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Die Siechenmagd

Die Siechenmagd

Titel: Die Siechenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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draußen vor den Stadttoren auf dem Feld, weil uns keiner gerne riechen mag“, antwortet Mäu.
    „Du riechst aber gut und hübsch bist du auch noch und für eine Abdeckertochter bist du viel zu fein angezogen. Glaub mir, ich kenn mich da aus, mein Vater war selber Abdecker in Goslar, eh ihn und die ganze Familie die Pest gefressen hat. Nur ich bin übrig geblieben und bin dann auf die Wanderschaft gegangen. Ich bin übrigens der Fuchs und mein Kamerad hier ist der Schlimme“, stellt der Junge vor.
    „Das Kleid, das ich trag, ist von meinem Dienstherrn. Er lebt draußen auf dem Gutleuthof bei den Sondersiechen. Und da muss ich jetzt auch schnellstens hin. Also, Gott mit euch!“, entgegnet Mäu und will weitergehen.
    „Wart noch mal! Magst du nicht am Abend ein bisschen mit uns zusammensitzen? Wir kampieren unten am Main bei den aufgeschlagenen Abortbuden. Dann entzünden wir ein Feuerchen und machen uns einen spaßigen Abend“, fragt sie der Rothaarige.
    „Ich glaube nicht, dass ich kommen kann. Ich hab noch viel Arbeit und muss jetzt auch gehen“, erwidert Mäu schroff.
    Als sie später durch das Galgenviertel läuft, bedauert sie es ein wenig, dass sie die beiden hat abblitzen lassen. Sie fühlt sich seltsam aufgewühlt. Ob sie nicht doch hingehen soll am Abend? Warum eigentlich nicht! , überlegt sie.
    Als sie vor dem Gutleuthof angelangt ist, kommt ihr der Klingelmann entgegen. Über der Schulter trägt er einen großen Leinensack und in der Hand hält er seine Schelle.
    „Na Jungfer, kommst du von der Messe. Da will ich jetzt auch hin, um mir ein bisschen die Beine zu vertreten. Und später am Abend sammel ich dann bei den Marktknechten die Abgaben für die Siechen ein. Ich bin froh, wenn ich hier wegkomm, denn momentan gibt es viel böses Blut unter den Pfründnern wegen der Beltzin“, deutet Gottfried an.
    „Wieso, was ist denn passiert?“, fragt Mäu interessiert. Der Schellenknecht genießt es offensichtlich, Mäus Neugierde geweckt zu haben, und erzählt leutselig, dass der arme Bruder Jakob seit dem Vorfall nicht mehr zu den gemeinsamen Gebeten und Mahlzeiten im Speisesaal erschienen sei. Er läge schwer darnieder nach dieser Schmach, was ja auch nicht erstaunlich wäre nach den frechen, bösartigen Allüren seiner Frau bei dem Einstandsessen von Bruder Ulrich. Nicht wenig Sieche auf dem Hof wären dafür, dass man Katharina für diese Gemeinheit an den Pranger stellen müsse. Was ja einerseits auch Rechtens wäre, wenn man bedenke, wie sie allen damit zugesetzt habe, endet Gottfried seine Ausführungen.
    Mäu schweigt dazu und lässt sich nichts anmerken. Sie spürt, dass es besser ist, ihre eigenen Gedanken für sich zu behalten und so verabschiedet sie sich nach einer Weile des Austauschs von Belanglosigkeiten von dem Schellenknecht.
    Sie betritt den Innenhof des Leprösenspitals und geht zielstrebig zum Hauptgebäude, um ihrem Dienstherrn die eingekauften Waren zu übergeben.
    „Na, da ist ja meine Kleine wieder! Zeig her, was du uns Schönes mitgebracht hast“, begrüßt sie Neuhaus freudig und fordert sie auf, doch Platz zu nehmen.
    „Oh, den guten Roten aus dem Württembergischen hast du gekriegt. Geh, hol uns zwei Becher und lass uns anstoßen, mein Mädchen“, schlägt Ulrich gut gelaunt vor. Nachdem Mäu zwei silberne Trinkgefäße vom Wandbord geholt und den Wein ausgeschenkt hat, stoßen die beiden miteinander an und Ulrich streichelt Mäus Arm, was sie widerwillig geschehen lässt.
    „Diese boshafte Weibsperson hat dich wohl auch mit Einkäufen beauftragt. Das Aas, das verdammte“, schimpft Neuhaus aufgebracht. „Gefällt mir gar nicht, dass du das machst. Schließlich bist du meine Magd. In Zukunft dulde ich das auch nicht mehr, dass du für die etwas erledigst. Soll sie doch ihre eigene Zugehfrau schicken.“
    Seit dem Eklat bei seinem Einstandsessen lässt er kein gutes Haar mehr an Katharina Beltz.
    „Ich weiß ja, du bewunderst sie in deiner Unschuld, weil sie ja so schön anzusehen ist und immer fein gewandet, aber hinter ihrem hübschen Lärvchen ist sie abgrundtief böse und verdorben. Kein Umgang für so ein gutes, ehrliches Geschöpf wie dich. Ich wär froh, wenn sie weg wär und uns armen, geplagten Siechen nicht mehr länger die Stimmung vergiften tät“, grollt Neuhaus.
    Um die Hasstiraden von Ulrich zu unterbrechen und das Gespräch in andere Bahnen zu lenken, erzählt Mäu von der Messe und erwähnt auch beiläufig, dass sie zwei Bettlern Äpfel und Käse

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