Die siebte Gemeinde (German Edition)
»Es gefällt mir zwar nicht, dass du dein Leben aufs Spiel setzt, mangels Alternativen werden wir es zumindest versuchen.« Er hob mahnend seine Hand. »Nochmals Nazares. Pass nur auf, die Ritter haben gute Bogenschützen. Vor denen musst du dich besonders in Acht nehmen.«
»Macht euch keine Sorgen. Ich bin schnell, die werden mich nicht erwischen.«
Wenig später hörten sie kräftige Schritte im Gang, die stetig näher kamen. Vor ihrer Tür verstummten sie, und Schlüssel rappelten. Arusch gab Nazares ein Zeichen, der sich daraufhin verzog. Als die Tür geöffnet wurde, standen drei Männer vor Arusch und Pardus. Einer hielt einen Schlüsselbund sowie Ketten in seinen Händen, die beiden anderen ein Schwert.
»Meine Güte«, grinste Pardus die Wachen an, »wir warten schon eine ganze Weile. Wenn man euch mal braucht, kommt ihr nicht herbei.«
Die Männer schauten sich verwundert an. »Ganz schön keck, für jemanden, der gleich auf der Streckbank liegt und erbärmlich nach seiner Mama schreien wird.« Kaum hatte der Mann den Satz beendet, zückte Arusch sein hinter dem Rücken verborgenes Schwert und versenkte es im Körper des überraschten Soldaten. Der Rest verlief schnell und lautlos. Arusch ignorierte den Schmerz in seinem Arm, der ihn beim Zuschlagen durchfuhr. Er wollte Pardus nicht unnötig verunsichern.
Bevor sie hinaus in den Gang traten, lauschten sie nochmals nach oben, ob sie vor dem Fenster irgendetwas hörten. Geschrei drang zu ihnen hinunter und Wortfetzen, die klangen, wie: »Schnappt euch den Jungen«. Sie beschlossen nickend, ihr Glück zu versuchen.
Leise tasteten sie sich im düsteren Korridor nach vorne. Sämtliche Fackeln waren erloschen. Die der Wachen waren ihnen im Kampf auf den feuchten Boden gefallen, dass sie nun ihre Hand nicht vor Augen sehen konnten.
»Acht Türen waren auf der rechten Seite dann kam die Treppe nach oben«, flüsterte Arusch.
Er spürte Pardus’ verwunderten Blick im Nacken. »Woher weißt du das so genau?«
Arusch blieb stehen und packte Pardus an den Schultern. »Mein Freund, auch wenn du in größter Gefahr bist, musst du immer alles beobachten und wachsam sein. Das kann dir mal das Leben retten. Ich habe sie gezählt, als wir hier entlanggeführt wurden. Oben an der Treppe standen zwei Wachen«, fuhr er fort, »und weitere sechs vorne am Haupttor.«
Pardus schüttelte den Kopf. »Du überraschst mich jeden Tag aufs Neue. Was soll ich tun, wenn wir oben sind?«, fragte er.
»Immer nur hinter mir bleiben. Wenn alles wie erhofft läuft, musst du gar nichts tun. Ansonsten benutze den Meißel, den wir von Nazares bekommen haben. Mit dem Schwert der Wachen richtest du am Ende noch mehr Schaden an.«
Vorsichtig bestiegen sie die Treppe. Kurz bevor sie oben ankamen, hörten sie monotone Stimmen. Die Wachen vor der Treppe unterhielten sich. Arusch packte sein Schwert mit beiden Händen und beschleunigte. Am oberen Absatz benötigte er zwei kurze Hiebe nach jeder Seite und der Weg zum Eingang war freigeräumt.
Sie spähten zum Tor. Es herrschte gähnende Leere.
»Dieser kleine Zwerg hat es tatsächlich geschafft, die Wachen auf sich zu ziehen«, grunzte Pardus. »Es ist wirklich niemand hier.«
Unauffällig aber rasch verließen sie das Gebäude. Von Weitem sahen sie noch einen bärtigen Priester, der ihr Gefängnis ansteuerte. Sie beachteten ihn nicht weiter und schlenderten in entgegengesetzter Richtung. Nach und nach wurden sie schneller, und je weiter sie sich entfernten, desto flotter rannten sie.
»Wo willst du so eilig hin?«, keuchte Pardus seinem Freund hinterher.
»Zunächst müssen wir Nazares suchen«, sagte Arusch. »Und danach will ich so schnell wie möglich diesen Othon de la Roche finden.«
KAPITEL 8
»Selbstverständlich!«, rief Elias begeistert. »Das könnte es sein. Christi Manifestatio Scriptum …, CMS.« Er kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Das verstehe ich nicht. Warum hat mein Vater gerade diesen Hinweis hinterlassen?«
»Vielleicht hilft es uns weiter, wenn wir wissen, was es genau bedeutet«, vermutete Emma. »Haben Sie ein Wörterbuch hier? Dann könnten wir es nachlesen.«
»Ein Wörterbuch nicht«, schüttelte Elias den Kopf, »zumindest nicht hier.« Er richtete seinen Blick auf den Computer. »Suchen wir es im Internet.«
Kaum ausgesprochen saßen sie vor dem Bildschirm und warteten ungeduldig, bis der Computer hochgefahren war.
»Da ist eine Adresse mit Übersetzungsmöglichkeiten«, sagte Emma, nachdem
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