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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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hast du mich gerettet, holde Petrissa.« Er mußte sich räuspern, wie ausgedörrt war seine Kehle. »Mir scheint, das ist deine Bestimmung im Leben.«
    Sie lachte, bettete seinen Kopf auf ein zusammengerolltes Rinderfell und erhob sich. »Und mir scheint, werter Herr Ludger, daß Ihr dem Leben schneller wieder zugehört, als mir lieb sein kann. Ihr sprecht freche Worte für einen, den die weiße Frau verschmäht, der Tod verschont hat.«
    »Verzeiht.« Er setzte sich auf, kurz schwindelte ihm. Die Erinnerung traf ihn wie ein Keulenschlag. Er sah an sich herunter, blähte die Nasenflügel, doch kein übler Fäkalgestank ging von ihm aus, und seine Kleidung war gegen eine weite Hose und ein Hemd aus Schafwolle eingetauscht worden. Er konnte nicht verhindern, daß ihm ein Seufzer der Erleichterung entfuhr. »Habt Ihr mich gerettet?« fragte er.
    Sie lachte erneut, ein glockenhelles Lachen. »Nein, Ludger von Repgow, ich pflegte Euch nur, gab Euch zu essen und zu trinken, nicht leicht, in Eurem Zustand, das könnt Ihr mir glauben. Ich fütterte Euch wie einen Säugling, füllte Brei in ein Leinentuch, das ich Euch in den Mund steckte. Das rettete Euch. – Und zuvor mein Vater, Budiwoj.« Sie reichte ihm eine Schale mit Suppe, köstlich duftend, und mit zitternden Händen gelang es ihm, sie an die Lippen zu führen, zu trinken,obschon er die Hälfte verschüttete. Sie fütterte ihn nicht mehr, stellte er mit Bedauern und Erleichterung fest. »Dein Vater? Warum?« fragte er dann.
    Ein langer Blick traf ihn, eine Mischung aus Abwägung, Zuneigung, Angst wähnte er darin zu lesen, bevor sie antwortete, langsam, bedacht. »Mein Vater verbot Pribislaw, Euch dermaßen zu foltern, es ist nicht … unsere Art. Auch führte es nicht zum erwünschten Ergebnis. Ihr wärt in Kürze gestorben und mit Euch das, was die Männer zu erfahren suchten. Dankbarkeit ist besser als Tortur, befand mein Vater, sie führt eher zum Erfolg. Enttäuscht ihn nicht, denn noch gehört Ihr Pribislaw, und der nimmt Euch das Leben, redet Ihr nicht. Auf Ritterart jedoch, das ist die Abmachung. Denkt darüber nach, Herr Ludger von Repgow, das ist meine Bitte.« Sie drehte sich um, noch einmal umwehte ihn ein Hauch ihres Duftes, dann war sie verschwunden, Holz schabte an Holz, als der Riegel vor die Tür geschoben wurde.
    Wie Hunger und Durst doch die Sinne schärfen, dachte Ludger und spürte ihrem Geruch nach, schlürfte den Rest der Suppe, nahm einen tiefen Zug aus dem bereitstehenden Wasserkrug, dann fiel sein Blick auf ein Nachtgeschirr, und er erleichterte sich, wie es einem Manne seines Standes zukam.
    Sie kam dreimal am Tag, brachte ihm Speisen und Trank, sprach mit ihm, kündigte Pribislaws baldige Rückkehr an, der nach Köpenick geritten war, drang in ihn, diesem alles zu erzählen, was er zu wissen begehrte.
    »Er wird mich töten danach.«
    »Nein.« Mit einem Griff schlang sie ihre blonden Locken zu einem Knoten zusammen. »Er wird versuchen, Euch auf unsere Seite zu ziehen. Das Orakel verkündete vor einiger Zeit, daß ein Fremder uns helfen wird, unsere Ziele zu erreichen. Mein Vater meint, Ihr seid dieser Fremde.«
    Ludger zog die Augenbrauen empor. »Was sind eure Ziele?«
    Sie reichte ihm einen großen Krug Bier. »Wenn die Zeit gekommen ist, werden mein Vater und Pribislaw Euch alles erklären. Es wird nicht mehr lange dauern.«
    Er trank hastig, das Bier war stark, es schmeckte gut nach der langen Entsagung. Wann hatte er das letztemal Bier oder Wein getrunken? Er leerte fast die Hälfte des Kruges in einem Zug, merkte, wie ihm der Trank in den Kopf stieg. Ihm schwindelte, ein leichter, angenehmer Schwindel, der ihn mutig werden ließ. »Und sollte ich mich Euch anschließen, holde Petrissa, werde ich hierbleiben müssen, mir eine Frau nehmen.«
    Sie errötete, schaute zu Boden. Ihr Geruch stieg ihm wieder in die Nase. Duftete sie wirklich, war es die Erinnerung? Er vermochte es nicht zu sagen, es war unwichtig. Er führte den Krug an die Lippen und trank in tiefen Zügen. Diese prallen roten Lippen, diese Brüste unter ihrem Kleid, Ludger spürte sein Herz schlagen, die Hütte begann sich um ihn zu drehen. Was bemächtigte sich da seiner? Mit Irmgard war es anders gewesen, sie war es gewesen, die ihn mit sich gerissen hatte, er hatte es geschehen lassen. Aber Petrissa? Er wußte kaum, wie ihm geschah, wußte nur, er begehrte sie. Pribislaw? Selbst der vermochte ihn nicht zu schrecken. Ludger schloß die Augen, atmete tief ein und aus,

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