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Die siebte Maske

Die siebte Maske

Titel: Die siebte Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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war – in Havens Arbeitszimmer.«
    »Was wollte er da?«
    »Angeblich geschäftliche Dinge besprechen. Und ich glaube ihm.« Der Polizeichef runzelte die Stirn.«Mike, wirst du den Fall übernehmen?«
    »Ich sage dir doch – nein.«
    »Wozu also die vielen Fragen?«
    »Es interessiert mich.«
    »Warum?«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich dich vor allzuviel Interesse warnen möchte. Es wäre mir verdammt unrecht, wenn man dich herumkriegt, und du sitzt neben diesem Kerl im Gerichtssaal. Mike, du kannst keine zweite Niederlage brauchen. Und die handelst du dir mit Tony Jerrick ein.«
    Mike lächelte und tippte Bill Marceau mit dem Finger an die Schulter. »Du liegst falsch, mein Freund. Niemand will mich herumkriegen. Und ich denke nicht daran, eine Niederlage einzuhandeln. Jemand hat mich gebeten, mich des Falles anzunehmen.«
    »Aha!«
    »Und ich habe abgelehnt. Noch bevor ich die Fakten kannte. Ich habe abgelehnt, weil der eventuelle Mandant sich nicht selbst an mich gewandt hat. Und jetzt, wo ich weiß, was die Glocke geschlagen hat, würde das vermutlich auch nichts nützen.«
    »Hoffentlich«, sagte Bill mit Betonung. »In deinem Interesse.«
    Mike grinste und ging nach Hause. Nancy hatte ihn am Nachmittag angerufen und angekündigt, sie werde ein großartiges Abendessen kochen und er solle doch bald kommen. Er hatte Hunger und freute sich aufs Essen. Auf ein kühles Bier. Darauf, herumzusitzen und sich zu entspannen und nicht mehr an Fälle und Mandanten zu denken.
    Und doch hatte er noch immer das vage, unbehagliche Gefühl, die Sache nicht richtig angefaßt zu haben.

5
    N ancy fing gleich an der Tür an zu flüstern.
    »Tut mir leid, Mike, ich konnte ihn nicht loswerden. Er hat sich einfach nicht abweisen lassen.«
    »Wer?«
    »Mr. Reddy, von der Versicherung.«
    »Wer?«
    »Er sitzt in deinem Arbeitszimmer. Er hat geschworen, er stört uns nicht beim Abendessen, er will nichts weiter als zehn Minuten mit dir sprechen und –«
    »Liebling, ich höre wohl nicht recht: Du hast einen Versicherungsvertreter hereingelassen? Und er lauert auf mich in meinem eigenen Arbeitszimmer?«
    »Aber nicht doch«, widersprach Nancy und zog die Mundwinkel herab. »Er hat gesagt, er will dir nichts verkaufen, er wollte dich im Büro aufsuchen, aber du warst angeblich schon weg.«
    »Ich bin nach dem Mittagessen nicht mehr hingegangen«, sagte Mike. »Ich habe Bill im Polizeipräsidium besucht.« Er ging ins Wohnzimmer, und Nancy folgte ihm beflissen. »Also, wenn er mir keine Versicherung andrehen will, was will er dann von mir?«
    »Das hat er mir nicht sagen wollen, Liebling. Aber er war felsenfest davon überzeugt, daß du mit ihm reden willst.«
    »Na schön«, seufzte Mike, und seine Visionen eines gemütlichen Abends schwanden dahin. »Mal sehen, was er will.«
    Zunächst einmal wollte Harold Reddy ihn mit Handschlag begrüßen. Er hatte einen kräftigen Händedruck, der Mike zusammenzucken ließ.
    Reddy hatte den Körper eines japanischen Ringkämpfers und ein Gesicht, das in sieben verschiedenen Richtungen Fält- chen produzierte, sobald er lächelte. Es war ein Verkäuferlächeln, aber gegen diesen Eindruck baute Reddy sofort vor.
    »Keine Sorge, Mr. Karr«, gluckste er, »ich habe seit zwanzig Jahren keine Milford-Lebensversicherung mehr verkauft. Ich bin jetzt in der Vergütungsabteilung tätig, also am entgegengesetzten Ende.« Das Glucksen artete in dröhnendes Gelächter aus. »Ich bin der Mann, den die Vertreter am liebsten unterschlagen. Ich versuche zu verhindern, daß die Kunden kassieren.«
    »Aber ich will gar nichts kassieren«, stellte Mike fest. »Ich bin nicht einmal bei Ihrer Gesellschaft versichert.«
    »Gewiß, natürlich nicht, Mr. Karr. Weiß ich. Aber Walter Haven – um den dreht es sich hier.«
    Mike zuckte nicht mit der Wimper.
    »Ich kenne keinen Walter Haven, Mr. Reddy.«
    »Aber klar! Der Mann, der ermordet wurde!«
    »Ach so, der – äh – Automobilfabrikant?«
    Die Falten auf Reddys Gesicht verzogen sich zu einem Grinsen. »Was halten Sie davon, wenn wir uns hinsetzen und einander nichts vormachen? Der Name Walter Haven ist Ihnen durchaus bekannt. Und Sie kennen auch Mrs. Haven. Und Ihre liebe Frau kocht draußen das Abendessen und lauert nur darauf, daß ich wieder verschwinde. Also, wie haben wir’s?«
    »Offenheit entwaffnet mich immer«, sagte Mike.
    Sie setzten sich. Reddy ließ sich grunzend auf Mikes Ledersofa nieder.
    »Was wollte Adrienne Haven von Ihnen?« fragte er dann.
    »Wie

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