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Die siebte Maske

Die siebte Maske

Titel: Die siebte Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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Tony Jerricks Patenten.«
    »Möglich. Das Direktorium war begeistert über die Erwerbung; alles war besser als der damalige Zustand. Ich fürchte, Walter war zum Firmenchef nicht geboren; seine Bestrebungen waren mehr politischer Natur, glaube ich.«
    »Nach allem, was man so hört, ja.«
    »Aber das ist es nicht, was Sie jetzt hören wollen.«
    »Nein. Ich möchte erfahren, was Sie Polizeichef Marceau mitgeteilt haben.«
    »Haben Sie Bill schon gefragt?«
    »Das möchte ich nicht«, sagte Mike. »Noch nicht. Kann sein, er würde es mir nicht mal sagen. Bill kann unter Umständen sehr zugeknöpft sein, besonders bei Diskussionen über einen Fall, den er gerade bearbeitet.«
    »Tja … Möglicherweise verhält es sich so. Vor allem, falls Sie Tony Jerricks Verteidigung übernehmen.«
    »Das steht noch nicht fest.«
    »Spielen Sie mit dem Gedanken?«
    Mike runzelte die Stirn. »Winston, ich würde es Ihnen hoch anrechnen, wenn Sie mir erzählen könnten, was Sie Bill gesagt haben. Falls Sie aus irgendeinem Grund glauben, Sie sollten lieber nicht, dann reden wir über Golf, Baseball oder die heutige Jugend, ganz wie Sie wollen.«
    Winston lachte glucksend. »Die heutige Jugend, da gehören Sie auch noch irgendwie dazu, Mike. Also gut, ich erzähle es Ihnen.«
    »Ich weiß nicht, wieso Walter sich ausgerechnet mit mir angefreundet hat. Sie wissen, ich gebe mich hier im Klub gar nicht viel mit den Leuten ab. Ich spiele eher den Einzelgänger. Aber Walter brauchte dringend einen Beichtvater, und anscheinend wirkte ich auf ihn väterlich genug, um dieser Bestimmung würdig zu sein. Walter gewöhnte sich also an, mir sein Herz auszuschütten, und obwohl er mitunter ziemlich langweilig war, hörte ich geduldig zu. Wie gesagt, es war Walters Wunsch, daß ich seinem Direktorium beitrat. Er gab zu, daß die Firma sich nicht rentierte; ein bißchen Kapital war vorhanden, aber das war auch alles. Wir waren alle der Ansicht, und ich an erster Stelle, daß die Firma dringend einige gesunde Neuerwerbungen brauchte. Man empfahl uns Tony Jerricks kleines Unternehmen, die Gründe sind Ihnen bekannt, und die Verhandlungen begannen.
    Walter packte die Sache mehr wie ein Politiker an, nicht wie ein Geschäftsmann. Er begann Mr. Jerrick zu kultivieren, lud ihn des öfteren in sein Haus ein, veranstaltete Partys für ihn, schickte ihm Geschenke, schmeichelte ihm nach allen Regeln der Kunst. Dabei setzte er auch, wie ich hinzufügen möchte, den Charme seiner Frau ein. Sie war fast immer dabei, wenn die beiden zusammentrafen. Und, offen gestanden, die Gerüchte, die das nach sich zog, wundern mich nicht. Zwar glaube ich nicht, daß sie wahr sind, aber Walter Haven trieb die beiden jungen Leute einander förmlich in die Arme, Mike.
    Jedenfalls hatte er mit seinem Vorgehen Erfolg. Der junge Mann war an Geschäften im Grunde auch nicht mehr interessiert als Walter. Für beide war das Geschäft nur ein Mittel zum Zweck. Im Fall von Tony Jerrick war der Zweck die Arbeit als solche, die Lust am Erfinden, der Erfolg. Für Walter diente alles nur seinen politischen Zielen. Also willigte Tony ein und verkaufte sein Unternehmen und seine Patente.
    Dummerweise kam ihm nicht zu Bewußtsein, was es bedeutete, diese Patente zu verkaufen. Um sich gegen Jerricks Erfindergabe abzusichern, ließ Walter ihn eine Übereinkunft unterzeichnen, in der Jerrick sich verpflichtete, mit der Gesellschaft nicht zu konkurrieren. Jerrick wußte nicht, daß sich das auch auf neue Erfindungen bezog.
    Sobald Jerrick die Wahrheit erkannte, begriff er, daß er einen Fehler gemacht hatte. Er hatte viel mehr verkauft als ein Gebäude, ein paar Maschinen, Materialien und Planzeichnungen: Er hatte darauf verzichtet, auf dem Gebiet der Autozubehörtechnik weiterzuarbeiten.
    Als ihm dies klargeworden war, ging er abermals zu Walter und protestierte. Er wollte eine Vertragsänderung herbeiführen, notfalls die ganze Transaktion rückgängig machen. Aber das wollte Walter natürlich nicht.
    All dies geschah in Walter Havens eigenem Haus, in seinem Wohnzimmer. Und auch dabei war Adrienne anwesend. Sie und Walter waren die einzigen Zeugen von Tony Jerricks Wutausbrüchen. Die einzigen Zeugen dafür, daß er handgreiflich geworden war.
    Ja, Mike, so weit war es gekommen. Anschließend habe ich Walter eine Woche lang nicht gesehen; er litt unter den Nachwirkungen eines Faustschlags, den Tony Jerrick ihm an jenem Abend aus lauter Wut versetzt hatte. Und gedroht hat der Bursche Walter auch,

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