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Die sieben Schätze des Yoga

Die sieben Schätze des Yoga

Titel: Die sieben Schätze des Yoga
Autoren: Gräfe und Unzer
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den Kick gegeben, wieder zurück zur indischen Philosophie zu gehen.
    Yoga und Religion:
    Der klassische Yoga Patañjalis entstand vor etwa 2000 Jahren. Die Sichtweise auf die Natur des menschlichen Geistes und das Sein versuchte ganz bewusst, die Religionen Indiens nicht mit einzubeziehen. Damit stand dieser atheistische Yogaweg im Gegensatz zum Hinduismus und wurde deshalb immer wieder heftig von der Priesterkaste (den Brahmanen) angegriffen.
    Du bist sehr innig der Tradition Krishnamacharyas verbunden. Warum wurde gerade dieser Lehrer so wichtig für dich?
    Ich bin ja zuerst Schüler von Desikachar geworden und habe so das Yoga Mandiram mit 23 Jahren kennengelernt. Ich kam damals aus der brahmanischen Tradition, hielt mich aber für modern und stand deshalb natürlich in großer Distanz zu der konservativen Tradition. Ich hatte sehr viele Berührungsängste mit jemandem wie Krishnamacharya, der äußerlich so ein traditionelles Bild bot. Solch ein Lehrer schien mir für mich zu heilig. Sein Sohn Desikachar dagegen machte einen total modernen Eindruck. Ich glaube, das war für mich ganz wichtig.
    Ich hatte davor verschiedene Yogarichtungen kennengelernt. Ich wusste von Menschen aus meiner Familie und auch von anderen Personen, dass Yoga sehr viel mit Asanas zu tun hat. Bei den Traditionen, mit denen ich bis dahin Kontakt hatte, lag der Schwerpunkt dagegen auf Meditation.
    Und da ich ein sehr skeptischer Mensch war und bin, habe ich gesagt: »Ich werde Yoga lernen!« – meinte aber: »Ich will lernen, den Geist zu verstehen.« Aber Desikachar hat gesagt: »Das geht nicht, du musst erst mal Asanas machen.« Er hat mich korrigiert und gesagt: »Ich bringe dir nicht Yoga bei, ich bringe dir Asanas bei.« Das hat mich ziemlich erschüttert, denn schließlich war ich mit der Vorstellung gekommen, ich würde bald alles verstehen und alles durchschauen. Als ich zuvor bei den Meditationslehrern gewesen war, hatten mir Asanas gefehlt, aber trotzdem habe ich im Yoga nicht Asanas gesucht, sondern etwas Geistiges. Und da sagt Desikachar mir: » Du kriegst nichts Geistiges! Du kriegst erst mal etwas Körperliches!« Und – was mich auch an dieser Tradition fasziniert hat, war, dass neben diesen vielen körperlichen Übungen eine ganz intensive Beschäftigung mit den Schriften zu meinen Studien gehörte. Damit wurden dann aber schließlich doch auch meine geistigen Bedürfnisse erfüllt.
    Vedanta ist eine der Sichtweisen der indischen Philosophie, in der die absolute Einheit des Menschen mit allem Sein und mit dem göttlichen Urgrund (Brahman) im Mittelpunkt aller Lehren steht.
    Was ist das Herzstück deiner eigenen Yogapraxis?
    Das Herzstück sind meine Yogaübungen, und es geht mir dabei um die mentale Einstellung, mit der ich übe. Ich beziehe mich auf Patañjalis Yoga-Sutra ( > ), und zwar auf die Anleitung, wie man Asanas üben soll. Es ist die Idee des ananta samapathi (Yoga-Sutra 2.47), was wörtlich übersetzt bedeutet, mit dem Unendlichen verbunden zu sein. Das heißt, dass ich mich, während ich übe, nicht nur auf meinen Rücken konzentriere oder darauf, wie meine Pose aussieht, was meine Probleme sind oder in welcher Verfassung mein Geist ist und so weiter – sondern ich versuche, mit etwas Unendlichem in Verbindung zu kommen.
    Ananta ist das Wort für das Unendliche, aber auch das Wort für die Schlange, und das heißt, es ist auch das Wort für Prana.
    So ist es also Prana, über den du dich mit der Unendlichkeit verbindest, weil es der pranische Atem ist, der dich am unmittelbarsten mit der Weite verbindet. Wenn du das Fenster einen kleinen Spalt aufmachst, besteht zwischen der Luft hier und draußen kein Unterschied. Wir sagen zwar, dass wir draußen oder drinnen im Raum sind, aber man kann nicht sagen, das ist die Innenluft und das die Außenluft. Das ist lächerlich, denn die Luft ist ständig in Bewegung. Deshalb kann ich auch nicht sagen, das ist mein Innenraum, denn es ist ein ständiges Miteinander-Verschmelzen. Insofern sind wir über den Atem ständig mit der Weite verschmolzen, mit dem kosmischen Raum. Das ist ein Bhavana, also eine positive mentale Einstellung, verstehst du?
    Ich glaube, die mentale Einstellung ist sehr wichtig für die Verwirklichung im Yoga. Und ich finde es interessant, dass Patañjali dies bereits für die Asanas sagt, denn diese Einstellung können wir dann immer weiterentwickeln, bis hin zur Meditation. Da brauchst du eine ähnliche Einstellung, mit deren Hilfe du sozusagen
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