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Die sieben Weltwunder

Die sieben Weltwunder

Titel: Die sieben Weltwunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Thiele
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übrig. Sogar der große Praxiteles soll am Skulpturenschmuck mitgearbeitet haben.
    Der marmorne Artemis-Tempel in Ephesos wurde bald als »die vornehmste, größte und schönste Weihestätte des Erdkreises« bezeichnet. Der Römer Plinius nannte ihn »ein wahrhaft bewunderungswürdiges Denkmal griechischer Pracht«. Auch das Neue Testament spricht in der Apostelgeschichte vom »Tempel der großen Göttin Diana« und »ihrem himmlischen Bild«.
    Aus diesem biblischen Buch erfahren wir auch, dass Paulus, der Wanderprediger, 55 bis 57 n. Chr. in der Stadt der Artemis den neuen christlichen Glauben verkündete. Eines Tages äußerte er sich abwertend über die kleinen silbernen Nachbildungen der Göttin Artemis und des Artemis-Tempels, die in Ephesos als Souvenirs verkauft wurden. Was mit den Händen gemacht werde, ereiferte er sich, das seien keine Götter, sondern Götzen. Damit brachte er zunächst die Gilde der Silberschmiede gegen sich auf, die zu einer großen Demonstration im Theater aufriefen.
    Ihr Anführer, der Gold- und Silberschmied Demetrios, stand auf und skandierte wütende Protestschreie. Aufgebracht hielt eine flammende Rede, und die erregte Menge sprang von ihren Sitzen auf. Tausende von wütenden Stimmen vereinten sich zu einem einzigartigen, zwei Stunden anhaltenden Bekenntnis: »Groß ist die Artemis von Ephesos! Groß ist die Artemis von Ephesos!« Die Bürger von Ephesos sahen ihre alte Religion bedroht, die ihnen ein gutes Auskommen sicherte, und die Bedeutung der Stadt herabgesetzt. Fast wäre Paulus aus der Stadt gejagt worden; der Apostel des christlichen Glaubens verließ Ephesos noch am gleichen Tag mit eiligen Schritten.
D ER U NTERGANG DES T EMPELS
    Dem Vordringen der römischen Legionen im östlichen Mittelmeer – im zweiten Jahrhundert v. Chr. – und der Ausbreitung ihrer Macht mit Waffengewalt war nicht mehr Einhalt zu gebieten. Von 133 an gehörte auch Ephesos zum Imperium Romanum, verlor die Stadt wie auch andere griechische Provinzen an Glanz und Einfluss. Doch konnte Rom den Schutz des Heiligtums garantieren? Immerhin übernahmen die Römer die Göttin Artemis unter dem Namen Diana, wie einst die Griechen die Fruchtbarkeitsgöttin von Kleinasien übernommen hatten. Unter der Friedenspolitik des römischen Kaisers Augustus blühte die Stadt noch einmal auf, wurde Ephesos zu einem Faktor wirtschaftlicher, politischer und kultureller Macht.
    Im Jahr 263 n. Chr. wurde Ephesos von den Goten, die als Seeräuber das Ägäische Meer unsicher machten, barbarisch ausgeraubt und vernichtet. Sie plünderten auch den Artemis-Tempel und steckten ihn in Brand. Ein Fanal für den Niedergang der römischen Welt.
    Kaiser Konstantin der Große, der das Christentum förderte, ließ die Ruine des heidnischen Tempels abtragen. Spätere Besatzer brachten fort, was noch verwendbar erschien. Die letzten Steine, die den Abtransport nicht mehr lohnten, versanken im feuchten Erdreich. Schließlich, als die Pflüge jahrhundertelang darüber zogen, war niemandem mehr bewußt, dass dies einst heiliger Boden gewesen war.
D IE S UCHE NACH DEM VERSUNKENEN H EILIGTUM
    Mittlerweile wissen wir: Der Tempel der Artemis stand am Meer, am Rand einer tiefen Bucht, die im Verlauf von 2 500 Jahren immer kleiner wurde. Einst fuhren von hier die Schiffe aus, und über dem riesigen Dach des Tempels flogen die Möwen. Doch dann schwemmte der Fluss Kaystros alljährlich ungeheure Mengen Sand und Geröll von den Bergen herab. Der Hafen versandete, die Bucht wurde mehr und mehr zu Festland. Nur ein schmaler Kanal verband die Stadt schließlich noch mit dem Meer, statt großer Frachtschiffe, die Waren aus aller Welt heranbrachten, dümpelten nur noch kleine Fischerboote im seichten Gewässer.
    Als die Verbindung zum Meer abgeschnitten war, verfiel die Bedeutung der Stadt allmählich. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie zu einer leichten Beute für die Türken, die Araber und Seldschuken, die das Baumaterial der antiken Stadt für die eigenen Bauten nutzten. Die Osmanen, die im späten Mittelalter anrückten, dürften nicht mehr viel vorgefunden haben.
    Und dann kamen die Europäer, nicht als Eroberer, sondern als Archäologen. Doch sie standen vor einem Sumpfgebiet. Der Artemis-Tempel, den sie suchten, war längst vollständig verfallen, versunken, verschwunden. Niemand wußte mehr etwas über ihn zu sagen, er war in Vergessenheit geraten. Nicht einmal sein früherer Standort ließ sich noch feststellen.
    Allein auf der Grundlage

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