Die siebte Gemeinde (German Edition)
Locken. Emma hatte ihre Augen weit aufgerissen und blickte Elias flehend an.
»Wer sind Sie?«, fragte er. »Was wollen Sie von uns?«
»Gib mir deinen Rucksack, und quatsch nicht rum.«
Elias nickte, bückte sich und schob seinen Rucksack zu dem Mann. Dieser gab Emma gleichzeitig einen kräftigen Schubs, dass sie nach vorne auf Elias stürzte. Erst jetzt erkannte er die Waffe, die der Mann auf ihn gerichtet hatte.
»Christoph!«, schrie Emma, nachdem sie sich gefangen hatte. »Was zum Teufel soll das hier?«
»Halt deine Klappe, Emma«, sagte Christoph ruhig und deutete mit seiner Hand nach rechts. »Los, in die Ecke dort. Keinen Mucks!«
»Du kennst den Mann?«, fragte Elias erstaunt. »Wer ist das?«
»Ich bin ihr Arbeitskollege«, lächelte Christoph. »Gestatten, Christoph Schiebel, der Mann, den ihr wahrscheinlich als Letztes zu Gesicht bekommen werdet.«
»Mach keinen Blödsinn, Christoph.« Emmas Stimme war panisch. »Hier kann es sich nur um ein Missverständnis handeln.«
»Missverständnis sagst du? Dass du mir den Antiquitätenladen als Mandant vor der Nase weggeschnappt hast? Dass ihr mir die ganze Zeit mit eurer nervigen Sucherei in die Parade gefahren seid? Dass ihr euch in Angelegenheiten mischt, die euch nichts angehen? Dass ihr Dokumente besitzt, die mir gehören? Mir! Nein, das kann alles kein Missverständnis sein?«
»Von was sprechen Sie überhaupt?«
»Halt deine Klappe, Seydel, oder ich schlage dir wie deinem Vater über den Schädel. Willst du das?«
Elias ballte seine Fäuste, hielt sich aber zurück.
»Ich versteh das nicht, Christoph. Ich habe dir nichts weggeschnappt. Und wieso musstest du Robert Seydel ermorden? Und wieso …«
»Um unseren lieben Patrick nicht zu vergessen.« Christophs Gesicht verzog sich zu einer Fratze. »Dieser Drecksack hat herausgefunden, dass ich Kontakte zu der Gemeinschaft hatte. Hat mich erwischt, als ich in der Kiste mit den Ordnern des Antiquitätenladens gestöbert habe. Anschließend hat er in meinem Schreibtisch herumgewühlt und den Kaufvertrag über die Kommode gefunden …«
» Sie haben die Kommode gekauft?«, rief Elias erstaunt.
»Ja, ich. Hast du ein Problem damit, Seydel?« Er lachte. »Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich gestaunt habe, als ich sie zuhause aufstellen wollte und dieses merkwürdige Dokumentenfragment gefunden hatte. Plötzlich taten sich ungeahnte finanzielle Möglichkeiten auf. Steuerberatergehalt? Lächerlich dagegen.«
»Und als Sie herausgefunden haben, wie wertvoll Ihr Fund war, wurden Sie gierig.«
Christoph grinste. »Alles war so einfach. Patrick hat mir von dieser Apokalypsengemeinschaft erzählt. Wer die zweite Kommode gekauft hatte, hatte ich schnell herausgefunden ...« Er schüttelte übertrieben mit dem Kopf. »Tse, tse, tse, Ihr werter Vater hat sich vehement geweigert, da habe ich ihm …, tja, und danach musste nur noch dieses Versteck hier gefunden werden, und ich wäre ein reicher Mann.« Er lachte erneut. »Die ganze Schuld wird man der Gemeinschaft des himmlischen Jerusalems in die Schuhe schieben, und ich bin fein raus. Da die sich wohl alle umbringen werden, habe ich von daher nichts zu befürchten.« Er fuchtelte mit der Pistole durch die Luft. »Nur ihr beide wart mir die ganze Zeit ein Dorn im Auge.« Er hob den Rucksack auf und hielt ihn in die Höhe. »Aber letzten Endes habt ihr mir eine Menge Arbeit erspart. So, nun aber raus hier.« Christoph trat einen Schritt vom Eingang weg und deutete mit seiner Waffe in den dunklen Gang. »Ihr geht vor, aber keinen Blödsinn, schön langsam. Und du, Seydel, leg deine Lampe auf den Boden.«
Elias trottete los. Emma folgte ihm. Als sie mitten im Gang waren, blieb Emma plötzlich stehen. »Das gibt’s doch nicht«, rief sie. »Ich kann mich an deine Personalakte erinnern. Dass ich da nicht früher drauf gekommen bin. Christoph Maria Schiebel, dein vollständiger Name ist Christoph Maria Schiebel.«
»Was dagegen«, sagte Christoph genervt und stieß mit der Pistole in Emmas Rücken. »Maria war mir zu weibisch, und außerdem habe ich diesen Beinamen immer gehasst. Irgendwann habe ich ihn aus meinem Lebenslauf herausgestrichen. Wer nennt seinen Sohn schon Maria?«
Jetzt blieb auch Elias stehen und schlug sich gegen die Stirn. »Ich weiß, was du meinst, Emma. CMS sollte nicht Christus Manifestatio Scriptum heißen, es bedeutete Christoph Maria Schiebel.«
Christoph grölte los, und es hallte bedrohlich von den Wänden wider. »Was für
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