Die sieben Schätze des Yoga
Beispiel wurde, dem ich folgen wollte.
Was ist das Geschenk, das Dhirendra Brahmachari mit seinem Yoga der Welt machte?
Dhirendra Brahmachari hat in dieser schnelllebigen Zeit etwas hinterlassen, das von dauerhaftem Wert ist. Heute, wo die Menschen meinen, dass alles modernisiert und überarbeitet werden muss, sogar der Yoga, ist es notwendiger denn je, dieses uralte Wissen zu bewahren. Es ist zeitlos und verbindet sich nahtlos mit jedem Individuum, ungeachtet seiner Herkunft, seines Berufs, seiner Religion oder seines Geschlechts. Echter Yoga ist das größte Geschenk Gottes an die Menschheit, und Yogis wie mein Guru tragen dazu bei, dass die Glut dieses archaischen Yoga nie erlischt. Ich selbst erfahre die Größe und Schönheit dieses Yoga am eigenen Leib, ich durfte mich emanzipieren und befreien und bin stolz darauf, mein ganzes Leben dieser prächtigen Yoga-Shakti widmen zu dürfen. Noch bin ich selbst ein Schüler und weit davon entfernt, die höchsten Stufen des Yoga zu kennen, wie sie in den Lehrtexten beschrieben werden. Aber was ich davon kenne, nährt in mir das Bewusstsein, dass alles, was in den alten Schriften geschrieben steht, wahr ist und von jedem Menschen verwirklicht werden kann, wenn er sich anstrengt.
Was ist das Herzstück deiner Yogalehre, der du seit über dreißig Jahren folgst?
In meinem Unterricht geht es nur um die Lebensenergie Prana. Ich möchte, dass meine Teilnehmer merken, was Prana ist, und dass sie lernen, davon so viel wie möglich aufzunehmen. Ein Herzstück meiner Yogapraxis sind deswegen die vielfältigen Gelenk- und Reinigungsübungen des Yogic Sukshma Vyayama, so wie sie von Dhirendra Brahmachari gelehrt wurden. Die Basis bilden die in »Yoga hilft heilen« beschriebenen 48 Übungen sowie eine Vielzahl von Varianten, die ich von meinem Guru auch gelernt habe. Sie reinigen, beleben und kräftigen sowohl den Körper als auch den Geist und helfen, die Kraft von Prana zu erfahren und zu verstehen. Gleichzeitig erlernen wir mithilfe dieser Übungen, Kontrolle über unser gesamtes Nervensystem zu erlangen – und damit über einen Teil unserer Selbst, der sich normalerweise unserem Zugriff entzieht.
Shakti ist im Tantra die Schöpfungskraft und Lebenskraft. Sie ist diejenige, die etwas lebendig und wirksam macht. Die Yoga-Shakti ist also die Kraft, die unsere Yogaübungen wirksam werden lässt.
Was ist das Herzstück deiner Yogapraxis – also deines eigenen Übens?
Vor allem das unermüdliche und beständige Üben, also meine Sadhana, mein persönliches Übungsprogramm. Dhirendra Brahmachari legte großen Wert darauf, dass ich ein umfassendes Programm absolvierte, zu dem neben den Asanas, Pranayamas und Reinigungsübungen auch die Meditation sowie das Lesen der heiligen Schriften gehören. Die tägliche Praxis ist absolut unverzichtbar, denn die Kraft – die Shakti –, die wir mit dem Yoga wecken, wird nur so am Leben erhalten und kann sich nur dadurch weiterentwickeln und entfalten. Diese Kräfte sollen mir eines Tages helfen, die letzten Stufen des Yoga zu erklimmen. Ich strebe aus tiefstem Herzen nach meiner Selbstverwirklichung und bin fest verankert in meinen yogischen Gelübden. Das Ziel im Yoga, so wie es mich mein Guru gelehrt hat, ist die Verwirklichung des göttlichen Selbst durch praktische Hatha-Yoga-Übungen, Hingabe, Glaube, Vertrauen und Ausdauer.
Weitere wesentliche Aspekte meiner Sadhana bilden Tapas, der Verzicht, und Brahmacarya, die sexuelle Zurückhaltung. Dabei muss man wissen, dass in der Tradition von Dhirendra Brahmachari und in der gesamten echten Hatha-Yoga-Tradition, die zutiefst tantrisch ist, Sex nicht als schlecht angesehen wird. Es kann jedoch sein, dass der Guru von seinen engsten Schülern den Zölibat verlangt, damit sich die Energie in ihnen richtig anzuhäufen beginnt, was für die Erweckung der Kundalini unabdingbar ist. Es handelt sich dabei aber nicht um den erzwungenen Zölibat einer katholischen Kirche, sondern um das Sublimieren der Sexualkraft mittels eigens dafür entwickelter subtiler Techniken. Für Leute, die ein normales Familien- und Sexualleben pflegen, gibt es so strenge Vorschriften nicht. Aber auch für sie sind diese Übungen von größtem Wert, helfen sie doch, uns zu gesunden Menschen zu entwickeln, die in der Lage sind, die Kraft und die Potenz bewusst und verantwortungsvoll und somit richtig zu gebrauchen. Wenn jemand wirklich und ernsthaft versucht, Verzicht und sexuelle Zurückhaltung zu praktizieren, dann
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