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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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Zähne zusammen und umklammerte die neu gewonnene Waffe, den kurzen Spieß des Mannes, den er überwältigt hatte. Die Kerle waren nur Gemeine, keine Herausforderung für einen Mann mit seiner Ausbildung. Gib mir mein Schwert, und ich wirble durch sie hindurch wie der Schnitter durch das Getreide, und sie werden erst merken, daß sie tot sind, wenn sie in Einzelteilen zu Boden fallen. Bernhard funkelte unter dem Helm zu ihnen hinauf.
    »Tut mir leid«, sagte er mit belegter Stimme. Einer der Männer winkte nachlässig. Bernhard drehte sich um und stapfte die Treppe wieder hinab. Sie hatten keinen Posten an die Tür gestellt, die vom Konversenchor zum Kreuzgang führte. Anfänger! Bernhard teilte sich selbst dafür ein, stellte sich breitbeinig hin und hielt den Spieß quer vor den Leib, für den Fall, daß jemand ihn beobachtete. Dann begann er nachzudenken.
    Sechs Männer in Schwarz-Gold waren es gewesen, die Roswitha und den Hungerhaken in den Kreuzgang gebracht hatten. Einen davon hatte Bernhard vor einiger Zeit zurückkommen sehen, während er dem Bewußtlosen die Mönchskutte angezogen und dann dessen Kettenhemd, Waffenrock, Helm und Stiefel angelegt hatte. Er empfand Häme, daß sein Opfer nun etwas von den Läusen abbekam, bis ihm aufging, daß er sich mit der neuen Ausrüstung nicht mehr kratzen konnte. Heilige Pest! Außerdem waren die Stiefel zu eng.
    Wenn er eins und eins zusammenzählen konnte, mußtenoben also mindestens fünf Bewaffnete sein; mindestens , da er nicht ahnen konnte, ob schon zuvor welche von Graf Heinrichs Männern dort gewesen waren. Tatsächlich waren es nur vier. Was war daraus zu schließen? Daß einer von ihnen einen der Gefangenen weggebracht hatte. Wen?
    Roswitha. Der magere Kerl war nicht einzuschätzen; er mochte Feind, abtrünniger Verbündeter, Spion oder ganz einfach ein des Lösegelds wegen Gefangener sein. Im Zweifelsfall war er ein Spion, den man zum Schein gefesselt hatte. Wie auch immer, Roswitha war im Gegensatz dazu sehr genau einzuschätzen – sie gehörte zur Gegenseite. Sie würde keinesfalls bei Graf Heinrich und seinem angesengten Mönch sein. Wohin hatte man sie gebracht?
    Und weshalb war das von Interesse? Allem Dafürhalten nach war der Drachensamen in der Hand des Gegners. Roswitha war von keinerlei Wert mehr – ob sie in irgendeinem Verlies des Klosters verschimmelte, war Bernhard vollkommen egal. Außer, daß es ihm nicht egal war. Irgend etwas heckte der alte Askanier dort oben aus; und was immer es war, Bernhards Herrn, Herzog Albrecht, würde es schaden. Wenn er jetzt auf die Suche nach Roswitha ging, würde er vermutlich die Gelegenheit verpassen, die Beute an sich zu bringen oder ihr wenigstens zu folgen. Ein dummer Mann war der, der sich nicht von seinem Verstand leiten ließ, sondern von seinem Herzen.
    Augenblick mal! Was hatte Roswitha mit seinem Herzen zu tun? Bislang war er überzeugt gewesen, ihr lediglich durch ein ganz bestimmtes Körperteil zwei Handspannen weiter unten verbunden zu sein! Bernhard schüttelte den Kopf und schnaubte. Wieso hatte sie überhaupt in das Kloster zurück gebracht werden müssen, wenn er sie das letzte Mal gesehen hatte, wie sie versuchte, dort einzudringen? Hatte sie ihn hereingelegt? Oder hatte sie sich wieder einmal selbständig gemacht, das aufsässige Stück? Bernhard merkte, daß erschmunzelte, und es machte ihn wütend auf sich selbst. Schätzte er sie nicht genau deswegen? Daß sie nicht nur zwischen den Beinen Qualitäten besaß, sondern auch noch an der entgegengesetzten Stelle, unter ihrem hübschen Blondhaar?
    Was sollte er tun? Wie lange würden sie da oben noch brauchen? So ein Verlies mußte rasch zu finden sein – zur Not konnte er im Schutz seiner Verkleidung ins Refektorium platzen und dort einen der Mönche so lange herumschubsen, bis er es ihm verriet. Seinen »Kameraden«, die die Mönche bewachten, würde er erzählen, Graf Heinrich habe ihn wegen dieser Auskunft hergeschickt. Alles nur eine Frage von einigen Augenblicken. Doch genau die Zeit, in der sich hier Entscheidendes tun konnte.
    Bernhard stand wie erstarrt. Es war in seinem Leben nicht oft vorgekommen, daß er mehr als ein paar Augenblicke für eine Entscheidung benötigte, und noch nie war das Schicksal einer Frau an seiner Unschlüssigkeit schuld gewesen. Heilige Magdalena! Heiliger Nikolaus! Heilige Maria! Heilige … Scheiße. Die Schutzpatrone seiner Heimatstadt konnten ihm auch nicht helfen.
    Was sollte er tun?
    Doch er erfuhr

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