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Die siebte Maske

Die siebte Maske

Titel: Die siebte Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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Zuhörer und erzählt mir alles, was er hört.«
    »Hat er Ihnen von Jerricks Verhaftung erzählt?«
    »Das war nicht nötig. Louise wußte es früher als er und hat mich angerufen.«
    »Und wie steht es nun – mit der Gelegenheit?«
    Adrienne schloß ihre Handtasche. »Man sagt, Tony sei im Haus gewesen. In unserem Haus. Am Abend, als Walter getötet wurde.«
    Mike stieß einen lautlosen Pfiff aus.
    »Ist das eine Tatsache – oder ein Gerücht?«
    »Das weiß ich noch nicht. Dad hat es angeblich im Klub aufgeschnappt; aus diesem Grund hat man Tony in Detroit festgenommen.«
    »Und bezüglich des Motivs?«
    Adrienne gab keine Antwort. Mike nahm wieder im Sessel hinter dem Schreibtisch Platz. Er lehnte sich zurück, und das Leder ächzte.
    Mike sagte: »Um die Wahrheit zu gestehen, Mrs. Haven, auch ich habe Gerüchte gehört.«
    »Das kann ich mir denken«, erwiderte die Frau ganz ruhig. »Aber was Sie gehört haben, ist falsch. Falls es wirklich ein Motiv gegeben haben könnte, Walter zu töten, dann war es ein geschäftliches.«
    »Um was für Geschäfte handelt es sich da?«
    »Um das Geschäft, das Tony mit meinem Mann gemacht hat.«
    Mike runzelte die Stirn. »Ich weiß, da hat eine Transaktion stattgefunden. War sie nicht zufriedenstellend?«
    »Vom Preis her schon. Ansonsten nicht.«
    »Ich komme nicht ganz mit.«
    »Tony ist ein glänzender Automobilingenieur, falls Sie es nicht wissen sollten.«
    »Doch, ich habe davon gehört.«
    Adrienne zog die Brauen zusammen. »Aber er ist auch ein miserabler Geschäftsmann. Er machte damals den gleichen Fehler wie heute – er verzichtete auf einen Anwalt. Er hat den Vertrag mit Walter ohne Rechtsbeistand abgeschlossen, hat die Notwendigkeit nicht eingesehen. Schließlich und endlich hat er die Firma komplett verkauft, der Preis war angemessen; er konnte sich nicht vorstellen, daß irgend etwas schiefgehen sollte.«
    »Und ist etwas schiefgegangen?«
    »Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich mache auch Walter keinen Vorwurf; er mußte sich absichern.«
    »Inwiefern?«
    »Walter war nicht so sehr an Tonys Firma interessiert, sondern vielmehr an Tonys Patenten. Das war von Anfang an klar.«
    »Und?« drängte Mike.
    »Er ist nur – Walter hat sich natürlich gesagt, daß diese Patente an Wert verlieren würden, falls Tony seine Erfindungen verbesserte. Also nahm er eine Konkurrenzverbotsklausel in den Vertrag auf.«
    »Klingt logisch.«
    »Ja, aber Tony begriff nicht ganz, was das bedeutete. Es ging ihm nicht auf, daß er nicht länger auf seinem Gebiet arbeiten durfte. Gewiß konnte er eine neue Firma gründen, konnte andere Sachen entwickeln – solange er Walter keine Konkurrenz machte. Praktisch lief es darauf hinaus, daß Tony sich auf seinem eigentlichen Gebiet nichts mehr patentieren lassen konnte.«
    »Und das versetzte ihn in Wut?«
    »Er hatte das Gefühl, Walter habe ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Als ihm schließlich die ganze Tragweite dessen bewußt wurde, was er unterschrieben hatte, da – nun, wie gesagt, er ist alles andere als sanftmütig –«
    »Was hat er gemacht?«
    »Nun, es kam zu erregten Auseinandersetzungen.«
    »In Ihrer Gegenwart?«
    »Ja«, bestätigte Adrienne. »Er wollte das Geschäft rückgängig machen, aber davon wollte Walter natürlich nichts wissen. Die ›Haven Motor Company‹ existierte ja praktisch nur noch auf dem Papier. Mit Tonys Patenten hätte man ihr vielleicht wieder auf die Beine helfen können.«
    »Und dieses Motiv ist der Polizei bekannt?«
    »Ich weiß nicht, was der Polizei bekannt ist.«
    »Glauben Sie, es könnte – etwas anderes sein?«
    »Nein«, sagte Adrienne steif.
    »Warum fragen Sie mich nicht nach dem Gerücht, das ich gehört habe?«
    Die dunklen Augen flackerten, und aus den bleichen Wangen entwich jegliche Farbe, die noch zurückgeblieben war.
    »Es ist nicht wahr«, flüsterte sie. »Über Tony und mich.«
    »Während der Verhandlungen haben Sie ihn ziemlich oft zu Gesicht bekommen, nicht wahr?«
    »Ja. Walter mußte Tony – gewissermaßen – umschmeicheln. Wir haben uns angefreundet. Alle drei.«
    »Alle drei. Und ein Dreieck hat drei Seiten –«
    »Das ist eine Lüge!«
    »Nein – das ist Geometrie.«
    Adrienne Haven stand auf. »Ich mochte Tony gern. Ich mag ihn noch immer. Sonst wäre ich nicht hier. Aber ich hatte kein Liebesverhältnis mit ihm. Ist das klar genug ausgedrückt?«
    »Es ist eine eindeutige Aussage – Ihrerseits. Ich würde gern dasselbe auch von ihm

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