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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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Herr Erzbischof Euch bitten läßt.« Eike von Repgow hob sein Glas. »Eure Anwesenheit ehrt uns. Ich hoffe, es ist alles zu Eurer Zufriedenheit!«
    Irmgard von Thüringen schenkte ihm ein Lächeln. »Es ist wahrlich angenehm, bei Euch zu weilen. Seht nur die beiden jungen Herren Johann und Otto, sind sie nicht fröhlich wie kleine Löwen? Überhaupt fühlt man sich fern der Sorgen, die einen bei Hofe quälen. Schon die Mahlzeiten dort sind anstrengend. Man redet ohne Unterlaß und muß jedem sein Ohr leihen.« Irmgard nahm einen tiefen Schluck. Es war ihr anzusehen, daß sie dem Wein zugesprochen hatte. Nach Kräften bemühte sie sich, sich nichts davon anmerken zu lassen, aber heute fiel ihr das Verstellen schwer. Sie wußte es und hatte erstaunt erkannt, daß es ihr nichts bedeutete: Eike von Repgow speiste nur mit seinen Gästen und einer Handvoll Vertrauter. Wenn sie auf die Verschwiegenheit eines Mannes setzen konnte, dann auf die Eikes von Repgow. Und ihre Begleiter – die waren sorgfältig ausgewählt. Also erlaubte sie es sich, ein wenig dem Rededrang nachzugeben, den sie nach einigen Bechern Wein verspürte. »Wißt Ihr, ich beneide Euch, Herr Eike von Repgow. Ihr könnt Euch Eurem Buch widmen und Euren Gesetzestexten, dazu hätte unsereins ja gar keine Zeit! Ständig wird man verlangt. Ja, bei Euch spürt man gleich die Ruhe. Das schätze ich an diesem Gut.«
    Eike von Repgow fuhr mit pedantischem Gleichmut fort,die Gräten aus seiner Forelle zu ziehen. Immerhin neigte er dankend das Haupt. Wenn es Irmgard daran mangelte, ihr Wohlsein zu verbergen, so mangelte es Eike daran, Interesse zu heucheln. Was Irmgard nicht störte.
    »Ihr habt stets ein Ohr, Herr von Repgow, und Ihr unterbrecht nicht ständig, wie es anderer Leute Angewohnheit ist« – sie warf einen finsteren Blick auf einen ihrer Begleiter, der keinen Augenblick im Schmausen innehielt –, »ja, wahrlich, bei Euch findet man die Ruhe, der jeder Mensch doch so sehr bedarf.« Irmgard von Thüringen hob ihren Becher an die Lippen. Der Wein bettete ihr Haupt in weiche Kissen. Das Stechen, das sie gelegentlich im Schädel spürte, wurde erträglich, und ebenso wurden ihre Wut und ihr Entsetzen über den Anlaß für diesen Schmerz besänftigt. Die Beule hatte sie als Unfall abgetan und dem Zorn über die unbeschreibliche Demütigung dadurch Luft gemacht, daß sie dem nächstbesten Pagen eine Maulschelle verpaßte. Seine Wange war für Tage gerötet gewesen, obwohl die Wucht von seinen schulterlangen Haaren gemindert worden war. Mit einer gewissen Zufriedenheit bemerkte sie, daß die Spuren ihres Schlages mittlerweile verschwunden waren, als der hochaufgeschossene Junge sich vorbeugte und ihr Wein nachschenkte. Seinen entsetzten Blick würde sie so bald nicht vergessen. Den Blick von Thaddäus allerdings auch nicht. Er hatte sie durchschaut, obwohl sie ihn ebenso barsch zurückgewiesen hatte wie die anderen, die sich nach der Ursache für die beträchtliche Beule erkundigt hatten. Sie fröstelte. Rasch nahm sie einen weiteren Schluck, es war ein anderer Wein jetzt, etwas leichter, aber dafür trockener als der vorangegangene. Geradezu sauer für ihren Geschmack. Sie runzelte die Stirn.
    »Es ist wunderschön hier, Herr Eike, wahrlich. Aber diese Frau, die hier aufgetaucht ist …«
    Eike sah von seinem Teller auf. »Nun, das war eigenartig,nicht wahr? Wir pflegen sie gesund, und kaum kann sie gehen, ist sie auf und davon. Ja, die Natur ist sonderbar … Nicht ungewöhnlich … ich erinnere mich an einen Fall aus meiner Jugendzeit …« Ohne den Satz zu beenden, versank er in Schweigen und schob sich ein Stück Fisch in den Mund.
    »Ja, sonderbar, das ist das richtige Wort«, stimmte Irmgard ihm zu. Es schien, als stachle die Erinnerung ihren Durst noch an, obwohl sie sich größte Mühe gab, ihn zu stillen. »Ah, und was sie über Herrn Ludger gesagt hat … wie steht es eigentlich um Euren Neffen? Schrecklich, er in der Hand der Heiden!«
    Eikes abwesender Blick zeigte für einen Augenblick Besorgnis. »Eine gute Frage. Auch so eine Absonderlichkeit. Ein Bote ist mit einem Säckchen zum Grafen gekommen, und stellt Euch vor, darin ist ein Spielzeugpferd gewesen.«
    »Ein Säcklein mit einem Spielzeugpferd darin?« Irmgard lachte auf. Dieser Wein …
    »Der Bote hat auch von einem Säcklein mit einem Samen der Gewalt gesprochen.« Eike lachte trocken. »Selbst Johann und Otto haben von einem Säcklein erzählt, für das sie Lösegeld nehmen

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