Die siebte Gemeinde (German Edition)
das Brot unter die Nase, doch Nazares schüttelte seinen Kopf. Arusch versuchte es erneut, und dieses Mal griff der Junge beherzt nach dem Brocken und verschlang ihn, als hätte er seit Monaten nichts mehr gegessen. Nach und nach reichte Arusch ihm den gesamten Ranken. Er selbst rührte nichts an.
Nazares lächelte ihn schmatzend an und tippte mit seinem Zeigefinger auf Aruschs Schwert. »Bringt Ihr mir bei, wie man mit dem Schwert kämpft?«, fragte er mit vollem Mund.
»Ich dachte, dein Vater würde es nicht erlauben?«
Nazares nickte mit Inbrunst und stopfte sich das letzte Stück in den Mund. »Vor Euch hat er Respekt. Wenn Ihr ihm sagt, dass Ihr es mir beibringen wollt, wird er nicht widersprechen.« Ruckartig sprang Nazares auf, griff sich eine Harke von der Wand und fuchtelte damit vor Arusch herum. »Ich habe heimlich mit Stöcken geübt …, seht her!«
Arusch lachte. »Mal sehen, was ich tun kann. Nur häng in Gottes Namen bitte diese Harke an die Wand zurück. Am besten, wir reden morgen darüber.« Er deutete auf seine Unterlagen. »Ich muss das hier zu Ende bringen.«
In der Zwischenzeit saßen Narses und Pardus in der kleinen Stube und diskutierten über ihre Situation.
»Was sollen wir denn jetzt tun?«, fragte Pardus verzweifelt und stützte seinen Kopf auf die Hände. »Ich hatte gehofft, mit der Belohnung, die wir für das Tuch bekommen, mein Haus und die Schmiede wieder aufbauen zu können.«
»Und ich wollte zum ersten Mal meine Familie mehrere Wochen lang satt bekommen«, krächzte Narses.
»Und wer hat eine Münze bekommen?«, fluchte Pardus. »Georgios, dieser Halunke. Diesen blöden Palast hätten wir auch ohne ihn gefunden. Pah.«
Mit einem lauten Krachen wurden sie plötzlich aus ihrer Lethargie gerissen. Die Haustür brach aus ihren Angeln und schleuderte in den Raum hinein. Sie verfehlte Pardus’ Kopf nur um ein Haar. Durch die eingetretene Tür stürmten dunkle Gestalten auf sie zu. Erst als sie unmittelbar vor Pardus standen, erkannte er die Kreuze auf ihrer Brust. Die Ritter zogen ihre Schwerter, und ehe sich Pardus und Narses versahen, wurden sie von den Männern gegen die Wand gezerrt.
»Wo ist dieser Arusch?«, fragte einer im rauen Ton und hielt Narses sein Schwert an die Kehle.
»Wer?«, fragte dieser zitternd. »Ich weiß nicht, wen Ihr meint.«
Ohne ein weiteres Wort holte der Ritter mit seinem Schwert aus und ließ es mit einem gewaltigen Ruck niedersinken. Narses schloss schreiend seine Augen, doch statt dem dumpfen Aufklatschen eines Schwertes auf einen Körper, vernahm man ein metallisches Scheppern. Arusch stand wie aus dem Nichts neben dem Ritter und stoppte den hinabfallenden Stahl mit seinem eigenen. Der Offizier schaute verdutzt auf den Langhaarigen und spürte als Nächstes einen stechenden Schmerz in seiner Brust. Arusch wollte zu einem weiteren Schlag ausholen, als ihn ein Blitz im Arm traf. Es brannte, als hätte er in ein glühendes Feuer gegriffen. Schmerzverzerrt ließ er die Klinge fallen, um reflexartig mit der anderen Hand den Dolch aus seinem Gürtel zu ziehen. Ehe er seine Waffe erreichte, fielen sämtliche Ritter über ihn her. Es folgte ein kurzes Handgemenge, und Arusch fand sich mit dem Gesicht auf den Boden gedrückt wieder. Mitten im Getümmel gab es einen spitzen Aufschrei, und Narses fiel leblos neben Arusch auf den Boden. Blut quoll aus dessen Kehle, die Augen standen offen.
»Durchsucht das Gebäude«, rief einer der Ritter. »Irgendwo müssen sich diese Unterlagen befinden. Danach brennt alles nieder.« Arusch konnte sich nicht bewegen. Zwei Männer saßen auf ihm und drückten ihn mit voller Kraft auf die Dielen. Ein weiterer Ritter trat neben ihn, holte mit dem Fuß aus und hämmerte ihm mit einem gewaltigen Tritt gegen den Schädel, sodass er bewusstlos liegen blieb.
Arusch erwachte aus seinem unfreiwilligen Schlaf bäuchlings auf einem Holzkarren liegend. Seine Hände hatte man ihm auf dem Rücken gebunden. Sein rechter Arm schmerzte, und in seinem Kopf pochte es. Neben ihm lag Pardus, der sich ungelenk hin und her wand.
»Nicht schon wieder«, jammerte dieser. »Das darf doch nicht wahr sein. Nicht schon wieder. He, ihr! Bindet mich los! Ich habe Euch nichts getan.«
»Pardus, halt endlich dein Maul«, flüsterte Arusch, dem es schwerfiel, überhaupt zu reden. »Dein Gejammer kann sich ja kein Mensch mit anhören.«
»Arusch?« Pardus drehte ihm den Kopf zu. »He, du bist ja bei Bewusstsein.«
»Wenn ich mir dein Geweine
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