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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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»Dank sei dir, Odin, für die Gaben Catans und deine weise Führung, die uns hierher gelangen ließ.«
    Alle am Feuer Versammelten außer dem Sachsen folgten seinem Beispiel. Viele Leute hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, bei jeder Mahlzeit des Gottes zu gedenken, dem sie sie verdankten.
    »Du solltest endlich Demut vor unseren Göttern lernen oder hungrig schlafen gehen«, schalt Osmund den sächsischen Sklaven.
    Der senkte höflich den Blick, entgegnete aber: »Ich ziehe es vor, meinem Gott für die Speisen zu danken, die er uns spendet.«
    Osmund sah ungläubig zu Candamir. Er mischte sich für gewöhnlich nie in die häuslichen Angelegenheiten seines Freundes ein – genau wie umgekehrt -, doch nun kam er nicht umhin zu bemerken: »Du bist allzu nachsichtig, scheint mir.«
    Candamir hob die Schultern. »Mag sein. Aber was soll ich machen? Man kann einen Mann zwingen, irgendwelche Dinge zu tun. Man kann ihn vermutlich sogar zwingen, alles zu sagen, was man hören will. Aber ganz egal, was du anstellst, du kannst niemanden zwingen, irgendetwas zu glauben oder nicht zu glauben. Wenn du einen Mann hindern willst, irgendetwas zu glauben, dann musst du ihn töten. Was wir ja mit dem Sachsen beinah auch getan hätten, wenn du es nicht vereitelt hättest, richtig?«
    Er musste sich ein zufriedenes Grinsen ob seiner eigenen Schläue verbeißen, aber wenn er geglaubt hatte, er habe seinen Freund mundtot gemacht, hatte er sich geirrt.
    »Vielleicht habe ich damals einen Fehler gemacht«, knurrte Osmund und warf Austin einen finsteren Blick zu, der jedoch vorgab, mit großem Interesse den Inhalt seiner Schale zu begutachten. Schließlich legte Osmund Roric den linken Arm um die Schultern und nahm die Schale in die linke Hand, tauchte den Löffel mit der Rechten ein und fütterte seinen Sohn. Mit einem unwillkürlichen Lächeln beobachtete er den kleinen Jungen, der mit großem Appetit, geradezu gierig, aß. Das beschäftigte ihn eine Weile, doch nachdem er selbst einen Löffel genommen hatte, schaute er wieder zu Candamir und sagte: »Ich hoffe nur, Odin wird dir deine allzu große Nachsicht nicht verübeln.«
    Candamir antwortete nicht gleich, sondern aß mit ebensolcher Hingabe wie Roric. Osmund hatte Recht, wusste er, er nahm all diese Dinge zu leicht. Es war eine bedauerliche Tatsache, dass sich an seinem Verhältnis zu den Göttern nicht viel geändert hatte, seit sie in Catan gelandet waren. Während Osmund und viele ihrer
    Nachbarn äußerst eifrig im Götterdienst geworden waren und ständig von diesem Tempel sprachen, den sie Odin errichten wollten, beschränkte Candamir sich wie früher darauf, den Göttern an hohen Festtagen zu opfern und Tyr, seinen Schutzgott, um Beistand in schwierigen Lagen zu bitten. Er hatte nicht das Gefühl, ihnen hier näher zu sein als in Elasund.
    »Odin kann uns kaum härter strafen, als er es schon getan hat«, bemerkte Hacon düster. »Was könnte bitterer sein, als ausgerechnet Olaf ein Haus bauen zu müssen?«
    Candamir fand, er hatte nicht ganz Unrecht, aber Osmund ließ den Löffel in die Schale fallen, um Hacon zu ohrfeigen.
    »Gib Acht, was du redest. Du beleidigst die Götter und meinen Onkel in einem Atemzug, du Flegel.« Wie meistens sprach Osmund nicht aufgebracht, eher bedächtig. Aber die Ohrfeige hatte gesessen.
    Hacon hielt sich erschrocken die Wange und warf seinem Bruder einen vorwurfsvollen Blick zu. Doch Candamir hatte nicht die Absicht, ihn in Schutz zu nehmen. Hätte er selbst diese respektlose Bemerkung gemacht, hätte Osmund sie vermutlich mit einem Verschwörerlächeln hingenommen. Aber Hacon war nun einmal nicht in Candamirs Position, und es wurde höchste Zeit, dass er lernte, wo sein Platz war, was er sich erlauben konnte und was nicht. Seit sie Elasund verlassen hatten, schlug er ständig über die Stränge. Innerhalb gewisser Grenzen hatte Candamir sogar Verständnis dafür. So vieles hatte sich geändert – sie führten ein völlig neues Leben. Er war ja selbst kritischer geworden, was Althergebrachtes betraf, stellte vieles in Frage, was einmal unantastbar gewesen war. Vielleicht tat Hacon nichts anderes. Aber wer Grenzen überschritt, tat das nun einmal immer auf eigene Gefahr. Und auch das musste sein
    Bruder offenbar noch lernen …
    »Wo ist denn Asta überhaupt?«, erkundigte sich Osmund, um das etwas unangenehme Schweigen zu brechen.
    »Bei Thorbjörns Frau«, antwortete Candamir mit vollem Mund und schluckte. »Das Kind kommt, aber einen

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