Die siebte Gemeinde (German Edition)
Bürger wahllos getötet. Ihr kennt Henrys Mannen, gute Soldaten: schwieriger Charakter.« Philipp bereitete es sichtlich Unbehagen, seinen Bericht zu erstatten. Er wagte nicht, Balduin in die Augen zu schauen. »Einige von ihnen haben gar Kirchen und Klöster ausgeraubt«, fuhr er fort.
»Ihr wisst, dass wir dringend finanzielle Mittel benötigen, um diesen Feldzug zu bezahlen«, entgegnete Balduin. »Wir haben einen Vertrag mit Venedig, den es einzuhalten gilt.«
»Ich weiß, Herr«, nickte Philipp. »Nur können wir zusätzliche Unruhen in der Bevölkerung nicht gebrauchen. Die Stadt ist groß und gefährlich. Ständig gibt es Hinterhalte vom Pöbel, die uns Kraft und Soldaten kosten. Wir haben aus diesem Grund die Plünderungen unter Strafe gestellt. Wir müssen Ruhe in der Stadt schaffen.« Er scharrte mit den Füßen, während er weitererzählte. »Ich konnte es nicht verhindern und musste ein Exempel statuieren. Einige von Henrys Männern haben die Würde, das Kreuz des Herrn zu tragen, schamlos ausgenutzt. Ich konnte es nicht umgehen und habe vier von ihnen hinrichten lassen.«
»Tut, was Ihr tun müsst, lieber Philipp. Doch bitte ich Euch darum, dezimiert nicht unsere gesamte Truppe.« Balduin griff erneut nach seinem Trinkgefäß. »Wir werden die Männer noch für weitere Schlachten benötigen. Jerusalem ist noch weit.« Er leerte den Becher in einem einzigen Zug, wobei der Wein links und rechts die Wangen herablief. »Mir scheint, ich werde mir selbst ein Bild von den Zuständen in der Stadt machen müssen.« Er schaute sich angewidert in seinem Zelt um. »Es ist an der Zeit, dass wir in einen der Paläste umziehen. An diesem unsäglichen Ort vor der Stadt waren wir schon viel zu lange.«
Philipp nickte. In diesem Moment stürmte ein Wachposten in das Zelt.
»Entschuldigt die Störung, Herren. Jemand aus der Stadt ist vor dem Zelt und möchte einen der Befehlshaber sprechen. Er sagt, es würde Euch dringend interessieren.«
»Wehe, wenn das nicht wichtig ist«, wetterte Balduin und drehte mit der Hand im Kreis. »Lass ihn eintreten.«
Ein Mann, von oben bis unten in dunklem Grau gekleidet, trat bedächtig in den Eingang. Er verbeugte sich tief nach unten und wartete, bis er aufgefordert wurde zu sprechen.
»Nun?«, fragte Balduin genervt. »Wer seid Ihr, und was wollt Ihr von mir?«
»Mein Name ist Georgios«, begann der Fremde, »und es heißt, Ihr zahlt eine Belohnung für wichtige Informationen.«
KAPITEL 6
Eine gefühlte Ewigkeit verging, bis die Polizeibeamten von Emma und Elias abließen. Jede Kleinigkeit wurde in einen Organizer getippt und akribisch festgehalten. Irgendwann räumten sie ihre Sachen endlich beisammen, versperrten den Treppenaufgang mit einem rotweißen Band und verließen einer nach dem anderen den Antiquitätenladen.
»Halten Sie sich bitte weiterhin zur Verfügung, und betreten Sie vorläufig nicht das obere Stockwerk«, mahnte sie Frank Behr als letztes, bevor auch er seinen Kollegen nach draußen folgte.
Bedrückt kauerte Emma auf einem Rattanstuhl in der hinteren Ecke des Verkaufsraumes. Sie hatte ihre Beine über die Lehne geschlagen und schaute zu Elias, der seinen Kopf mit beiden Händen auf der Theke abgestützt hatte. »Und was jetzt?«
Er erhob sich sachte. »Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht«, antwortete er schulterzuckend. »Aber ich kann nicht hier im Laden bleiben. Lassen Sie uns in der Stadt einen Kaffee trinken gehen.«
Emma setzte sich aufrecht hin und sah ihn entsetzt an. »Bitte was?« Sie konnte die Entrüstung in ihrer Stimme nicht zurückhalten. »Wie können Sie jetzt einen Kaffee trinken gehen? Sie haben gerade Ihren Vater verloren. Vielleicht ist er sogar ermordet worden, und Sie wollen einfach einen Kaffee trinken gehen?«
»Genau aus diesem Grund«, entgegnete Elias harsch. »Glauben Sie etwa, vom Herumsitzen und Däumchen drehen wird es besser? Soll ich hier Trübsal blasen und drüben in meinem Büro hocken, als wäre nichts gewesen? Oder besser noch: Soll ich seelenruhig einen Wohnzimmerschrank verkaufen und lächelnd den unverschämten Preisvorstellungen meiner Kunden begegnen? Soll ich das tun? Die elenden Formalitäten, die Behördengänge, Polizeifragen, Anwälte, das alles bricht noch früh genug über mir zusammen. Ich muss jetzt hier raus.« Er hob fragend seine Hand. »Also, was nun? Leisten Sie mir bei einer Tasse Kaffee Gesellschaft, oder muss ich mir jemanden von der Straße ziehen?«
Emma glaubte, ein verstecktes
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