Die siebte Gemeinde (German Edition)
Elias ›Wörterbuch‹ eingegeben hatte, und tippte zur Verdeutlichung mit dem Finger darauf. Elias klickte die Seite an, wählte ›Latein/Deutsch‹ und gab das Wort ›Manifestatio‹ ein.
»Offenbarung«, sagte Elias. »Manifestatio heißt auf Deutsch: Offenbarung. Warten Sie, ich gebe es noch einmal umgekehrt ein.« Er klickte auf die Variante ›Deutsch/Latein‹ und versuchte es erneut. »Stimmt, das Wort ›Offenbarung‹ wird auf Latein mit ›Manifestatio‹ übersetzt.«
Emma stand neben Elias, hatte ihre Hand auf seine Schulter gelegt und starrte auf den Monitor. »Scriptum bedeutet doch Schrift oder Aufzeichnung, oder so ähnlich?«
Elias nickte und sah sie lächelnd von unten her an.
»Das heißt«, fuhr Emma fort, »auf diesem Blatt steht, frei übersetzt, Christus-Offenbarungs-Schrift oder Christus-Offenbarungs-Aufzeichnung.«
Elias schloss seine Augen. »Frei übersetzt müsste das stimmen, ja.« Nachdenklich verschränkte er seine Arme. »Hm, komische Übersetzung, finden Sie nicht? Ich hatte mir irgendwie etwas Besseres versprochen.«
Sie schauten sich eine Weile schweigend an, bis Emma den Kopf schüttelte. »Also, mir sagt das überhaupt nichts. Ihnen vielleicht?«
Auch Elias schüttelte seinen Kopf. »Nein, ohne Zusammenhang werden wir das nicht herausfinden. Wahrscheinlich müssen wir erst den Rest auf dem Blatt entziffern, um damit etwas anfangen zu können.«
»Wie hieß noch mal Ihr Professor?«, fragte Emma. »Der, von dem Sie eben sprachen? Der könnte uns doch weiterhelfen.«
»Gustav Heinrich«, antwortete Elias. »Er war mein Mentor und hat mich bei meinen Arbeiten unterstützt. Sie haben recht, er müsste uns helfen können. Am besten, ich rufe ihn sofort an. Vielleicht haben wir Glück, und er ist in seinem Büro. Ich halte es ohnehin kaum länger aus.«
Elias kramte in einer Schreibtischschublade ein kleines Büchlein hervor und blätterte darin herum. »Ah, hier ist sie ja.« Rasch nahm er den Telefonhörer und wählte. »Das ist die direkte Durchwahl zu seinem Sekretariat«, erklärte er Emma, während es läutete. Er legte den Finger auf den Mund als Zeichen, dass sich jemand meldete.
»Hallo?«, rief er in den Hörer. »Frau Kirchner? Hier ist Elias Seydel …, ja, danke, mir geht es gut. Ich hoffe doch, Ihnen auch? … Ja, … ja, stimmt genau, die Zeit vergeht wahnsinnig schnell …« Elias lächelte Emma mit hochgezogenen Augenbrauen an und zuckte mit den Schultern. Diese lächelte zurück und drehte mit der Hand im Kreis. »Nein, Frau Kirchner, ich habe immer noch nicht geheiratet …, na, wo denken Sie hin, ich kann doch nicht irgendeine Frau auf der Straße ansprechen. … Wie? Das haben Sie mit Ihrem Mann auch gemacht? … Nein, das glaube ich Ihnen nicht …, sagen Sie, Frau Kirchner, ist Herr Heinrich denn zu sprechen? … Aha, und wann wird er in seinem Büro sein? … Na, das ist doch prima. Hat er anschließend Termine? … Nein? Okay, Frau Kirchner, sagen Sie ihm bitte, ich hätte angerufen, und es wäre wichtig. Ich komme in einer halben Stunde vorbei. Und sehen Sie zu, dass er mir nicht wegläuft …, ja, ja, ich weiß Frau Kirchner, bis gleich dann. Auf Wiederhören.«
Grinsend legte Elias auf. »Professor Heinrich hat noch eine Vorlesung, ist aber gleich zurück. Wir können ihn in einer halben Stunde sprechen, wenn wir wollen.«
»Worauf warten wir dann?«, sagte Emma aufgeregt. »Lassen Sie uns keine Zeit verlieren.«
Emma griff sich das Dokument und steckte es zurück in ihre Ledertasche. Dabei bemerkte sie, dass Elias sie von der Seite her ansah. »Was ist?«, fragte sie unsicher. »Habe ich etwas falsch gemacht?«
»Was sagten Sie, wo haben Sie dieses Dokument gefunden? Oben in der schwarzen Kommode, nicht wahr?«
»Äh, ja«, stotterte Emma. »Warum?«
»Ich frage mich gerade, ob eventuell noch weitere darin versteckt sind. Sie haben doch nicht alle Schubladen geöffnet?«
»Nein, das war mehr ein Zufallsfund, weil die eine Lade minimal geöffnet war.«
»Dann lassen Sie uns nachsehen«, meinte Elias. »Vielleicht ist noch etwas in der Kommode und wartet nur darauf, von uns entdeckt zu werden.«
»Aber die Polizei hat uns verboten, nach oben zu gehen«, entgegnete Emma. »Die haben ein Absperrband vor der Treppe befestigt.«
»Ach was«, winkte Elias ärgerlich ab. »Schließlich ist das mein Haus. Da werde ich doch ins obere Stockwerk gehen dürfen.« Er sprang ungestüm von seinem Stuhl auf. »Kommen Sie, ich halte die Spannung nicht
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