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Die Siechenmagd

Die Siechenmagd

Titel: Die Siechenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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gespendet hat.
    „Mein gutes Kind, hast du ihnen auch aufgetragen, dass sie mich dafür in ihre Gebete miteinbeziehen sollen, wie es sich gebührt, denn der Bettlersegen schafft einen Platz im Himmelreich für den Mildtätigen.“
    Mäu verneint, verspricht aber, es beim nächsten Mal zu berücksichtigen und rückt ein Stück von Ulrich weg, der ihr, vom Weingenuss inzwischen in gelöster Stimmung, immer näher kommt.
    „Ich muss nach Hause, Herr. Eure Wäsche muss ich noch waschen und der Vater verlangt, dass ich am Abend zu Hause bin“, sagt Mäu nach einer Weile etwas ungeduldig.
    „Schade, meine Kleine. Mit deinem Vater müssen wir auf längere Sicht auch eine andere Lösung finden, damit du mir auch abends zuweilen Gesellschaft leisten kannst. Aber geh nur, wenn du musst, Maria. Nimm dir etwas von den Sachen mit, die du für mich gekauft hast und lass es dir schmecken. Also, bis morgen früh. Gehab dich wohl und lass dich nicht zu sehr striezen von deinem Vater, dem Unflat, sonst muss ich mal ein ernstes Wort mit ihm reden“, setzt Neuhaus ungehalten hinzu, denn Mäu hatte ihm gegenüber verschiedentlich erwähnt, wie der Vater sie manchmal schikaniert.
    Erleichtert erhebt sie sich und verabschiedet sich von ihrem Dienstherrn mit einer leichten Verbeugung.
    Während sie den Gutleuthof hinter sich lässt, ist sie in Gedanken bei dem jungen, rothaarigen Bettler, von dem sie sich seltsam angezogen fühlt.
    Es beginnt langsam zu dämmern und sie überlegt ernsthaft, ob sie nicht doch zu dem Stelldichein am Main gehen soll. Einerseits ist sie von eher scheuem Wesen und traut sich nicht so recht, andererseits ist sie auch recht abenteuerlustig und außerdem zieht es sie ganz einfach dorthin. Nach kurzem Nachdenken entscheidet sie sich schließlich, um den Abdeckerhof einen großen Bogen zu machen und den direkten Weg nach Frankfurt einzuschlagen. Während sie unterwegs darüber nachgrübelt, wie sehr der Vater mit ihr schimpfen wird, wenn sie die Nacht nicht heimkommt, fürchtet sie sich schon fast wieder vor der eigenen Courage. Dann wird sie ihm halt sagen, sie hätte bei Neuhaus bleiben müssen, weil es dem nicht gut gewesen wäre. Der Alte wird dann zwar trotzdem zetern, aber sie hat so wenigstens ihren Spaß gehabt und mal was anderes gesehen. Außerdem verhält sich der Vater für seine Verhältnisse recht nachsichtig, was ihren Dienst auf dem Gutleuthof anbetrifft. Wahrscheinlich wegen dem fetten Zubrot, mit dem er schon fest rechnet. Das denkste dir aber auch nur, lieber Edu! Mäu grinst in sich rein und schlägt energischen Schrittes den Weg in Richtung Mainzerpforte ein.
    Als sie an den inzwischen leergeräumten Messeständen vorbeigeht, beginnt es gerade dunkel zu werden. Es ist eine klare Nacht, die ersten Sterne zeigen sich am Himmel, vereinzelt huscht eine Fledermaus an ihr vorbei. Tief inhaliert sie die geliebte Stadtluft und fühlt dabei eine freudige Erregung und Lebenslust. Die Stadtbürger eilen nach Hause, denn für anständige Leute gehört es sich nicht, nach Einbruch der Dunkelheit noch unterwegs zu sein, wenn man kein Licht bei sich trägt. Man ist ja schließlich kein lichtscheues Gesindel!
    Von weitem kann sie den Schellenknecht erkennen, dem die Marktknechte die obligatorische Gutleutspende übergeben. Er steckt die Münzen, Lebensmittel und anderen Güter in seinen Sack und zieht von dannen. An jedem Tag der Messe muss für die Aussätzigen gesammelt werden; alle Messestände sind dazu verpflichtet, eine Spende für die Parias unter den Kranken zu entrichten.
    Mäu nähert sich dem Mainufer. Hier versammeln sich die fahrenden Leute hinter ihren Karren und Planwagen, sitzen um ein Lagerfeuer und genießen den Feierabend. Sie schwadronieren miteinander auf Rotwelsch, der Sprache der Fahrenden, untermalt von den vielfältigsten Instrumentenklängen. Jetzt spielen die Musikanten nur noch zu ihrem eigenen Vergnügen und nicht mehr für Geld. Und das kann man spüren, die Stimmung ist ausgelassen und die Leute trinken, lachen und tanzen. Es ist ein bunt gemischtes Völkchen, das sich hier nach der Messe zusammengefunden hat. Als eine Art Treibgut der Messe findet man hier Hungrige, Verzweifelte, Krüppel, Waisenkinder, Fahrende jeglichen Gewerbes, Räuber, Söldner und fahrende Huren.
    Mäu blickt suchend über das Mainufer. Schließlich entdeckt sie den Rothaarigen inmitten einer Ansammlung von Leuten, die sich um ein Feuer gruppiert hat und fühlt sich dabei wie vom Blitz getroffen. Sie

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