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Die Siechenmagd

Die Siechenmagd

Titel: Die Siechenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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nicht mehr zurückkommen – das hört sich gut an! Würd ich auch am liebsten machen!“, erwidert Mäu trocken.
    „Dann mach das doch! Besorgst dir so ‘ne Siechentracht, dann darfst du in Frankfurt mit ihnen betteln gehen und von dem vielen Geld machen wir zwei uns dann einen schönen Abend. – Aber jetzt mal im Ernst, Maria. Das wäre doch eigentlich gar keine schlechte Idee. Um erst mal hier rauszukommen, mein ich“, fügt die Beltzin nachdenklich hinzu und schaut Mäu dabei eindringlich an. Für eine Weile denken beide konzentriert darüber nach und spinnen dann den Gedanken solange gemeinsam weiter, bis er klare Formen angenommen hat. Es beginnt schon zu dämmern, bis sie schließlich einen ausgeklügelten Plan entwickelt haben, von dessen Durchführbarkeit sie beide überzeugt sind.
    „Und du willst wirklich nicht mitkommen, Katharina? Du könntest es mit dem Beltz doch genauso machen. Dann könnten wir beide woanders ein neues Leben anfangen“, versucht Mäu die Freundin nun schon zum wiederholten Mal zu überreden. Doch Katharina lässt sich nicht umstimmen:
    „Ach Maria, für mich steckt der Karren doch schon viel zu tief im Dreck. Ich glaub, ich hab nicht mehr die Kraft für so was“, erwidert sie ernst und greift nach dem für sie so unentbehrlichen Theriak-Fläschchen. „Geh allein, meine Liebe, und nimm mich in deinem Herzen mit auf die Reise. Das genügt mir. Und ich weiß genau: Du wirst es schaffen!“, wendet sie sich zuversichtlich an die Freundin, bemüht ihre Traurigkeit nicht zu zeigen. „Du machst jetzt alles so, wie wir es besprochen haben. Warte, ich hol dir das Fläschchen.“ Katharina nimmt eine kleine, dunkelrote Glasphiole aus einem Wandschrank, der mit Flaschen und Tiegeln der unterschiedlichsten Größen angefüllt ist, und übergibt sie Mäu mit leicht zitternden Händen.
    „Die Hälfte davon dürfte schon reichen, Liebste. Lass uns nun voneinander Abschied nehmen, wer weiß, ob wir dazu noch Gelegenheit haben werden“, schlägt sie gefasst vor und ist mit einem Mal wieder ganz die kühle, stolze Dame, die Mäu am Abend des Einstandsessens von Ulrich Neuhaus so sehr bewundert hat.
    Mäu, der es nicht gelingen mag, auch nur annähernd so beherrscht zu bleiben, schließt die Freundin ergriffen in die Arme.
    „Danke, Katharina. Ich werde dich nie vergessen!“, flüstert sie unter Tränen.
    „Ich kann dir und mir nur eines wünschen: Dass wir uns niemals Wiedersehen!“, entgegnet Katharina und küsst Mäu auf die Stirn.
     
     
    Am Abend des Gründonnerstag steht Mäu zusammen mit den anderen fünf Leprösenmägden wartend vor dem steinernen Wohnhaus des Hospitalmeisters. Ein kalter Wind bläst ihnen den Schnee in die Gesichter. Die Siechenmägde schlottern vor Kälte. Um sich die Wartezeit zu vertreiben, unterhalten sie sich über ihre Herrschaften. Mäu hält sich etwas abseits, die anderen beachten sie kaum, beziehen sie auch nicht in ihre Gespräche mit ein, was ihr sehr entgegenkommt, denn sie hat momentan ganz andere Sorgen – und die mag sie mit ihnen nicht teilen. Endlich öffnet sich die Haustür und der Schellenknecht tritt nach draußen.
    „Ihr könnt jetzt der Reihe nach reinkommen und die Ausgehtracht für eure Siechen abholen. Der Herr Prior vermerkt alles und ihr müsst wie immer dafür Sorge tragen, dass die Sachen vollständig und frisch gewaschen nach Ostern wieder zurückgebracht werden. Also, es kann losgehen“, fordert Gottfried die Wartenden auf.
    Als Erste folgt ihm die dürre Hedwig, die Magd der Priorin, nach drinnen. Kurze Zeit später verlässt sie das Haus mit einem Stapel weißer Kleidungsstücke unter dem Arm. Dann folgen Isolde, Edelgard, Cordula und Hildegard, zum Schluss ist Mäu an der Reihe. Sie betritt den kargen, schmucklosen Raum und verneigt sich grüßend vor Bruder Thomas, dem Prior, der an einem Schreibpult steht. Er nickt ihr kurz zu.
    „Eine Holzklapper, eine weiße Kniehose, ein weißer Siechenmantel, ein Paar weiße Handschuhe, ein weißer Hut mit breiter Krempe, übergeben an Maria Dunckel, Siechenmagd von Bruder Ulrich“, leiert Gottfried herunter und überreicht Mäu den weißen Kleiderstapel. Der Hospitalmeister macht sich Notizen und murmelt:
    „Gut, sie kann dann gehen. Gottfried, laufe Er jetzt über den Hof und gebe bekannt, dass die anderen Brüder und Schwestern nun auch kommen mögen, sich ihre Ausgehtracht für den Karfreitag abzuholen.“
    Mäu läuft ganz in Gedanken versunken zum Wohngebäude der

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