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Die sieben Weltwunder

Die sieben Weltwunder

Titel: Die sieben Weltwunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Thiele
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Denkmal, das von seiner großen Verehrung alles Griechischen ebenso zeugte wie der Stilmix, mit dem er unbedenklich mesopotamische, persische und griechische Einflüsse verband.
D IE I DEE DES G RABMALS
    Trotz – oder wegen – seiner Prinzipien- und Skrupellosigkeit war Maussolos ein überaus talentierter Mann mit hochfliegenden Träumen, von ausschweifender Phantasie und gleichwohl realistischer Einschätzung. Er hätte nie zugegeben, wie begrenzt seine Möglichkeiten als kleiner Provinzfürst waren, trotz seiner Talente, trotz seines Reichtums. Er erkannte die bescheidene Rolle, die er politisch spielen konnte, trotz aller Versuche, sich im wahrsten Sinne des Wortes aufzuspielen, deutlich genug. Und er sah das kurze menschliche Leben, sein Leben als König von Karien, im breiten Strom der Zeit untergehen.
    Doch Maussolos wollte dieses unausweichliche Schicksal nicht einfach hinnehmen. Er träumte davon, etwas von ewigem Wert und Bestand zu hinterlassen, etwas, das in der Lage wäre, seinen Namen unsterblich zu machen.
    Nachruhm bedeutete den Griechen viel. Sie hatten nicht den christlichen Trost eines ewigen Lebens, das alles Elend des irdischen »Jammertals« überstrahlt. Viele von ihnen sahen sich in das Schattenreich der Toten hinabsinken. So bedeutete Nachruhm dem antiken Menschen ein Stück Unsterblichkeit. Vor den Göttern galt es nicht als Unbescheidenheit, vielmehr als ehrenhaftes Streben, Nachruhm gewinnen zu wollen. Würdig aller edlen Menschen, die sich der menschlichen Vergänglichkeit bewußt sind.
    So kam Maussolos auf den Gedanken, der uns heute schicksalsergeben und anmaßend zugleich erscheinen muss: Die größten Künstler seiner Zeit sollten ihm ein Grabmal von unvergleichlicher Kühnheit bauen, das seinen Namen über viele Jahrhunderte hinweg verkünden würde, nicht als Feldherr oder Dichter, sondern als Bauherr und König.
    Der Gedanke, dass Maussolos, ein kleiner Dynast im persischen Weltreich, der aber über genug Ehrgeiz und Geld verfügte, großen Vorbildern nachzueifern und sie nach Möglichkeit noch zu übertreffen versuchte, ist wohl nicht abwegig. Vielleicht hat Maussolos an die Pyramiden der ägyptischen Gottkönige gedacht. Er war klug genug, sie nicht einfach zu kopieren, sah sich – vermessen wie er war – jedoch durchaus in der Nachfolge großer architektonischer Ikonen, etwa der überdimensionalen Bauten Nebukadnezars in Babylon und des Grabmals des großen Kyros aus Persien. So übersetzte er orientalische Vorbilder ins Klassisch-Griechische: Das Grabmal sollte die schönsten Tempel der Zeit übertreffen, in der Harmonie der Maße, in der geographischen Lage.
    Kleinere Vorbilder zeigen die Grundanlage des Mausoleums: ein Tempel mit einer quadratischen Cella, in deren Außenwänden zahlreiche Reliefs eingelassen waren, umschirmt von schlanken korinthischen Säulen. Über dieser Peristasis eine Dachpyramide, auf deren abschließendem Gesims an den Ecken geflügelte Löwen über das Denkmal wachen. Die Grabkammer an der Südseite des Untergeschosses aus dem Felsen herausgearbeitet, ein Tonnengewölbe mit Wänden aus Marmorquadern.
    Diesen großartigen Traum muss Maussolos von Jugend auf gehegt haben, denn als er dem Vater auf den Thron von Karien nachgefolgt war, ließ er bereits die ersten Ideen skizzieren. Die Könige von Karien leiteten sich wie die Pharaonen vom Sonnengott her; sie nannten sich Söhne des Helios. Wie ein Pharao heiratete Maussolos eine seiner Schwestern, seine älteste Schwester Artemisia, die er liebte wie keinen anderen Menschen. Eine Heirat, die vermögenspolitische Vorteile mit sich brachte und unterstrich, dass wirkliche Ebenbürtigkeit bei einem Gott eben nur mit der gleichen göttlichen Herkunft gegeben sein konnte. Doch war diese Geschwisterehe, wie überliefert ist, nicht nur auf Vorteil und Anmaßung gegründet. Vielmehr soll auch Artemisia Maussolos in leidenschaftlicher Liebe verbunden gewesen sein.
E IN M ONUMENT GROßER T RÄUME
    König Maussolos wollte die ganz große Oper, die imposante Kulisse übermenschlicher Träume, ein Bauwerk von geradezu emotionaler Wucht. Wie ein moderner Bauherr ließ er einen Wettbewerb ausschreiben, der die Künstler des griechischen Kulturkreises aufforderte, Vorschläge und Entwürfe einzureichen. Die Architekten und Bildhauer erfasste eine wahre Euphorie: Ihre Ideen waren gefordert, neue Experimente schienen erwünscht zu sein, Möglichkeiten persönlicher künstlerischer Erfüllung. Die Namen der Gewinner

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