Die siebte Gemeinde (German Edition)
Bücher dieses Propheten. Ich besitze das Siebte. Nur zusammen können die Bücher ihre Macht entfalten. Nur zusammen entwickeln sie ihre Kraft.« Arusch senkte seinen Blick. »Ich hoffe, die Ritter nehmen die Gefahr in ihrer Arroganz überhaupt zur Kenntnis.« Er tippte zur Verdeutlichung mit seinem Finger auf den Tisch. »Diese Aufzeichnungen könnten die Kriege im Namen des Kreuzes endgültig beenden, wenn man sie richtig liest und versteht. Sie könnten aber ebenfalls die Menschheit ins Verderben stürzen.«
»Hast du sie etwa hier?«, stieß Pardus aufgeregt hervor. »Darf ich sie sehen?«
»Glaubst du, ich trage die Unterlagen den ganzen Tag mit mir herum? Für wie töricht hältst du mich, Pardus?« Den Blick auf Narses gerichtet, fuhr Arusch fort. »Kannst du in die Stadt gehen und versuchen, etwas über das Tuch herauszufinden? Das ist enorm wichtig.«
Während sich Narses in die Stadt aufmachte, wandte sich Arusch grinsend an Pardus. »Wie sieht es aus, mein kräftiger Freund? Hast du Lust, mir noch etwas von dieser fränkischen Sprache beizubringen? Wäre doch schade, wenn wir die Zeit ungenutzt verstreichen lassen würden.« Er zückte seinen Lederbeutel und holte seine Reiseaufzeichnungen hervor. »Ich schreibe es mir auf, dann verstehe ich es besser.«
Pardus blickte neugierig auf die Dokumente. »Sind das die Unterlagen, von denen du vorhin gesprochen hast? Du hattest sie also doch dabei und hast gewartet bis Narses fort war.«
»Nein, nein«, schüttelte Arusch den Kopf. »Das sind meine eigenen Aufzeichnungen. Ich habe mir auf meiner Reise die Zeit mit dem Niederschreiben meiner Erlebnisse vertrieben.«
Pardus rückte näher an Arusch heran und stierte auf das Blatt, das Arusch vor sich ausgebreitet hatte. Er deutete mit seinem fleischigen Zeigefinger auf ein paar Worte, die inmitten des Blattes standen. »Das ist nicht unsere Sprache, oder?«
»Du bist sehr aufmerksam«, antwortete Arusch lächelnd. »Es handelt sich um Latein, der Sprache Roms.«
»Was bedeutet es?«, fragte Pardus.
»Es ist der Name meines siebten Buches und heißt: Christi Manifestatio Scriptum«, erläuterte Arusch. Er tauchte die Feder in das Tintenfässchen. »Und jetzt erkläre mir, wie man beispielsweise die Worte Kirche und Haus bei den Franken spricht und wie man sie schreibt. Ich muss schnell lernen und benötige so viel Informationen wie möglich.«
Nachdem einige Zeit vergangen war, stürzte Narses völlig außer Atem zur Türe hinein.
»Blachernen Palast«, keuchte er aufgeregt. »Georgios der Schreiner hat mir erzählt, dass sich ein heiliges Tuch mit einem Gesicht darauf im Blachernen Palast befinden soll.«
Arusch sprang vom Tisch auf. Der Stuhl, auf dem er gesessen hatte, fiel rücklings zu Boden. »Wo befindet sich dieser Blachernen Palast?«, fragte er ungeduldig. »Wir müssen schnellstens dorthin.« Er packte seine Blätter zusammen, stieß Pardus beiseite und rannte zur Tür hinaus. »Ich hole noch ein paar Sachen, und dann gehen wir sofort los. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
Narses blickte Pardus mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Lass ihn«, sagte Pardus und winkte lässig ab. »Der ist immer so, glaube ich.« Er richtete sich sein Oberhemd und blickte angeekelt an sich hinunter. »Sag mal, Narses, hast du nichts Sauberes zum Anziehen für mich? Ich bin immer noch voll von dem verdammten Ruß.«
Narses verschwand im nebenan liegenden Raum. »Wie du siehst, habe ich nicht gerade deine Größe zu bieten«, rief er heraus, »aber irgendetwas wird sich schon finden.«
Kurze Zeit später kehrte Arusch zu ihnen zurück. Er hatte sich das Kreuzrittergewand übergeworfen und seine Waffen umgeschnallt.
»Können wir los?«, fragte er erwartungsvoll. »He, wo ist Pardus?«
»Ich bin hier«, antwortete dieser und trat frustriert in viel zu engen Kleidern aus dem Nebenraum. »Das nennst du ein Gewand für Männer? Das würde keinem neunjährigen Knaben passen.« Genervt zupfte er an sämtlichen Enden seiner Kleidung.
Er trug ein braunes Oberhemd, das über seinem Bauch spannte und dessen Ärmel ihm bis zu den Ellenbogen reichten. Seine weißen Beinlinge waren viel zu lang, sodass er sie sich um die Knöchel herumschlagen musste.
»Zier dich nicht so«, wehrte sich Narses. »Schließlich sind wir hier nicht auf einem Markt. Gib mir deine schmutzigen Sachen. Meine Frau wird sie in der Zwischenzeit reinigen. Obwohl ich nicht glaube, dass sich dieser Dreck jemals entfernen lässt.«
»Wenn
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