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Die Siechenmagd

Die Siechenmagd

Titel: Die Siechenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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sich auf den Strohsack fallen und nimmt noch im Halbschlaf war, wie der schwere Mann auf ihr liegt und grob in sie eindringt. Trotz ihrer Betäubung spürt sie dabei einen starken Widerwillen gegen den Schellenknecht, der sie penetriert wie ein Gassenköter.
    Nach dem kurzen, hektischen Beischlaf erhebt sich Gottfried schwerfällig und poltert die Stiegen herunter.
    Dafür bezahlst du mir!, denkt Mäu und schläft augenblicklich ein.
    Dichte Nebelschwaden hängen über den Feldern, an diesem trüben, feuchtkalten Dezembermorgen, als Mäu in Begleitung des Schellenknechtes unterwegs zur Stadt ist. Sie trotten schweigend nebeneinander her, vermeiden es, das Wort aneinander zu richten oder sich anzublicken. Wären sie nicht gezwungen, zusammen diesen Marsch zu machen, würden sie einander nur allzu gerne aus dem Wege gehen, nach den Ereignissen der gestrigen Nacht. Gottfried wirkt übellaunig und macht einen verkaterten Eindruck. Ihm ist nicht ganz wohl zu Mute, wenn er an den kurzen, hektischen Beischlaf mit der jungen Siechenmagd denkt, zu dem er sich letzte Nacht in seiner Suffstimmung hat hinreißen lassen. Wenn Neuhaus davon erfährt, wird es Ärger geben. Hoffentlich hält das Luder dicht!
    Mäu ist kaum etwas anzumerken von dem Gewaltakt, den sie über sich ergehen lassen musste, außer, dass sie etwas bleich ist und müde Augen hat. Das Theriak sitzt ihr noch ganz schön in den Knochen, lässt sie bleiern und schwerfällig ausschreiten, beschwichtigt andererseits aber auch wohltuend ihr Gemüt, indem es sie mit einer gewissen Gleichgültigkeit erfüllt. Ich habe bei diesem Drecksack etwas gut, soviel ist sicher. Jetzt steht er in meiner Schuld. Mal sehen, was ich daraus machen kann, sinniert Mäu, während sie das Mainzertor passieren. Die Morgendämmerung ist nun einem diffusen, trüben Tageslicht gewichen, das den wolkenverhangenen, bleigrauen Himmel kaum zu durchdringen vermag.
    Heller wird es wohl nicht mehr, denken sich die Kaufleute und Zunfthandwerker und öffnen ihre ebenerdigen Werkstätten und Kontore. Überall werden die schweren Holzläden aufgeklappt und das Tagwerk beginnt. Handwerksburschen und Kaufmannsgehilfen eilen durch die Gassen und murmeln allenthalben ihr „Gott zum Gruße“. Der Türmer verkündet vom Bartholomäuskirchturm die achte Stunde, während Mäu und Gottfried zum Weckmarkt abbiegen. Scharen von flehenden Leuten tummeln sich bereits um das Marktgelände. Aus Erfahrung wissen die städtischen Bettler, dass die Leute vor ihrem Marktbesuch das Geld lockerer sitzen haben, als später, wenn dann die Einkäufe getätigt und die Moneten wieder beträchtlich geschwunden sind. Wohlangesehene Hausfrauen in Begleitung ihrer Dienstmägde fassen beim Gang zum Markt immer wieder in ihre Almosentaschen, die sie neben dem Schlüsselbund an ihrem Gürtel tragen und werfen den Armen Münzen hin, um so ihrer Pflicht zur Barmherzigkeit nachzukommen und dafür den Bettlerdank und Bettlersegen zu erfahren. Emsig gleiten die Augen der stattlichen, feingewandeten Matronen dabei auf Anzahl und Größe der Münzen, die von anderen Spenderinnen gegeben werden, denn das Spenden offenbart neben der Bereitschaft zur Mildtätigkeit auch die jeweilige Generosität der Almosengeberin. Und Großzügigkeit muss man sich eben leisten können. Mäu ist immer wieder verblüfft, wenn sie sieht, was einige Damen den Bettlern vor die Füße werfen. Für so eine Hand voll Groschen muss eine Magd einen ganzen Monat schuften, denkt sie sich, während sie das merkwürdige Spektakel beobachtet. Unversehens befindet sie sich in nächster Minute Auge in Auge mit Martha. Schon häufig ist sie bei ihren Einkäufen in Frankfurt der Muhme begegnet, der Klingelmann hatte aber stets verhindert, dass sie miteinander reden konnten. Freudig umarmen sich die beiden Frauen und als Gottfried sie sogleich wieder weiterzerren will, fordert ihn Mäu nachdrücklich auf, sie doch kurz mit Martha sprechen zu lassen. Inzwischen sind die drei umringt von einer Gruppe draller, junger Hübscher innen in vollem Putz. Der stumpfe Schellenknecht weiß gar nicht wie ihm geschieht, als sie auf ein Zeichen Marthas hin auch noch anfangen, ihn zu umgarnen. Er stiert immerzu auf ihre hochgeschnürten Brüste, die sich ihm zum Greifen nah entgegenrecken. Trotz seiner Katerstimmung bemerkt er, wie sich Begehrlichkeit in ihm zu regen beginnt.
    „Was ist jetzt, Schellenknecht, ich möcht mal ungestört mit meiner Tante reden. Das wird doch wohl zu machen

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