Die Siedler Von Botany
der Artikel, den sie am dringendsten brauchten. An zweiter Stelle stand Salz, um Fleisch haltbar zu machen. Zucker war bei den Catteni nicht bekannt, daher müßte sie genügend Essig zum Einlegen mitnehmen. Das war einfach, da sie für den Küchennachschub zuständig war und wußte, wo alles zu finden war. Am selben Verkaufsstand entdeckte sie in einem Sack zu ihrer Überraschung etwas, das aussah wie Zimtrinde, und ein Fäßchen mit Muskatnüssen. Ihr würziger Duft war so vertraut und weckte so manche Erinnerung. Sie nahm ein Stück brauner Rinde aus dem Sack und hielt es sich an die Nase, um sich zu vergewissern, daß es tatsächlich Zimt war, aber was dieses Gewürz auf Barevi zu suchen hatte, war ihr ein Rätsel.
Dann fragte sie mit der rauhen Stimme, die sie immer benutzte, wenn sie etwas auf Catteni sagte: »Was ist das?« Sie ließ die Rinde wieder in den Sack fallen und wischte sich die Hände an ihrer Uniform ab, wie jeder Catteni es getan hätte.
Sie verstand nur die Hälfte von dem, was der Standinhaber erklärte, erfuhr aber immerhin, daß es von Terra stammte und zum Kochen gebraucht wurde. Sie sollte mal etwas davon ausprobieren. Sie spielte die Unentschlossene, bis Marrucci ihr auf die Schulter klopfte und ihr zu Hilfe kam.
»Drassi Kubitai ist immer für etwas Neues zu haben. Versuchen Sie’s.«
In dieser Situation harten sie Glück, denn die beiden Artikel waren so ungewöhnlich, daß der Standinhaber noch nichts davon hatte verkaufen können und nun überzeugt war, ein schlechtes Geschäft gemacht zu haben. Sie feilschten ausgiebig, und am Ende erhielt sie die Gewürze – den ganzen Sack und das Fäßchen – und schwatzte ihm auch noch einen großen Sack Pfefferkörner ab, auf denen er ebenfalls bisher sitzengeblieben war. Kris fiel es nicht schwer, den Verkäufer zu überreden, alles zur KDI zu liefern, und konnte kaum ihre Freude darüber verbergen, daß sie die Gewürze aufgestöbert hatte. Die Messe würde ihr dafür auf Knien danken. Sie erstand außerdem noch einige Gallonen Essig von guter Qualität.
In der nächsten Abteilung fand Kris Stoffe aller Art in sämtlichen Farben, Mustern und Materialien, von denen einige aus terranischer Produktion stammten, was sie gleichermaßen erfreute wie auch entsetzte. Die Catteni schienen die Erde wirklich in jeder erdenklichen Weise auszuplündern. Sie verdrängte ihre Abscheu und feilschte um mehrere Ballen Stoff in unterschiedlichen Farben und Qualitäten, um daraus Kinderbekleidung anzufertigen. Ihre eigene Stofferzeugung reichte für alle Frauen aus, die etwas tragen wollten, das nicht aus cattenischen Overalls zusammengeschneidert worden war, aber die Kinder hatten andere Bedürfnisse, was ihre Kleidung betraf. Kris kaufte soviel, daß der Ladeninhaber sie fragte, ob sie selbst auch Händlerin wäre.
»Ich nicht, aber Drassi«, sagte sie in einem Ton, als mißbillige sie diese Nebentätigkeit zutiefst, und deutete eher gleichgültig auf die Ware, die sie kaufte. Im letzten Laden gab es außerdem Nadeln, und sie legte gleichgültig ein paar Pakete auf die Theke und ließ sich vom Händler eine Rechnung schreiben. »Drassi braucht alles.« Mehr brauchte sie nicht zu sagen. »Lieferung bis Sonnenuntergang, und Sie kriegen Bonus«, sagte sie und zwinkerte ihm zu, wie sie es früher von Zeit zu Zeit bei ihrem Herrn hatte beobachten können.
Dann schaute sie sich nach ihren Gefährten aus dem Schiff um und fand sie in der Nähe eines Obststands, wo Balenquah versuchte, die Schmerzen in seiner Speiseröhre zu lindem.
»Ich sagte ihnen doch, nicht gut«, wiederholte sie und nahm eine Gorubirne von einem kunstvoll aufgeschichteten Stapel. Sie drehte den Kopf ein wenig zur Seite, damit der Händler nicht sehen konnte, daß sie keine so großen Zähne hatte, wie sie für die Catteni typisch waren, als sie die zähe Schale damit abriß, wie jeder anständige Catteni-Soldat es zu tun pflegte, und sie einfach auf die Straße spuckte. Eins war sicher, sie hätte niemals angenommen, noch einmal in ihrem Leben diese leckeren saftigen Früchte zu essen. Mein Gott, sie hatte seit jenem Wald einen weiten Weg zurückgelegt. Sie deutete auf ein Netz mit Birnen und erkundigte sich nach dem Preis.
»Vier«, sagte sie und feilschte dann um einen Rabatt, wie sie es früher immer getan hatte. Sie erhielt die Birnen für einen guten Preis – es waren genug, so daß jeder auf dem Rückflug nach Botany sich daran erfreuen konnte –, band die Netze zusammen und
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