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Die sieben Schätze des Yoga

Die sieben Schätze des Yoga

Titel: Die sieben Schätze des Yoga
Autoren: Gräfe und Unzer
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den Kosmos in dir entdeckst.
    Verwirklichung: In der indischen Philosophie wird die Ansicht vertreten, dass unseren Wahrnehmungen und Erfahrungen keinerlei Wirklichkeit (im Sinne von Objektivität) innewohnt. Durch den Yoga können wir den Geist so weit beruhigen, dass er dem Wahrgenommenen keine Wertungen oder Kommentare mehr hinzufügt. Wenn sich dies als dauerhafter Zustand zeigt, wird ein Mensch als »verwirklicht« bezeichnet.
    In Indien wird Yoga wieder zunehmend Teil des Alltags. Besonders die Frauen beginnen nun auch, den Yoga zu entdecken.
    Was ist das Herzstück deiner Yogalehre?
    Mir ist mehreres beim Unterrichten sehr wichtig. Zum einen ist es der Atem! Als Lehrer schaue ich auf den Atem. An ihm merke ich, ob der Rhythmus, ob die Übung überhaupt für den Menschen stimmt. Wenn jemand übt und der Atem nicht stimmt, dann weiß ich, dass irgendetwas grundsätzlich nicht stimmt. Um als Lehrer immer besser zu unterrichten, schaue ich immer genauer auf den Atem. Und die Schülerin oder der Schüler lernt auch für sich, mehr und mehr auf den eigenen Atem zu achten, weil ihr/ihm der Atem so wichtig ist.
    Des Weiteren sind für mich die Augen sehr wichtig, insbesondere der Blick. Er zeigt, wo jemand jetzt gerade ist. Man kann es nicht immer erkennen. Aber oft ist es ein wichtiges äußeres Signal. Selbst wenn jemand die Augen geschlossen hat, merkt man schon an den Augäpfeln, an der Ausrichtung der Pupillen, wohin der Blick gerichtet ist.
    Wenn ich anleite, mache ich darauf aufmerksam, wohin der Schüler schaut. Ich habe beispielsweise einen Schüler, der ein sehr beweglicher Typ ist. Er übte ein Asana, das ziemlich anstrengend war, auch was die Balance betrifft; aber er hatte so einen unglaublich konzentrierten Blick.
    Bei so einem ruhigen und konzentrierten Blick weiß ich, dass ihm das Asana gelingt. Und manchmal gelingt ein Asana nur aus reiner Körperkraft – und die Augen sind nicht ruhig und nicht so fokussiert.
    Und drittens ist das Yoga-Sutra wichtig. Du weißt ja, ich beziehe mich immer darauf, bei allen Antworten. Die Sutras sind für mich eine Botschaft, sie sind für mich Indiens Weisheit, und als Inder hier im Westen ist es sozusagen mein Auftrag, diese Botschaft zu vermitteln.
    Das Yoga-Sutra entwirft ein Bild, das Körper und Geist nicht trennt. So können Körper und Geist und deren Probleme als eins betrachtet und behandelt werden – und nicht nur der Körper, der Geist und seine Probleme für sich. Das ist ganz einmalig. Das Yoga-Sutra ist insofern ein Psychologiebuch, weil es den Geist beschreibt. Aber es ist auch ein holistisches Gesundheitsbuch oder ein medizinisches Buch, weil es den Körper betrachtet und das Zusammenspiel von Körper und Geist.
    Gibt es ein Asana oder ein Pranayama, das deiner Ansicht nach idealerweise jeder Mensch lernen sollte?
    Mir ist es ganz wichtig, dass ein Mensch lernt, sich gut zu bewegen, denn das ist notwendig für eine gute Haltung. Ich denke bei »Bewegen« besonders an das Beugen und Aufrichten, was wir ohnehin im täglichen Leben so oft machen müssen. So ist es besser, beim Runtergehen – um zum Beispiel etwas vom Boden aufzuheben – die Knie zu beugen. Und danach, beim Aufrichten, ist es hilfreich, mit geradem Rücken hochzukommen, weil dann die aktiven Rückenmuskeln die Wirbelsäule halten.
    Außerdem ist es unverzichtbar, das Ausatmen zu lernen. Bei Patañjali heißt es: »Wenn du mental unruhig bist, musst du lernen, vollständig auszuatmen und diese Atemleere etwas zu halten« (Yoga-Sutra 1.34). So ist meine wichtigste Regel, ganz bis zum Ende auszuatmen und dann einen Moment innezuhalten. Die zweite Regel ist, den Einatem wirklich kommen zu lassen. Nie in Panik geraten und nach Luft schnappen, sondern darauf vertrauen, dass der Einatem kommt. Wenn du genügend ausgeatmet hast, kommt der Einatem – vertrau nur darauf. So atmest du aus, und dann lässt du absolut los und machst gar nichts. Wenn es dir wirklich gelingt, immer passiver zu werden, dann wird der Einatem sogar langsamer, immer langsamer. Also profitiert auch der Einatem sehr davon, und es wird viel in dir heilen, wenn du den Einatem kommen lässt.
    Gibt es ein Motto, das du uns mit auf den Yogaweg geben magst?
    Ein wichtiger Leitsatz ist für mich Patañjalis Sutra 2.15: »Wenn der Durst sowohl nach bekannten Objekten als auch nach Objekten, von denen wir nur gehört haben, versiegt, bleibt das Bewusstsein im Gleichgewicht, und Gleichmut entsteht.« Dazu mein Kommentar: Gleichmut
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