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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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… er machte keine gute Figur dabei.
    »Sollen wir die Suche nach dem Abt fortsetzen, Herr?«
    Der kleine Raum stank nach den Ausdünstungen des Teufels. Beißender Rauch waberte über den Holzboden. Graf Heinrich stand breitbeinig und groß neben einem schlichten Tisch und einem umgefallenen Hocker, der die Beine in die Luft reckte wie ein getötetes Tier. Sein Kopf schien an die Deckenbalken zu stoßen. Er wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum und hustete.
    »Nein«, brummte er. »Es spielt keine Rolle, wo der Bastard steckt. Ich kann ihn nicht noch mal blenden.« Er trat mit dem Fuß gegen ein Holzkästchen, das halb zersplittert auf dem Boden lag und dessen Verkleidung aus dunklem Samt zerfetzt war und heraushing wie das Gedärm aus einem Leichnam. Das Kästchen sprang davon. Es war leer. »Und das einzige, was ich ihm noch ausreißen könnte, gebraucht er sowieso nicht.« Graf Heinrich griff sich in den Schritt und bleckte die Zähne. Der Bewaffnete nickte und polterte an Ludger und seinen Bewachern vorbei die Treppe hinab.
    Der Graf bückte sich und pochte mit einem Finger gegen das ruinierte Kästchen. Bei näherem Hinsehen erkannte man, daß es verbrannt war, als hätte man es über eine Fackel gehalten. »Beeindruckend«, murmelte er. »Und wie groß, sagtet Ihr, war die Portion?«
    Die Stimme von Vater Thaddäus kam aus den Schatten im hinteren Teil des Raums. »Ein Daumennagel, Herr. Es kommt nur auf die richtige Mischung an – und den Preßdruck, unter dem sie steht.«
    »Teufelszeug.«
    »Herr, wegen Abt Gernot …«
    Graf Heinrich sah aus seiner gebückten Position zu Ludgerauf. Ludger versuchte vergeblich, die Knie durchzudrücken und dem Blick standzuhalten. Er holte tief Atem und mußte husten; der Gestank stach in seiner Kehle.
    Heinrich richtete sich mit einer geschmeidigen Bewegung auf. »Also nun zu dir, Vögelchen«, knurrte er. »Vater Thaddäus?«
    Ludger schluckte, als der Mönch sich aus den Schatten im Hintergrund des Raums löste und heranschlenderte. Er sah die Sorgenfalten auf der seit neuestem so merkwürdig dunkel gefärbten Stirn.
    »Ich weiß wirklich nicht, ob wir es so leicht nehmen sollten, daß der Abt verschwunden ist, Herr«, sagte Thaddäus. »Immerhin ist seine Wachmannschaft ebenfalls weg und …«
    »… und wen immer er unten im Loch an die Wand gekettet hatte, hat er mitgenommen. Ja, ja«, sagte Graf Heinrich. »Scheiß drauf. Ich habe ihn schon mal zurechtgestutzt, ich kann es wieder tun. Wenn er Fersengeld wegen unserer Ankunft gegeben hat, ist es mir auch recht, und das Arschloch, das er da unten hielt, kann froh sein, weil meine Männer ihn sonst ohnehin erschlagen hätten.« Er lachte freudlos. »Immerhin muß man ihm zugestehen, daß er genügend Augen entlang der Straße postiert hat, mit denen er weiter sieht als mit denen, die ich ihm ausgestochen habe.«
    »Wie Ihr meint, Herr.« Thaddäus kniff die Lippen zusammen.
    »Komm her«, sagte der Graf zu Ludger. »Weißt du, welche Botschaft ich von Vater Thaddäus erhalten habe?«
    Ludger ballte hinter dem Rücken die Fäuste. Wie es schien, kannte der Graf die Wahrheit und wollte sie nur noch einmal aus Ludgers eigenem Mund hören. Was ergab es für einen Sinn zu leugnen? Er konnte nur eines tun – stolz und mannhaft die Schuld auf sich nehmen und dafür sorgen, daß die Gräfin so leicht wie möglich davonkam. In ihm war keine Liebe mehrfür Irmgard übrig, aber die Helden in seinen Liedern hätten ebenso gehandelt, und wenn er es schon nicht ihr schuldig war, dann seiner eigenen Moral – und Roswitha. Wenigstens für sie wollte er wie ein Edelmann in den Tod gehen … o mein Herz, Roswitha … für dich hätte es sich gelohnt zu leben, nicht zu sterben.
    Die Angst schlug über ihm zusammen. Er erinnerte sich plötzlich an den kleinen Johann, der vor dem fetten Sohn des Mannes, der da jetzt vor ihm in die Höhe ragte, nicht klein beigegeben hatte. Da hatte er, Ludger, vermittelnd eingegriffen … pah, was für eine Heldentat … ihm war klar, daß er, wäre er an Johanns Statt gewesen, nicht so tapfer gekämpft hätte. Von den Abenteuern, die ihm widerfahren waren, seit Thaddäus ihn ausgeschickt hatte, war ihm keines willkommen gewesen, und er war an keinem gewachsen – im Gegenteil: Er fühlte sich ausgelaugt, ein Wäschestück, das tausendmal untergetaucht und geklopft worden war. Tapferkeit im Angesicht einer schrecklichen Strafe – wo sollte er sie hernehmen?
    »Ich kann nichts dafür«, jammerte

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