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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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grauste bei dem Gedanken, durch das Kloster zu schleichen, davor, erwischt zu werden. Sie wußte zu genau, daß man hier mit Eindringlingen nicht zimperlich umsprang.
    Halt, eine Möglichkeit gab es noch. Bruder Ezechiel, sie kannte ihn nicht, damals hatte sie ihn nicht gesehen, genaugenommen hatte sie kaum einer hier gesehen. Ihn konnte sie nach Ethlinds Verbleib fragen oder nach dem Zupan.
    Sie warf einen Blick um die Ecke, noch immer war niemand zu sehen. Leiser Gesang sickerte durch die Mauern der Kirche, schwang sich in die Luft. »Dominus sanctus.« Mehr konnte sie nicht verstehen. Es würde noch eine Weile dauern, bis Bruder Ezechiel aus der Kirche kam. Es widerstrebte ihr, doch konnte sie die Zeit nicht so sinnlos verstreichen lassen. Sie mußte sie nutzen und selber im Keller nachsehen. Wenn, ja, wenn ihre schlotternden Knie standhielten und wenn sie den Weg dorthin fände. Sie versuchte sich zu erinnern. Am Abort vorbei, durch einen Schlafsaal, eine Treppe hoch, eine andere hinab; die Nerven zum Zerreißen gespannt, hangelte sie sich an ihrer Erinnerung entlang.
    Endlich stand sie vor der Tür, die in den Keller führte, und wieder bewunderte sie Ethlind dafür, daß es ihr gelungen war, diesen Weg ausfindig zu machen. Fackeln erleuchteten dürftig die Treppe und den Gang. Ganz hinten in dem Vorratsraum war der Zupan untergebracht gewesen, und hier auf dieseTür hatte Ethlind gezeigt, als sie nach dem Mann aus Cathay gefragt hatte. Roswitha trat näher, der Riegel war zurückgeschoben, die Tür nur angelehnt. Sie drückte sie langsam auf, spähte in den Kellerraum. Ein Hauch von Weihrauch erfüllte die Luft. Nichts weiter, der Raum war leer, leer wie das Loch unter der Treppe in Repgow, leer wie ihre Hoffnung, endlich ein Stück weiterzukommen. Einzig die zusammengefalteten Decken in einer Ecke ließen ahnen, daß hier überhaupt jemals ein menschliches Wesen untergebracht gewesen war. Der Mann aus Cathay war tot, gestorben an den Qualen, die ihm der grausame Abt zugefügt hatte. Das war ihr erster Gedanke. Was aber, wenn Ethlind schon dagewesen war, ihn bereits ausgelöst hatte? Nun, dann mußten sie noch hier im Kloster sein, wären wohl nur woanders einquartiert. Unmöglich konnte sie mit ihm schon weggegangen sein. Die Zeit war zu kurz, außerdem der Mann dazu nicht in der Lage gewesen. Ihre Hoffnung schwand, wenigstens noch den Zupan anzutreffen. Sie täuschte sich nicht, auch dieser Raum war offen, bis auf zwei halbvolle Säcke mit Äpfeln an der Wand leer, aufgeräumt, gefegt. Roswitha schlug mit der flachen Hand gegen die Wand. Das ganze Wagnis für nichts und wieder nichts. Noch einmal schlug sie, fester, und vor Schmerz atmete sie zischend ein. Dann eben Bruder Ezechiel oder irgendein anderer Bruder. Nur nicht Hagatheo oder gar der Greif selbst. Das fehlte ihr noch. Bei ihrem Glück war es durchaus möglich, daß sie gerade einem von ihnen in die Arme lief.
    Tief durchatmend und unendlich erleichtert stand Roswitha wieder vor der Tür zum Gästehaus. Keiner der Brüder war hier, nur ein alter Mann schlurfte ihr entgegen.
    »Bruder Ezechiel?«
    »In der Kirche.« Seine Stimme war ein häßliches Krächzen. Plötzlich grinste er zahnlos, breitete die Arme aus, fing an, wie ein aufgebrachter Schwan damit zu schlagen, und kreischte:»Lamm Gottes, Lamm Gottes, dein Blut, dein Blut, gib es mir.«
    Ein Irrsinniger. Roswitha wich einen Schritt zurück und kreuzte die Finger; man konnte nie wissen.
    »Kaspar, beruhige dich.« Mit wehender Kutte kam ein Mönch angerannt, das Gesicht gerötet. »Kann man dich denn keinen Augenblick aus den Augen lassen.« Er legte dem Mann einen Arm um die Schulter und sandte ein entschuldigendes Lächeln in Roswithas Richtung. »Er tut nichts, keine Angst. Komm, Kaspar, geh wieder hinein.«
    Der Mann folgte dem Mönch, drehte sich auf der Schwelle noch einmal um, seine Augen blitzten vor Vergnügen. »Blut!« Ein dünner Speichelfaden rann aus seinem Mundwinkel.
    Es dauerte nicht lang, da kehrte der Bruder zurück, wischte sich mit einem grauen Leintuch über den Nacken und ließ sich schwer auf die Bank neben dem Eingang sinken. Mit einer Geste lud er Roswitha ein, neben ihm Platz zu nehmen. »Ihr müßt entschuldigen, aber Kaspar ist ganz friedlich. Wir wollen ihn nicht einsperren, nur weil er ab und zu diese Anfälle hat. Er denkt dann, er sei das Lamm Gottes. Nun, es gibt Schlimmeres, nicht wahr. Aber nun zu Euch, was kann ich für Euch tun.«
    »Ihr seid Bruder

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