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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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mit dem Drachensamen vom Abt freikaufen; obwohl sie einen der Mönche schwer verletzt, wenn nicht getötet hatte, böte das kostbare Pulver Sicherheit genug. Roswitha nickte, das klang einleuchtend. Jedoch, wußte der Greif vom Kloster Nienburg überhaupt von dem Drachensamen, der die Macht über die Welt verlieh? Passen würde es zu ihm, dieser schartigen Gestalt, blind wie ein Maulwurf und dennoch allwissend wie der Leibhaftige. Oder war es ihm einzig um dieses andere geheimnisvolle Säckchen gegangen, das sie aus dem Brunnen gefischt hatte. Auch möglich. Was immer es enthielt, vielleicht verhalf es wenigstens Dobresit samt seinem Sohn zur Freiheit. Wie dem auch sei, erführe der Greif von dem Drachensamen und seiner Macht, ablehnen würde er ihn sicher nicht.
    Wo Bernhard nur blieb. Vereinzelt flimmerten Sonnenstrahlen durch die zart belaubten Zweige, die Vögel begannen ihr Morgenkonzert, fröstelnd zog sie die Decke enger um sich. Vater Thaddäus, ein weiterer Aspirant auf das Säckchen, ihn hatte sie noch nicht bedacht. Thaddäus, der Geheimnisvolle. Wohin war er so eilig geritten? Zur Burg Anhalt? Zu Ludger, was auch sie zuerst vorgehabt hatte? Ludger, nach näherem Nachdenken der einzige, der das Säckchen mit einiger Gewißheit nicht hatte. Oder hatte er hinter ihrem Rücken weitere Nachforschungen angestellt? Sie konnte es nicht ausschließen, bezweifelte es aber.
    Roswitha setzte sich auf. Nein, sie wußte, was sie zu tun hatte, sie mußte Ethlind finden. Die hatte das Säckchen, es konnte gar nicht anders sein. Und wo würde sie damit hingehen, wenn nicht nach Nienburg, um ihren Liebsten zu retten? Roswitha war nicht wohl bei dem Gedanken, erneut das Kloster aufzusuchen. Doch was sollte ihr dort schon passieren, schließlich hatte man sie in Frieden ziehen lassen – nach dem Verrat an Ludger.
    Ludger, dem schuldete sie noch etwas.
    An der Triglaw-Eiche, Mai 1223
    Krachend schwang die Tür nach innen. Ludger von Repgow fuhr aus dem Halbschlaf auf, sofort hellwach. Etwas war anders als sonst. Er zerrte an der Kette, die ihn an der Wand festhielt.
    Ein Mann stand in der Tür, Pribislaw wohl, eine Silhouette gegen das gleißende Morgenlicht. Und tatsächlich, es war dessen Stimme, die Ludger nun hörte, wenn sie auch vor Zorn zitterte. »Sie werden kein Lösegeld zahlen.«
    Es traf Ludger wie ein Schlag. Kein Lösegeld, keine Freilassung. Und nun? Würden sie ihn töten? Viel anderes könnten Pribislaw und seine Mannen nicht mit ihm tun, ihn einfach gehen zu lassen wäre unmöglich, sie gäben sich mit einem solchen Eingeständnis ihres Scheiterns selbst der Lächerlichkeit preis. Ludger schloß die Augen. Er hoffte, sie würden es kurz machen.
    Pribislaw trat näher, ging vor Ludger in die Hocke, kniff abschätzend die Augen zusammen. »Du weißt, was das bedeutet?«
    Was lag in seinem Blick? Überlegte Pribislaw, welche die beste Art zum Sterben sei, wie lange es dauerte, bis er tot war? Gab es überhaupt eine beste Art zu sterben?
    »Nun?« Ein schmerzhafter Stoß traf Ludgers Rippen. »Du weißt, was das bedeutet, nicht wahr? Ich will eine Antwort.«
    Ludger nickte, versuchte, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. »Warum wollen sie nicht zahlen?«
    »Budiwoj berichtete, der Graf von Anhalt habe ihm nicht geglaubt, das kleine Holzpferd kenne er nicht, so etwas habe er bei dir noch nie gesehen. Da müsse schon ein besserer Beweis erbracht werden. Und selbst dann, so ließ er über Budiwoj ausrichten, zahle er nicht, er sei nicht erpreßbar. – Du also wirst sterben, Ludger von Repgow, so leid es mir tut.« Pribislaw erhob sich, ging einige Schritte in der kargen Hütte auf und ab, bevor er wieder vor ihm stehenblieb. »Es sei denn …«
    Ludger stockte der Atem. »Es sei denn, was?«
    »Es sei denn, du erzähltest uns mehr über den Drachensamen. Wo ist jenes Säckchen, von dem du sprachst?«
    Fast hätte Ludger laut gelacht. Der Drachensamen, dieses vermaledeite Pulver, das seine ganze Misere verschuldet hatte, der sollte ihm jetzt das Leben retten? Oder auch nicht, denn er würde Pribislaw und den Seinen nicht weiterhelfen können. Das allerdings schien ihm der Slawe nicht zu glauben, schon einmal hatte er es ihm versichert. Nun konnte er damit Zeit gewinnen, kostbare Lebenszeit, vielleicht sogar das Leben selbst. »Nein«, sagte Ludger von Repgow.
    Sie hatten eine Schüssel mit Wasser vor ihm hingestellt, daneben ein Stück Brot. Er kam nicht heran. Wie Tantalos, ging es Ludger durch den

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