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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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Da er den verwirrten Ausdruck in Ludgers Gesicht sah, setzte er hinzu: »Aber sei unbesorgt, wir schlachten keine Menschen, wie ihr Christen uns so eifrig nachsagt. Nur ein Schaf wird verbrannt und Triglaw dargeboten.«
    »Ist Budiwoj bereits zurückgekehrt?«
    »Bald«, antwortete der Slawe und ging zur Tür. »So sagt es das Orakel.«
    »Wieso seid Ihr so sicher, daß man Eurem Priester Glauben schenken wird«, hielt Ludger ihn mit einer weiteren Frage zurück. »Ihr könnt ja nicht einmal beweisen, daß ich in Eurer Gewalt bin. Wäre es nicht ratsam, mich zur Burg Anhalt reisen zu lassen und den Handel vor Ort durchzuführen?«
    »Für wie dämlich hältst du uns?« lachte Pribislaw und schüttelte belustigt den Kopf. »Du würdest bei der erstbesten Gelegenheit fliehen, das sehe ich deinem Gesicht an. Außerdem ist das gar nicht nötig, Budiwoj hat deinen Talisman dabei. Das wird den Grafen schon überzeugen.«
    »Meinen Talisman?« wunderte sich Ludger.
    »Dein Holzpferd«, erklärte Pribislaw.
    Ludger schluckte. Das Spielzeugpferd des Fremden aus Cathay hatte er völlig vergessen. Die Bäuerin aus Repgow hatte es ihm ausgehändigt, und vermutlich hatten es die Slawen ihm während seiner mehrtägigen Bewußtlosigkeit abgenommen. Und nun war es auf dem Weg zur Burg Anhalt.
    »Ein schöner Talisman. Auch uns Sprewanen sind die Pferde heilig, die weiße Stute dort unter der …« Er unterbrach sich, als er den Gefangenen vehement den Kopf schütteln sah. »Was ist?!« fauchte er.
    »Nichts«, antwortete Ludger, der sich vergeblich bemühte, einen klaren Gedanken zu fassen. »Ich würde nur zu gern das Gesicht des Grafen sehen, wenn Euer Bote ihm ein hölzernes Spielzeugpferd unter die Nase hält.« Ludger mußte sich zwingen, nicht laut zu lachen. Dabei war seine Lage alles andere als komisch, sie wurde zunehmend brenzlig. Denn wenn Heinrich von Anhalt sich weigerte, das Lösegeld zu zahlen, dann war es um Ludger geschehen. Mit einem abfälligen Schnaufen sagte er: »Wir werden sehen.«
    Die Miene des Slawen verfinsterte sich, doch er blieb stumm, ging hinaus und wollte die Tür schließen.
    »Pribislaw!« Zum ersten Mal hatte Ludger den Enkel des Jaxa von Köpenick mit seinem Vornamen angesprochen. Erstaunt wandte sich dieser um.
    »Wenn du die Deutschen und ihre Religion so haßt, wie du behauptest«, sagte Ludger und bemerkte erst jetzt, daß er den anderen geduzt hatte. Er verbesserte sich: »Wenn Ihr uns derart haßt, warum seid Ihr dann ein christlicher Ritter geworden?«
    »Ich halte es wie euer Arminius.«
    »Arminius?«
    »Der Cheruskerfürst.«
    Zwar wußte Ludger, wen Pribislaw meinte, aber er begriff nicht, was seine Worte bedeuten sollten. Der Sprewane sah den verständnislosen Blick des Gefangenen und grinste. »Um die römischen Legionen zu schlagen«, erklärte er, »wurde er selbst römischer Bürger und Ritter.«
    Ludger überlegte. »Du weißt vermutlich, welches Ende Arminius nahm?« fragte er und gab, da Pribislaw schweigend verharrte,die Antwort selbst: »Er wurde von den eigenen Leuten ermordet.«
    Begleitet von einem slawischen Fluch fiel die Tür zu, der Riegel wurde vorgeschoben, und Dunkelheit herrschte wieder in der Hütte. Von draußen drang das jämmerliche Blöken des Schafes herein, das jetzt anschwoll und plötzlich zu einem leisen Gurgeln wurde. Eine Weile war es totenstill, dann brandete Jubel auf, und die krächzenden Gesänge der Weiber setzten wieder ein.
    Zwar hatte Pribislaw ihm versichert, daß keine unmittelbare Gefahr für sein Leben bestand, doch das Gejaule beunruhigte Ludger. Da seine Hände hinter dem Rücken gefesselt waren, konnte er sich die Ohren nicht zuhalten. Er klemmte den Kopf zwischen die Knie, und das Getöse ebbte ab. Dafür stieg ihm nun der Gestank verbrannten Fells in die Nase. Das Opferlamm war seiner Bestimmung zugeführt worden.
    Repgow, Mai 1223
    Es war ein Fehler gewesen, Roswitha die Ehe zu versprechen. Das hatte Bernhard in dem Augenblick gewußt, da ihm die unbedachten Worte über die Lippen gekommen waren. Nicht, daß er ernsthaft vorhatte, seinen Worten Taten folgen zu lassen, schließlich war er ein Mann von Rang, ein Vertrauter des Herzogs von Sachsen, ein Kastellan und Burgvogt. In seinen Kreisen wurden Ehen nicht aufgrund persönlicher Vorlieben oder launischer Grillen geschlossen, eine Heirat hatte etwas mit Macht und Einfluß zu tun. Auf diese Weise wurde Land vermehrt, Vermögen angehäuft, ein Bündnis geschmiedet. Doch nun hatte er

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