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Die siebte Maske

Die siebte Maske

Titel: Die siebte Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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bitte?«
    »Sie hat Sie heute in Ihrem Büro aufgesucht und ist etwa eine Stunde geblieben. Wir wissen das, weil wir sie nämlich beschatten lassen. Was hat sie gewollt?«
    Mike zog eine Grimasse. »Ich habe gesagt, Offenheit entwaffnet mich. Aber das heißt noch lange nicht, daß ich mich überrumpeln lasse.«
    »Hat sie Sie engagiert?«
    »Mr. Reddy, das geht Sie nichts an.«
    »Weiß ich! Aber ich versuche herauszufinden, auf wessen Seite Sie stehen.«
    »Auf keiner Seite. Ich bin neutral.«
    »Gut.« Jetzt gluckste er wieder. »Sie sind also aufgeschlossen für unsere Argumente. Sehen Sie, Mr. Karr, was auch immer die Dame Ihnen erzählt hat, wir bezweifeln, daß es die Wahrheit war.«
    »Ob wahr oder nicht«, sagte Mike, »erwarten Sie nicht, von mir auch nur ein Wort zu erfahren. Ich nehme an, der Begriff ›Berufsgeheimnis‹ ist Ihnen vertraut.«
    »Ja doch, ja doch.« Reddy winkte mit seiner fleischigen Pfote ab. »Klar schütteln Sie diesen Otto aus Ihrem Ärmel. Ich hatte schon haufenweise mit Rechtsanwälten zu tun. Besonders wenn so große Gelder auf dem Spiel stehen.«
    »Was für große Gelder?«
    »Unser Geld«, sagte Reddy und runzelte zum erstenmal die Stirn. »Das Geld der Gesellschaft. Eine halbe Million Dollar, Mr. Karr, und Inflation hin oder her, das ist ein hübsches Sümmchen. Und wenn es nur zehn Dollar wären, dann wäre es immer noch zuviel als Belohnung für einen Mord.«
    »Belohnung?«
    »Nichts auf der Welt hasse ich mehr, Mr. Karr, als wenn ein Mörder für sein Verbrechen auch noch kassiert. Das verletzt meinen Gerechtigkeitssinn. Den Bilanzen der Firma bekommt es auch nicht. Und das wiederum kann sich auch auf meine eigenen Bilanzen negativ auswirken. Sie sehen, wie es funktioniert?«
    »Mr. Reddy, wollen Sie mir etwa einreden, Adrienne Haven habe Ihrer Meinung nach ihren Mann umgebracht?«
    »Die Versicherung wurde zu ihren Gunsten abgeschlossen.«
    »Und das macht sie verdächtig?«
    »Warum nicht?«
    »Weil die Gründe nicht ausreichen.«
    »Wollen Sie noch einen Grund hören?«
    »Nein, danke«, erwiderte Mike kalt.
    »Tony Jerrick«, sagte Reddy. »Noch einen? Sie hat ihren Mann nicht geliebt. Und noch einen? Sie war ein armes Mädchen und dachte, sie hat einen reichen Mann geheiratet; und dann hat sich herausgestellt, daß Haven zwar ein tolles Haus und eine tolle Autofabrik hatte, aber das Haus war mit Hypotheken überlastet, und die Autofabrik war pleite.«
    Mike sagte: »Mr. Reddy, Sie vergeuden Ihre wertvolle Zeit. Adrienne Haven ist nicht meine Klientin. Ich bin an dem Fall nicht interessiert. Und ich habe einen Bärenhunger.«
    »Ich weiß, was Sie denken«, fuhr Reddy fort, und das Lächeln kam zurückgekrochen. »Ihr Freund von der Polizei hat Ihnen vermutlich erzählt, daß sie’s nicht gewesen sein kann, da sie ein prima Alibi hat. Nun, andere Alibis sind auch schon zusammengebrochen, Mr. Karr, das wissen Sie genausogut wie ich. Und schließlich ist auch die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, daß Mrs. Haven mit einem Komplizen zusammenarbeitete. Vielleicht hat Tony Jerrick nur die Schmutzarbeit ausgeführt, und geplant haben sie es gemeinsam –«
    Mike stand auf.
    »Es war mir ein Vergnügen, Mr. Reddy. Schade, daß ich Ihnen nicht behilflich sein kann.«
    »Mr. Karr, ich habe seit zwei Jahren keinen saftigen Versicherungsbetrug mehr aufgedeckt. Das könnte für mich einen ganz persönlichen Stein in meinem ganz persönlichen Brett bedeuten.«
    »Viel Glück«, sagte Mike und kämpfte gegen die Versuchung an, sich abermals um den Finger wickeln zu lassen.
    »Vielleicht schinde ich sogar eine Gehaltserhöhung dabei heraus, und weiß Gott, ich könnte ein paar Extrakröten brauchen. Ich habe zwei Söhne, Zwillinge, die kommen beide nächstes Jahr aufs College. Wenn das kein Tritt in den Hintern ist!«
    »Mr. Reddy, ich kann Ihnen leider nicht helfen.«
    »Eine halbe Million würde nicht zur Auszahlung gelangen, wenn wir beweisen könnten, daß Adrienne Haven an dem Mord beteiligt ist. Wir könnten es uns sogar leisten, gegen einen hübschen Vorschuß jemanden anzuheuern, der uns beweisen hilft, daß –«
    »Falls Sie dabei an mich denken – nichts zu machen.«
    »Das wäre keine Bestechung, Mr. Karr, sondern eine völlig legale Belohnung. Sagen wir zehntausend Dollar.«
    »Ich bin kein Glücksritter, Mr. Reddy, ich bin weiter nichts als ein Anwalt. Und im Moment bin ich nicht einmal Adrienne Havens Anwalt. Warum reden Sie nicht mit dem?«
    Reddy nickte

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