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Die Siechenmagd

Die Siechenmagd

Titel: Die Siechenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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sein“, reißt ihn Mäus ungewohnt resolute Stimme aus seinen lüsternen Gedanken. Ärgerlich verzieht Gottfried das Gesicht und sondiert nachdenklich den Marktplatz.
    „Also gut, aber nur kurz und ich muss dich dabei im Auge haben. Hier drüben, bei der Suppenküche werd ich mir eine Brühe genehmigen und ihr zwei könnt euch solange auf die Nachbarbank setzen. Wenn ich meine Suppe ausgelöffelt habe, ist euer Stelldichein aber zu Ende, das muss klar sein!“, entgegnet Gottfried mürrisch und wendet sich dem großen Sudkessel zu, der über einer Feuerstelle befestigt ist.
    „Lass uns doch gemeinsam ein Süppchen schlürfen, Schellenknecht. Wir können dir dabei auch gerne ein bisschen zur Hand gehen“, nuschelt ihm eine der jungen Huren ins Ohr. Gottfried muss über dieses eindeutige Angebot grinsen und scheint nichts dagegen zu haben. Während der bullige Schellenknecht, flankiert von zwei gurrenden Hübscherinnen, an dem schmalen Holztisch Platz nimmt, sichtlich hin und her gerissen zwischen seinem knurrenden Magen und seiner angestachelten Manneskraft, sitzt Mäu mit Martha am Nachbartisch und hört ihr konzentriert zu. Als die Muhme geendet hat, platzt es aufgeregt aus ihr heraus:
    „Der Fuchs und seine Leute sind also nicht von sich aus einfach weitergezogen! Ich hab doch damals genau gespürt, dass da was nicht gestimmt hat. Dann hat er also doch an mir gehangen!“
    Martha blickt angespannt zum Nebentisch und versucht ihre Nichte zu beschwichtigen. Die glasigen Augen des Schellenknechts und sein gerötetes Gesicht verraten ihr zwar, dass er im Augenblick ganz andere Sorgen hat, als auf Mäu zu achten, trotzdem ist Vorsicht geboten. Genau das versucht sie dem aufgelösten Mädchen mit beruhigenden Worten klarzumachen, was ihr bald auch gelingt.
    „Was ist denn jetzt mit dem Fuchs? Sitzen er und seine Leute immer noch im Gefangenenturm?“, bestürmt Mäu Martha mit Fragen.
    „Nein, die sind schon längst weg. Die Feli hat gehört, der Bettelvogt hätte die armen Kerle mit Peitschenhieben aus der Stadt gescheucht. Ich weiß nicht, wo die jetzt sind. Und um Frankfurt machen die bestimmt auch in nächster Zeit einen großen Bogen, so übel, wie die hier behandelt worden sind“, entgegnet die Hübscherin. Mäu treten die Tränen in die Augen.
    „Mensch, was würd ich den so gerne Wiedersehen, den Fuchs. Hab ihm ja verdammt unrecht getan!“, flüstert sie aufgewühlt und versucht ihre Tränen herunterzuschlucken.
    „Ich kann mich ja mal nach denen umhören. Aber halt du jetzt erst mal die Füße ruhig, und hab noch ein bisschen Geduld, ich verspreche dir, ich werde dich schon nicht hängen lassen, und wenn ich einen Plan ausbaldowert und genug Helfer gefunden habe, holen wir dich aus diesem verdammten Siechenloch raus. Flenn jetzt bloß nicht und setz ein harmloses Lärvchen auf. Ich weiß, das ist momentan schwer, aber du darfst dir von deinen Feinden jetzt nicht in die Karten gucken lassen! Das wäre schlecht für unser Vorhaben. Lass dir also nichts anmerken, nachher bei dem Schellenknecht nicht und erst recht nicht beim Neuhaus. Warte ab und lass mich nur machen, es findet sich schon ein Ausweg“, versichert Martha und legt dabei tröstend den Arm um Mäu.
    Mäu erzählt Martha gerade von den Heimsuchungen ihres Dienstherrn, und die beiden Frauen sind so ins Gespräch vertieft, dass sie gar nicht bemerken, wie der Schellenknecht aufsteht und auf sie zugeht. Als er dann schließlich hinter ihnen steht und lautstark zum Aufbruch mahnt, fahren sie erschrocken zusammen. Bevor sie auseinandergehen, umarmen sie sich herzlich. Gottfried steht dabei und schaut ihnen zu. Seine Laune scheint sich deutlich gebessert zu haben.
    „Das ist ja vielleicht ein Prachtweib! Die könnte mir auch gefallen“, äußert er großspurig, während er hinter Mäu durch die Marktstände schreitet.
    „Kannst wohl heute den Hals gar nicht voll genug kriegen, Schellenknecht. Von heute Nacht will ich gar nicht erst reden“, erwidert Mäu mit strengem Unterton und wendet sich zu ihm um.
    Wollen wir doch mal sehen, ob aus dem Wachhund nicht noch ein Tanzbär werden kann, denkt sie und fordert ihn spontan auf, ihren Einkaufskorb zu tragen, was er auch ohne Murren tut. Sie muss noch Weihrauch für Neuhaus besorgen und macht Halt an der Spezereischirn, an dem sie inzwischen schon als Stammkundin bekannt ist. Der Händler, Kaufmann Ofenrauch, begrüßt sie so höflich, als hätte er eine Dame von Stand vor sich. Mäu unterhält sich

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