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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Stirn. »Warum lässt du es ihn nicht versuchen?«
    »Weil er gefährlich ist. Vater hat verboten, dass er scharfes Werkzeug in die Hand bekommt, seit der Turonländer einmal mit einer Sense auf ihn losgegangen ist. An dem Tag, als du deine lästerliche Zunge verloren hast, stimmt’s nicht, Turon? Los, sieh zu, dass du uns mehr Holz herschaffst. Besser für dich, ich muss Vater nicht sagen, dass du dich auf die faule Haut gelegt hast, sonst gerbt er sie dir.«
    Der Sklave wandte den geschorenen Kopf ab und trottete zurück zum Sammelplatz, aber Candamir entging nicht, dass er wütend die Lippen zusammenpresste.
    Um die Mittagsstunde wurde es heiß auf dem unbeschatteten Bauplatz, und Candamir gestattete Jared und Hacon, ein Bad im Fluss zu nehmen, damit die Sonne sie nicht röstete. Er selbst arbeitete weiter, denn ihn störte Hitze ebenso wenig wie Kälte. Als der Turonländer das nächste Mal vom Holzplatz zurückkam, richtete Candamir sich auf und nahm ihn zum ersten Mal seit Wochen wirklich in Augenschein. Der junge Sklave war ziemlich mager. Vermutlich war er immer noch aufsässig, nahm Candamir an, und wenn Schläge nichts halfen, ließ Olaf ihn hungern. Aber er wirkte muskulös, drahtig und kerngesund.
    »Kannst du mit einer Axt umgehen?«, fragte Candamir.
    Ein unerwartetes Lächeln machte das hagere Gesicht überraschend gut aussehend, und der Sklave nickte eifrig. Mit den Händen formte er ein längliches Gefäß, und nach einem Moment begriff Candamir. »Du bist Schiffsbauer?«, fragte er verblüfft.
    Der Turonländer nickte.
    Candamir zog den Sax aus der Scheide, nahm ihn in die Rechte und streckte dem Sklaven mit der Linken die Axt entgegen. »Dann lass mich sehen, was du kannst. Aber überleg dir gut, was du tust. Wenn du dich mit der Axt in der Hand zu mir umdrehst, bist du tot.«
    Der junge Mann senkte unterwürfig den Blick und wandte sich zu dem Holzbalken um, den Candamir in Arbeit hatte, ehe er beide Hände an den Axtgriff legte.
    Dann machte er sich mit geschickten Hieben ans Werk, offenbar wenig besorgt um die Sicherheit seiner bloßen Füße. Seine Bewegungen waren sparsam und von beneidenswerter Leichtigkeit. In Windeseile war der Balken fertig, die Oberfläche, die er bearbeitet hatte, sichtlich ebenmäßiger als Candamirs. Schließlich hieb er die Axt in die Rinde des nächsten Stammes, richtete sich auf und trat beiseite.
    Candamir begutachtete das Werk kritisch, aber sosehr er sich auch bemühte, er konnte keinen Mangel entdecken. »Hm«, machte er. »Ich glaube, ich rede noch mal mit Jared.«
    Es war alles andere als einfach, Jared umzustimmen, denn der Junge hatte eine Todesangst, sein Vater könne davon erfahren, dass er dem Sklaven eine Axt in die Hand gegeben hatte. Obendrein verabscheute er den Turonländer mit einer Leidenschaft, die Candamir nicht so recht begreifen konnte, behandelte ihn mit gänzlich überflüssiger Grobheit und trat ihn bei jeder Gelegenheit mit Füßen – manchmal tatsächlich, manchmal im übertragenen Sinne.
    Dennoch gelang es Candamir unter Aufbietung seiner gesamten, überstrapazierten Geduld, den Sohn des Bauherrn von den Vorzügen zu überzeugen, die es für sie alle hätte, den kundigen Turonländer die Balken schlagen zu lassen.
    Der wiederum war überglücklich, die Künste seines Handwerks wieder einmal ausüben zu dürfen, und diente Candamir fortan mit hundegleicher Ergebenheit. So konnten sie bereits Ende des Monats mit dem Dachstuhl beginnen.
    »Hier, Herr, das wird dir schmecken. Du meine Güte, mir scheint, du wirst immer dünner, ganz gleich, wie ich dich füttere«, jammerte Heide und drückte Candamir eine reichlich gefüllte Schale mit einem köstlichen Eintopf aus wilden Rüben und Rindfleisch in die Hand.
    Dankbar sog Candamir den verführerischen Duft ein und drückte gleichzeitig die freie Linke etwa in Höhe des Magens auf das erdbraune neue Gewand, das Brigitta ihm gemacht hatte. »Unsinn«, beschied er dann. »Im Gegenteil, wenn ich weniger arbeitete, würde ich Fett ansetzen bei den Mengen, mit denen du mich voll stopfst.«
    »Ja, ich glaube, wir haben noch nie so üppig gegessen wie in Catan«, stimmte Osmund ihm zu, der mit Roric bei ihnen zu Gast war. »Berse und Siward sehen schon richtig gemästet aus.«
    Sein Sohn, der auf seinem linken Knie saß, griff gierig nach dem Löffel der Schale, die Osmund bekommen hatte, doch der zog sie weg. »Einen Augenblick, mein Junge.« Er hielt die Schale ein wenig höher und murmelte:

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