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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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sich erneut um und fragte: »Anselm?«
    »Derselbe«, antwortete der Alte.
    »Lurias schickt mich.«
    »Du bist Bertha?«
    Die Frau nickte.
    »Dann setz dich!«
    »Hier?« Die Magd namens Bertha schüttelte eifrig den Kopf und bedachte Bernhard am Nachbartisch mit einem mißtrauischen und zugleich herausfordernden Blick. »Wollen wir nicht hinausgehen?«
    »Papperlapapp!« war alles, was der Quacksalber entgegnete.
    Mit einem abfälligen Schnaufen ließ sich das Weib auf der Bank nieder und fragte leise: »Hast du es dabei?«
    »Was genau wünschst du?« Während die Frau ihre Stimme gesenkt hatte, sprach der Alte in normaler Lautstärke. »Lurias hat gesagt, du bräuchtest Hilfe. Wie soll die aussehen?«
    Bertha näherte sich dem Mann und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    »Verstehe«, erwiderte der Alte und nickte. »Da läßt sich einiges machen. Ein wenig Wacholder und Sadebaum haben in solchen Fällen schon Wunder gewirkt. Warum willst du es loswerden?«
    Die Frau fuhr zusammen, als habe man ihr einen Schlag mit der Peitsche versetzt. »Nicht so laut!« herrschte sie den anderen an. »Du bringst uns noch in Teufels Küche.«
    Bernhard hatte bislang eher auf die äußere Erscheinung der Frau als auf ihre Worte geachtet, doch nun horchte er auf. Während er gleichzeitig zum Fenster hinausstarrte und sich den Anschein gab, den Mond zu betrachten, lauschte er andächtig dem Gespräch der beiden.
    »Was sagt dein Mann dazu?« fragte Anselm in unverminderter Lautstärke. » Gibt es einen Mann?«
    »Nicht mehr«, antwortete die Magd leise. »Hubert hat mich zum Teufel gejagt.«
    »Weshalb?«
    »Was geht dich das an?«
    »Ich bin neugierig«, entgegnete der Alte und kicherte. »Wenn ich dir helfen soll, mußt du mir einen Grund nennen. Ich riskiere schließlich einiges, wenn ich dir beistehe. Also! Warum hat er dich zum Teufel gejagt?«
    »Wegen seiner Tochter, dem Miststück!« fauchte Bertha. »Sie ist nämlich ein verdammter Baldower! Und weil Hubert die Wahrheit nicht hören wollte, hat er mich vor die Tür gesetzt.«
    »So, so«, knurrte Anselm. »Worte kennst du! Und für wen hat sie baldowert?«
    »Für den Fremden aus Cathay«, murmelte die Magd, »ich hab’ sie beobachtet. Die beiden stecken mit den Herren von Repgow unter einer Decke. Aber der Bauer hält Ethlind für eine Heilige, dabei ist sie nichts weiter als eine schäbige Hure.« Sie redete sich regelrecht in Rage, fuchtelte dem anderen mit dem Zeigefinger unter der Nase herum und fuhr fort: »Mit dem Fremden ist sie gegangen, wie eine läufige Hündin. Doch wenn man ein Wort gegen das werte Fräulein sagt, dann bezieht man Senge und wird wie eine räudige Katze auf die Straße gejagt.«
    Der Quacksalber schien mit dem verworrenen Gerede der Frau wenig anfangen zu können, er schüttelte unwirsch denKopf und murmelte etwas Unverständliches. Währenddessen kramte er in einem speckigen Lederbeutel.
    Bernhard indes traute seinen Ohren kaum. Als er sich am Nachmittag aufgemacht hatte, um nach Roswitha und dem Drachensamen zu suchen, hatte er nicht recht gewußt, wie und womit er anfangen sollte. Nach seiner Ankunft in Repgow hatte er zunächst im Gasthaus den Wirt gefragt und sich nach seinem verschwundenen Sohn erkundigt, einem hübschen, blonden Jüngling in ärmlicher Kleidung, der zuletzt in der Schenke gesehen worden sei. Ob das im Ostermonat gewesen sei, hatte der Wirt wissen wollen. Auf Bernhards Nicken hin hatte der Schmerbauch ihm dann eine seltsame und etwas konfuse Geschichte erzählt, von zwei jungen Burschen, die sich um eine zerbrochene Laute gezankt hatten und übereinander hergefallen waren, als seien sie nicht bei Trost. Bei einem dieser Jünglinge habe es sich möglicherweise um den verlorenen Sohn gehandelt. Zumindest sei er ein Blonder und kein Hiesiger gewesen. Aber was aus ihm und dem anderen Burschen geworden sei, das wußte der Wirt nicht zu berichten.
    Er war auf der richtigen Fährte, das hatte Bernhard sofort gespürt und eine Portion Hammelfleisch und einen Becher Met bestellt, um mit vollem Magen sein weiteres Vorgehen zu überdenken.
    Und nun sprach diese Bauernmagd von einem Fremden aus Cathay, als gebe es nichts Gewöhnlicheres auf Erden. Als wisse bereits alle Welt davon. Seltsam! Bernhard, der gerade den Holzbecher zum Mund führen wollte, hielt in der Bewegung inne und rückte ein wenig zur Seite, um besser lauschen zu können.
    Dem Quacksalber schien die Bewegung seines Tischnachbarn nicht entgangen zu sein, er unterbrach

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