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Die siebte Gemeinde (German Edition)

Die siebte Gemeinde (German Edition)

Titel: Die siebte Gemeinde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Link
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Gepäck zu reisen. Aber wo hast du das Tuch versteckt, das du gestohlen hast?«
    »Ich habe das Tuch nicht gestohlen«, versuchte Arusch, so ruhig es ihm möglich war, zu antworten. »Ich bin zwar auf der Suche nach dem Tuch, wollte es aber nicht stehlen. Ich reite nach Adrianopel, um mit Othon de la Roche zu sprechen. Er hat das Tuch im Blachernen Palast an sich genommen. Vielleicht solltet Ihr ihn fragen, anstatt mich zu beschuldigen. Ich habe nichts getan, und es gibt keinen Grund mich festzuhalten.«
    »Du hast Raymond Cretién getötet. Dafür wirst du dich verantworten müssen.«
    »Er ist in unser Haus eingedrungen und hat uns angegriffen. Ich habe mich nur verteidigt. Dafür kann man mich nicht verurteilen.«
    »Das wird der Kaiser entscheiden.« Philipp drehte sich zu einem seiner Ritter um. »Hol unsere Männer zurück, wir werden hier nichts mehr finden. Außerdem sollten wir schnellstens weiterreiten. Henry de Crién wartet mit Sicherheit schon auf uns.«
    Mit Arusch im Schlepptau jagten die Ritter im Galopp durch das dicht bewachsene Waldstück. Nur mit Mühe konnte er sich auf seinem Pferd halten. Seine Arme waren noch immer auf den Rücken gefesselt, und den einzigen Halt bezog er aus den Innenseiten seiner Oberschenkel, die er fest in die Flanken des Tieres gedrückt hatte. Sobald das Pferd zum Sprung über einen Ast ansetzte, hätte es ihn beinahe vom Pferd geschleudert, doch er konnte die Sprünge geschickt ausbalancieren und eine unliebsame Bekanntschaft mit dem Waldboden vermeiden. Als Kind hatte er zwar mit seinem Bruder das freihändige Reiten geübt, doch war diese Spielerei in keinster Weise mit dieser Hetzjagd zu vergleichen. Um seinen Rücken zu entlasten, legte sich Arusch bäuchlings über sein Pferd hinweg.
    Seit Stunden waren sie bereits unterwegs, und noch immer befanden sie sich im Wald. Als Arusch an der Mähne des Gaules vorbei nach vorne spähte, erkannte er vor sich eine Lichtung, und zu seiner Freude verlangsamten die Ritter ihren Galopp. Im Schritttempo ritten sie vorsichtig aus dem Wald heraus. Ein sanfter Windhauch schlug ihnen entgegen. Der Pfad, auf dem sie stoppten, führte geradewegs aus dem Wald heraus und lief über einen lang gezogenen, flachen Hügel in das Land hinein.
    Mit erhobener Hand stoppte Philipp die Gruppe und winkte einen seiner Männer zu sich heran.
    »Wir werden hier Halt machen«, rief Philipp für alle hörbar. »Guéri wird vorausreiten und nach einer Stelle suchen, wo wir die Pferde tränken und ein Lager aufschlagen können. In der Zwischenzeit warten wir hier auf ihn.«
    Philipp schlug dem Mann auf die Schulter, dieser zögerte keine Sekunde, stieß die Hacken in die Seiten seines Pferdes und schoss blitzartig den Hügel hinauf. Noch bevor der Späher hinter dem Horizont verschwand, fiel er rücklings vom Pferd, als wäre er schlagartig gegen einen unsichtbaren Ast geritten. Leblos blieb Guéri auf dem staubigen Boden liegen, und erst wenn man genauer hinschaute, sah man einen länglichen Gegenstand, der senkrecht aus seiner Brust ragte.
    Arusch schluckte unweigerlich. Die Ritter verfielen in aufgeregtes Murmeln, und vier von ihnen ritten angriffslustig den Pfad hinauf.
    »Stopp!«, schrie Philipp von Troyes mit erhobenem Arm. Er hatte sein Schwert aus der Scheide gezogen und stellte sich quer vor seine Männer. »Wenn wir tatsächlich angegriffen werden, haben wir dort oben keine Chance. Steigt von euren Pferden ab. Wir warten hier unten und schauen erst, wer dort auf uns zukommt.« Er sprang mit einem geübten Sprung von seinem Gaul und löste den Schutzschild von der Flanke seines Pferdes. »Führt die Pferde in den Wald und verzurrt sie an den Bäumen«, befahl er. »Wir beziehen Stellung vor der ersten Baumreihe. Gilbert und Resthain, ihr schlagt Äste von den Bäumen, damit wir Spieße herstellen können … Schnell!«
    Die Ritter folgten dem Befehl ihres Führers und wirrten schlagartig auseinander.
    »Ihr könntet mich losbinden«, rief Arusch Philipp zu und hielt ihm demonstrativ seine Hände entgegen. »Ich wäre eine nützliche Hilfe im Kampf.«
    Ein verschmitztes Lächeln zuckte über das kampfbereite Gesicht Philipps. »Das könnte dir so passen, was? Wer auch immer dort über den Hügel auf uns zukommt, mit denen werden wir auch ohne deine Hilfe fertig.«
    Mit einem schmerzhaften Tritt wurde Arusch von einem der Ritter zu den Pferden geführt und neben die Viecher an einen Baum gebunden. Aus dem Schutz der Hecken heraus verfolgte er das

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