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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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wollten.«
    Neben Irmgard entglitt ein gerade angehobener Becher der Hand des Trinkenden und polterte auf den Tisch. Eilig wischte der Page den Wein fort und stellte den Becher wieder an seinen Platz. Irmgard schenkte ihrem Tischnachbarn einen verwunderten Blick.
    »Otto mag ja mit einem Spielzeugpferd noch etwas anzufangen wissen, aber für solche Späße ist Herr Ludger doch zu alt, denke ich.« Sie gab ein feines Lachen von sich, als sie merkte, daß Röte auf ihre Wangen stieg. »Verzeiht, ich wollte Euch nicht verletzen. Der Arme, er ist ja in großer Gefahr! Gibt es Neuigkeiten in dieser Sache?« wandte sie sich ihrem Tischnachbarn zu. Als dieser schwieg, wiederholte sie ihre Frage.
    »Hm … entschuldigt … hm … der Bruder müßte den Grafen erreicht haben … er hat Repgow noch am Abend des Tages verlassen, als Ihr von der Erpressung erfahren habt. Da ist auch die Eichholz verschwunden. Ja.«
    »Habt Dank, daß Ihr einen Eurer Leute losgeschickt habt«, bemerkte Eike von Repgow.
    »Das ist doch selbstverständlich. Ich bin sicher, Bruder Markus wird uns bald gute Nachrichten von Eurem Neffen bringen. Zudem werde ich selbst bald zu Graf Heinrich aufbrechen und mich persönlich um die Rettung Ludgers kümmern. Seid also unbesorgt, Frau Irmgard. – Nun, es ist bald Zeit für das Abendgebet. Außerdem wollen meine Schäfchen gehütet werden. Entschuldigt mich daher.«
    Thaddäus von Hildesheim erhob sich und verließ die Halle.
    Am nächsten Morgen klagte Irmgard von Thüringen über grausame Kopfschmerzen und versicherte, sich nur selten so schlecht gefühlt zu haben. Thaddäus fand keine ermunternden Worte für sie. Vielmehr wies er sie darauf hin, daß Völlerei eine Sünde sei und sie ihren Zustand somit als Strafe ihrer Untugend ansehen möge.
    Im Grunde kam ihm das gut zupaß. Wenn sie in ihrem Gemach blieb, kam sie ihm nicht in den Weg. Bevor er aufbrach, mußte er Gewißheit haben. Die Wahrscheinlichkeit war gering, aber der Zufall, oder besser: die Vorsehung, ging nur allzuoft erstaunliche Wege – das hatte Thaddäus sattsam erleben können. Grimmig rief er die Jungen.
    »Müssen wir …«, setzte Johann an, verstummte aber augenblicklich, als er in Vater Thaddäus’ Gesicht sah. Mit hängenden Köpfen und der unbestimmten Vorahnung, daß sie eine Strafpredigt für was auch immer erwartete, folgten sie dem Mönch.
    »Die Zehn Gebote werden wir uns heute vornehmen. Auchhier in Repgow kann es den jungen Herren nicht schaden, ihren Kopf zu benutzen.«
    Thaddäus schloß die Tür zu dem Kämmerchen, das er für den Unterricht gewählt hatte: Angelehnt an die Kapelle, aus Steinwänden erbaut, schützte sie nicht nur sicher vor Störungen, es drang auch kein Laut nach draußen. Mit unheilverkündender Miene schritt er zwischen seinen Schülern einher und ließ sich Gebot auf Gebot zitieren. Als Johann sagte: »Du sollst nicht stehlen«, blieb Thaddäus stehen. Daß er gerade hinter den beiden stand, beugte ihre Rücken noch mehr.
    »Du sollst nicht stehlen«, wiederholte Thaddäus. »Ganz recht. Du sollst nicht stehlen. Ein gutes Gebot, nicht wahr?« Die beiden Jungen nickten. »Ein Gebot, das die Welt zusammenhält, könnte man sagen. Was geschähe wohl, wenn ein jeder nähme, was des anderen Besitz ist? Nun?«
    »Mord und Totschlag«, brachte Johann hervor.
    »Wohl wahr. Damit wären wir schon bei einem anderen Gebot: Du sollst nicht töten. Aber verweilen wir noch bei dem vorangegangenen. Diebstahl bedeutet auch, Vertrauen zu brechen. Diebstahl ist eine Schande!« polterte Thaddäus. Johann und Otto fragten sich verzweifelt, was sie bloß angestellt hatten.
    »Und was nun mag Diebstahl sein? Ist es vielleicht auch Diebstahl«, er beugte sich zu den beiden hinunter, »ist es vielleicht auch Diebstahl, wenn man etwas Unbedeutendes wegnimmt? Etwas, von dem man glaubt, es besäße keinen Wert? – Natürlich ist es Diebstahl. Vielleicht kennt ihr ein Beispiel?« Johanns und Ottos Hände schwitzten. Sie hatten noch immer nicht begriffen, worauf Vater Thaddäus hinauswollte. »Wie wäre es mit einem Säckchen. Einem unscheinbaren Säckchen, vielleicht aus Leder. Wenn der eine dem anderen ein solches Säckchen wegnimmt, ist das dann Diebstahl?«
    »Wir haben es gar nicht weggenommen!« brach es aus Johann heraus. »Das haben wir gefunden!«
    Thaddäus richtete sich wieder auf. Schwer legte sich seine Hand auf Johanns Schulter. »Wenn man etwas findet, und man nimmt es mit, ist das dann etwa kein

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