ist keine Arbeit für mich, dieses Gesindel fortzuschaffen. Der Allmächtige, gepriesen sei Sein Name, wird mir verzeihen, daß ich an Seinem heiligen Tag meine Hände beflecke. Ich werde mich sogleich draußen nach ein paar Stricken umsehen.« Er wühlte kurz in seiner Kiste, bis er einen Streifen sauberen Verbandstoffs für seine Wunde gefunden hatte. Anschließend überzeugte er sich davon, daß die überwältigte Bertha noch immer bewußtlos unter dem Fenster lag, und lief dann mit geschäftiger Miene auf den Flur hinaus.
    Als die Tür ins Schloß fiel, drehte sich Roswitha langsam zu Ludger um. Einen Atemzug lang musterte sie seinen abgemagerten Körper von den Füßen bis zu den dunklen Haaren, die sich glänzend vom Schweiß in seiner Stirn ringelten. Erst als sie befürchten mußte, Ludger könnte ihre Blicke mißverstehen, tat sie einen Schritt zurück und zupfte verlegen an ihrem braunen Surkot. »Lurias muß geahnt haben, daß diese Gauner hinter ihm her waren«, sagte sie. »Sie müssen seinen Reiseweg ausgekundschaftet haben.«
    »Was du nicht sagst!«
    »Auf jeden Fall danke ich Gott, daß Ihr Hagatheo und denaufständischen Slawen entkommen seid, Ludger von Repgow«, sagte sie leise. »Glaubt mir bitte, ich habe mehr als einmal bereut, daß ich Euch damals nicht vor den Männern des Abtes warnen konnte.«
    Ludger warf ihr einen entgeisterten Blick zu. Sein Herz begann zu rasen, als die Bedeutung ihrer Worte seinen umnebelten Verstand erreichte.
    »Du … du wußtest von meiner Gefangenschaft?« schrie er sie an. »Natürlich wußtest du davon. Wahrscheinlich bist du nicht nur ein Kastrat und Lustknabe, sondern ein Teufel, den die Hölle ausgespien hat, um mich ins Unglück zu stürzen. Selbst die Magd wurde bleich wie der Tod, als sie dich nur berührte.«
    »Vielleicht lag es ja

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