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Die siebte Gemeinde (German Edition)

Die siebte Gemeinde (German Edition)

Titel: Die siebte Gemeinde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Link
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Auch, wenn ich mich anfangs gewehrt habe. Der rebellierende Sohn - Sie wissen, wie das ist. Ursprünglich habe ich Geschichte und Archäologie studiert, aber wenn man keinen Lehrstuhl an einer Universität bekommt oder einen Fund wie Howard Carter oder Heinrich Schliemann an Land zieht, sieht es in dieser Branche mau aus. Somit habe ich mich irgendwann entschieden, in das Geschäft meines Vaters einzusteigen. Ein wenig Geschichte und Archäologie steckt hier ja auch mit drin. Auch wenn unsere Branche durch Internet-Auktionshäuser mehr und mehr den Ruf von Sperrmüllramsch verhökernden Läden erhält, so versuchen wir immer noch, Tradition zu bewahren. Bisher, Gott sei Dank, mit Erfolg.«
    Als Elias das Wort Archäologie ausgesprochen hatte, kam Emma schlagartig das Dokument in den Sinn. Es steckte noch immer in ihrer Tasche. Für einen Moment hatte sie es vollkommen vergessen. Wie sollte sie mit der Situation umgehen? Womöglich saß ihr mit Elias genau die Person gegenüber, die ihr weiterhelfen konnte? Es war wahrscheinlich sogar sein Eigentum, und er hatte dessen Verschwinden aufgrund der letzten Stunden noch gar nicht bemerkt?
    ›Diebstahl.‹ Plötzlich bekam sie schwitzige Hände und ein hässliches Stechen machte sich im Unterleib breit. Dass man sie des Diebstahls bezichtigen könnte, hatte sie bisher vollkommen außer Acht gelassen. ›Karriere zerstört, arbeitslos, Wohnung futsch!‹
    Kurzatmigkeit setzte ein. Als sie das Dokument aus der Schublade gezogen hatte, handelte sie rein instinktiv und ohne eine Sekunde des Zögerns. Sie musste die Sache aus der Welt schaffen. Nur wie sollte sie das anstellen? Elias machte auf Emma, je mehr sie ihn sich betrachtete, einen vertrauenserweckenden Eindruck. Sie glaubte nicht, dass er Matteo sein könnte. Sie entschied, ihn in ihre Geschichte einzuweihen, wollte nur nicht sofort mit der Tür ins Haus fallen.
    »Was glauben Sie«, fragte sie so dezent es ihr möglich war und weil es das Einzige war, was ihr einfiel, »bedeuten die Buchstaben CMS, Herr Seydel?«
    Sie wusste, dass es ein harter Bruch war, hoffte aber, dass Elias bereit war, so früh nach dem Ereignis darüber zu sprechen. Zu sehr nagte die Angst an ihr, dass man sie anzeigen konnte.
    Elias hielt seinen Kaffee in beiden Händen und erstarrte. Wortlos blickte er sie an. Doch nicht in ihr Gesicht, sondern ins Leere. Es war kein Ausdruck in seinen Augen. Nach Sekunden der Bewegungslosigkeit, nahm er einen Schluck aus seiner Tasse, stellte sie sachte auf den Tisch zurück und stierte geistesabwesend an Emma vorbei ins Lokal. Sofort bereute sie ihre Frage. Gerade waren sie etwas ins Plaudern gekommen, durchbrach sie mit ihrer Ungeduld die Stimmung. Verärgert über sich selbst, biss sie sich auf die Unterlippe und kaute nachdenklich darauf herum.
    »Ich habe keine Ahnung, was es bedeuten soll«, antwortete er plötzlich. »Ich könnte mir vorstellen, dass es irgendwelche Initialen sind. Ich kenne aber niemanden mit diesem Kürzel.« Er griff sich die Tageskarte von der Mitte des Tisches und drehte sie fahrig in der Hand herum. »Möglicherweise sollte es auch ein Wort oder so etwas werden?« Er stockte, seufzte kaum hörbar und schaute bekümmert zu Emma. »Er ist vielleicht nur nicht fertig geworden.«
    »Ich kenne kein Wort, das mit CMS beginnt«, sagte Emma erleichtert und froh, ihn durch ihre Frage nicht verletzt zu haben.
    »Haben Sie sich schon einmal überlegt«, entgegnete Elias, »dass das C eventuell ein E oder O werden sollte? Dann würde es sehr wohl ein Wort ergeben.«
    »Das hatte ich nicht bedacht«, nickte Emma. »Könnte gut möglich sein.« Sie schaute in die Luft. »Ems? … Oms? …«, murmelte sie leise vor sich hin. Nach kurzer Überlegung erkannte sie ihre Chance und wagte sich mutig nach vorne. Sie hatte nichts zu verlieren. »Nichtsdestotrotz könnte es aber auch ein Name sein. Christian Michael, oder Christof Matthias …« Sie blickte Elias tief in die Augen und holte zu ihrem geplanten Schlag aus. »Oder Christian Matteo vielleicht?« Sie legte bewusst die Betonung auf Matteo.
    Elias schüttelte den Kopf. »Nein, die Namen kenne ich alle nicht. Vergessen Sie es, Frau Kemmerling, ich habe in der letzten Stunde sämtliche mir bekannte Namenskombinationen durchprobiert.«
    Emma lehnte sich erleichtert zurück. Nun war sie sich endgültig sicher. Elias hatte von den E-Mails keine Ahnung. Viel zu gleichgültig hatte er reagiert, als sie den Namen Matteo nannte. Sie atmete tief

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