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Die sieben Weltwunder

Die sieben Weltwunder

Titel: Die sieben Weltwunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Thiele
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Alexander und seiner Makedonen vorgestellt: »Es war die erste wahrhaft morgenländische Großstadt, die sie sahen; ungeheuer in ihrem Umfang, voller Bauwerke der staunenswürdigsten Art … dazu die endlose Menschenmenge, die hier aus Arabien und Armenien, aus Persien und Syrien zusammenströmte; dazu die überschwengliche Pracht und Lüsternheit des Lebens, der tausendfältige Wechsel raffinierter Wollust und ausgewählter Genüsse; dieser ganze märchenhafte Zauber morgenländischer Taumellust ward hier den Söhnen des Abendlandes als Preis so vieler Mühen und Siege.« Ein überwältigender Eindruck, den auch eine in allen Farben von Tausendundeiner Nacht leuchtende Szene in dem Film »Alexander« von Oliver Stone wiedergibt.
    Die Makedonen haben die Wälle des Nebukadnezar vom Stadtinneren her mühelos wie Touristen bestiegen, über bequeme Treppen und Rampen. Sie ließen sich das Wunderwerk von den schönen, fremden Soldaten zugeneigten Babylonierinnen zeigen und sind auf der Wallkrone spazierengegangen.
    Nur ein Teil der Krieger ist sieben Jahre später mit Alexander aus Indien nach Babylon zurückgekehrt. Von hier aus wollte der nunmehr zweiunddreißigjährige König die Welt regieren. Möglicherweise hat eine Mücke diesen großartigen Plan vereitelt: Alexander starb an einem mysteriösen Fieber, wahrscheinlich an der Malaria. Das Weltreich zerfiel, Babylon, als sein Mittelpunkt gedacht, sank zur Kleinstadt, am Ende zu einem elenden Dorf herab, das schließlich verlassen wurde und das der Wüstensand zuwehte.
    Im 19. und 20. Jahrhundert war Babylon kaum mehr als eine Haltestelle der irakischen Eisenbahn, die Bagdad mit Basra verbindet. Heute künden die Ausgrabungen, unter anderem die wiederhergestellte Prozessionsstraße, von der einstigen orientalischen Pracht.
D IE SAGENUMWOBENE S EMIRAMIS
    Außer den ägyptischen Pyramiden haben sich die legendären »Hängenden Gärten der Semiramis« wohl am Besten in unser Gedächtnis eingeprägt. Wer auch nur zwei oder drei der Sieben Weltwunder aufzuzählen vermag, wird sie bestimmt nennen. Man erinnert sich vielleicht, dass davon in der Schule die Rede war und wie man sie sich vorgestellt hat: Ein zwischen Himmel und Erde schwebender, irgendwie aufgehängter Garten, eine riesige blühende, duftende, schwingende Hollywood-Schaukel – das musste die Kinderphantasie bewegen.
    Doch wer war die Namengeberin oder angebliche Urheberin der Hängenden Gärten? Wie in Ur und Assur, so war Semiramis auch in Babylon die Herrin des Priesterkönigs, dem sie »Stab und Ring, die Zeichen der Macht, übergab«. Eine teils sagenhafte, teils historische Figur. So wurde schon Ammuramat, die Frau des Schamschi-Adad genannt, die um 800 v. Chr. gelebt hat und von sich schreiben ließ: »Mitten in meiner Politik und meinen Kriegen fand ich Zeit, die Begierden meines Leibes zu sättigen.«
    Die Hängenden Gärten werden aber erst vier Jahrhunderte später erwähnt (übrigens im Singular, als Hängender Garten). Nach einem Bericht des jüdischen Schriftstellers Flavius Josephus, der im 1. Jahrhundert n. Chr. lebte, wurden die Hängenden Gärten von Nebukadnezar angelegt, um seiner aus Medien stammenden Gemahlin eine Freude zu machen. Wenn auch die Überlieferung nicht bestätigt ist, so hält man es heute doch für möglich, dass Semiramis eine Königstochter aus den Bergen Persiens war, die nach ihrer Heirat im Flachland Babyloniens unter Heimweh litt. Nebukadnezar kümmerte sich mehr um seine Feldzüge und seine architektonischen Ideen, aber vielleicht hatte er soviel Mitgefühl, seiner Gemahlin einen Garten anlegen zu lassen, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte, voller Farbenpracht und Duftrausch, die sie an ihre Heimat erinnern sollten.

    Zeichnung vom Panorama der Hängenden Gärten in Babylon
    Doch sowohl Erbauer wie Standort des Gartens sind in der Forschung nach wie vor umstritten.
T ERRASSENGÄRTEN AUF DEM D ACH
    Entstanden sind die Hängenden Gärten zwischen 600 und 400 v. Chr., wahrscheinlich als eine Art riesiger Dachgarten, blühende Terrassen hoch über dem Euphrat, auf gleicher Höhe mit den höchsten Türmen der Stadtmauer.
    Die Geschichtsschreiber berichten in verschiedenen Variationen von den Gärten neben, an, in oder über dem Königspalast. Bei Ausgrabungen in Babylon wurde eine dreißig Meter hohe quadratische Plattform mit einer Seitenlänge von 106,5 Metern entdeckt – möglicherweise ein Verbindungsstück zwischen dem Palast und dem Euphrat, die

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