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Die siebte Gemeinde (German Edition)

Die siebte Gemeinde (German Edition)

Titel: Die siebte Gemeinde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Link
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hin?«, fragte Arusch.
    »Zu meinem Haus«, antwortete Pardus. »Ich habe nichts getan, für das ich mich fürchten müsste. Dort sind wir erst einmal sicher und können uns ausruhen. Außerdem sind die fünf Ritter, die mir das angetan haben ...«, er klopfte sich zur Verdeutlichung auf seinen verwundeten Arm, »... ja nicht mehr am Leben.«
    Offensichtlich erleichtert, wieder bekanntes Gebiet zu betreten, fuhr Pardus aufgeregt plappernd fort. »Ah, wie schön, Zuhause kann ich endlich dieses elende Kettenhemd ausziehen und den verfluchten Helm. Die Hitze hier drunter hält ja kein Mensch aus. Wie schaffen es diese Soldaten, darin stundenlange Schlachten zu schlagen?«
    »Überlebenswille«, antwortete Arusch. »Nur mit Überlebenswillen lässt sich diese Last ertragen.« Er grinste Pardus frech von der Seite an. »Warum glaubst du wohl, warst du eben so schnell?«
    »Pah!« Pardus blieb entrüstet stehen. »Überlebenswille war vielleicht auch dabei …« Er deutete stolz auf seine Füße. »Und die mit Abstand schnellsten Beine der gesamten Stadt.« Selbstsicher lächelte er Arusch an. »Lass dich nicht von meiner Statur täuschen. Schon als Kind habe ich sämtliche Wettrennen in den Straßen gewonnen und mir die ein oder andere Mahlzeit hinzuverdient.«
    »Daran habe ich keinen Zweifel«, lachte Arusch und klopfte ihm gegen dessen hervorgestreckten Bauch.
    Nach einigen Straßenzügen blieb Pardus abrupt stehen und starrte wie versteinert in eine Richtung.
    »Was hast du?«, fragte Arusch und zog instinktiv sein Schwert aus der Scheide.
    »Mein Haus«, schluchzte Pardus los und zeigte auf einen letzten Rest dampfender Asche. »Mein Haus ist vollkommen zerstört.«
    Er stürzte zu einem Trümmerhaufen und stocherte hilflos darin herum. Lediglich ein einsamer Amboss, der zwischen zwei verkohlten Balken hervorlugte, deutete darauf hin, dass dort einmal eine Schmiedewerkstatt gewesen sein musste.
    »Nicht das auch noch«, schrie er fassungslos und sank weinend auf seine Knie. »Weg … alles verbrannt … Kleidung, Brot, Werkzeug, nichts mehr da.«
    Verloren kauerte er vor der schwarzen Ruine und stützte seine Hände ins Gesicht. Plötzlich sprang er auf und kämpfte sich mit aufkeimender Hoffnung in den dampfenden Haufen. Ungeachtet der Hitze arbeitete er sich in die hinterste Ecke des Schuttes vor und versuchte, mit dem Schwert letzte Habseligkeiten ausfindig zu machen. Nach einer Weile schleuderte er das Schwert beiseite, nahm seinen Helm ab und benutzte ihn als Schaufel. Schweißgebadet schaute er hilflos auf den verdutzten Arusch, der auf der Gasse stand und die Szenerie beobachtete.
    »Auch meine Ersparnisse sind fort«, seufzte der Dicke. »Gestohlen oder verglüht. Ich habe keine Ahnung. Ich hatte sie unter dem Fußboden hier hinten in einer kleinen Kiste aufbewahrt. Nun haben wir nichts.«
    Mitleidig betrachtete Arusch seinen weinenden Begleiter. »Kennst du denn niemanden, an den wir uns wenden könnten?«
    Pardus wischte sich über sein Gesicht und kletterte zurück auf die Straße. »Die meisten, die ich kenne, haben sich als Söldner beim Militär gemeldet. Gott weiß, wo die sich jetzt befinden.«
    Von Kopf bis Fuß mit Asche beschmiert, kratzte er sich nachdenklich seine verschwitzten Locken. »Vielleicht könnte uns Narses helfen? Er ist ein Beutler und betreibt hier in der Nähe eine Werkstatt. Er schuldet mir noch einen Gefallen. Ich hatte ihm vor kurzem seinen alten Gaul zu einem günstigen Preis beschlagen.« Pardus setzte seinen verstaubten Helm auf und lief die Gasse hinunter. »Hoffen wir, dass sein Haus noch steht und er nicht geflüchtet ist.«
    Arusch folgte ihm. Schweigend liefen sie tiefer in die Stadt hinein. Je weiter sie sich von der Stadtmauer entfernten, desto lebhafter schien das Treiben zu werden. Alte Weiber, die ihre Gesichter hinter bunten Tüchern versteckten, eilten geschwind von der einen auf die andere Straßenseite. Sie trugen geflochtene Körbe unter ihren Armen und erledigten, wie gewohnt, ihre Besorgungen. Vereinzelte Geschäfte und Läden hatten trotz der anhaltenden Unruhen geöffnet. Die Hoffnung auf ein paar Münzen schien die Angst zu vertreiben. Hier und da tobten Kinder durch die staubigen Gassen, die sofort Reißaus nahmen, als sie Arusch und Pardus in der Ferne erblickten.
    Tatsächlich boten die beiden ein beängstigendes Bild. Arusch, groß und kräftig gebaut, dem das schwarze Haar unter dem Helm hervorwehte. Neben ihm Pardus, klein und untersetzt, der am

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