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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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fühlen. Wenn es ihm gelang, sich über Aken nach Meißen durchzuschlagen, konnte er Gräfin Jutta um Hilfe bitten, ohne daß sein Onkel oder Thaddäus davon erfahren mußten.
    Langsam durchquerte er den schmalen Gang, wobei er mehrere Male über zerbrochenes Geschirr und Unrat steigen mußte. Der beißende Geruch von saurer Milch und Exkrementen reizte seinen Magen so sehr, daß er dagegen ankämpfen mußte, sich an Ort und Stelle über die schmutzigen Strohbündel zu erbrechen. Als er an einer der Pforten vorbeikam, die zu einer weiteren Kammer führen mußte, blieb er unwillkürlich stehen und spitzte die Ohren. Hinter der nur angelehnten Tür hörte er die Stimmen mehrerer Personen, die miteinander zu streiten schienen. Offenkundig gehörte die Hure, deren Schrei durch die Wände seiner Kammer gedrungen war, zu ihnen. Ludger wollte sich soeben auf die Treppe zum Hof zubewegen, als er plötzlich erstarrte. War es möglich, daß sein Verstand ihn wiederum narrte? Oder hatte er soeben wirklich einen Mann den Namen Konrad rufen hören?
    Ludger sah sich gehetzt um. Die Heugabel mit dem herausgebrochenen Zinken war das einzige Gerät, das sich als Waffe gebrauchen ließ. Rasch bückte er sich, um sie aufzuheben. Danach schob er seine Fingerspitzen zwischen den Türspalt und lugte vorsichtig in den kleinen Raum.
    Konrad von Rietzmeck stand stumm, und wie zur Salzsäule erstarrt, neben der Fensterluke. Er war es, daran gab es keinen Zweifel. Trotz der schlechten Lichtverhältnisse und der Filzkappe, die tief in seiner Stirn saß, hätte Ludger die magere Gestalt des Burschen unter Hunderten wiedererkannt. Seinhelles, bartloses Gesicht trug den Ausdruck einnehmender Hilflosigkeit; ein Zug, der Ludger wider Willen erregte. Beschämt umklammerte er die Heugabel in seiner Rechten und bemühte sich, die anderen Gestalten auszumachen, die sich um den Jüngling scharten. Eine Frau war darunter, genauer gesagt, ein dralles junges Ding, das respektlos die Faust gegen Konrad erhob. Wenige Schritte entfernt kauerte ein alter Mann in einem knöchellangen Mantel. Er war über einer gewaltsam geöffneten Kiste zusammengesunken, die er trotz seines kläglichen Zustands mit dem Körper abzuschirmen versuchte. Die widerspenstigen, vom Schädel abstehenden Haare des Mannes erinnerten an die gespreizten Flügel eines Raben. Ludger konnte nicht erkennen, wer der Fremde war, doch er bemerkte, daß der Alte aus einer klaffenden Wunde am Kopf blutete. Das junge Weib und ein vierschrötiger Kerl, der ein zerlumptes Wams trug, bedrohten ihn und Konrad mit Dolchen. Die Frau war so wütend, daß ihre Stimme sich beim Keifen überschlug. Ohne Unterlaß bedachte sie den blutenden Alten mit ordinären Flüchen.
    »Wo beim Gehörnten hast du es versteckt, du dreckiger Ganev?« zischte sie. »Sag es, oder mein Freund bringt dir bei, was ein Schächterschnitt ist!«
    Erschöpft neigte der Alte den Kopf und deutete mit einer schwachen Geste auf eine zweite Kiste, die neben dem einfachen Strohlager stand.
    »Deinen Kräutermischmasch kannst du behalten«, höhnte der Vierschrötige. »Bertha meinte etwas anderes.« Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, beugte er sich flink herunter, packte den Mann beim Kragen und schlitzte mit einer einzigen Bewegung dessen weiten schwarzen Überwurf bis zu den Achselhöhlen auf.
    »Was soll das?« erscholl Konrads fassungsloser Protestruf. Die Stimme des Jünglings klang vor Aufregung noch heller,als Ludger sie in Erinnerung hatte. »Lurias ist kein reicher Mann, das kann ich bezeugen. Die wenigen Münzen, die er besitzt, befinden sich in seiner Gürteltasche. Und die habt ihr ihm ja schließlich bereits …«
    »Halt’s Maul«, fauchte Bertha feindselig. Sie schien sich einen Augenblick lang zu besinnen, ehe ein schmieriges Lächeln über ihr breites Gesicht wanderte. Ludger beobachtete voller Widerwillen, wie sie das Messer auf einen Schemel legte, ihren zerlumpten Rock wie eine Gauklerin anhob und in dieser schamlosen Pose gemächlich auf Konrad zuhielt. Nun erkannte er sie wieder. Sie war dieselbe Bauernmagd, die er und Konrad in Repgow nach dem Verbleib des Fremden aus Cathay befragt hatten. Die Frau, die ihm das Spielzeugpferd übergeben hatte.
    »Ihr müßt einen üblen Eindruck von mir gewonnen haben, mein Herr«, säuselte Bertha, während sie sich vor Konrad aufbaute. Offensichtlich hatte sie ihre Vorgehensweise überdacht und befunden, daß es besser war, ihn für sich einzunehmen. Sie streichelte ein

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