Die Siedler von Catan.
gebräunten Haut, dem ausgebleichten Kleid, dem Licht-und Schattenspiel ihrer Haare sah sie aus, als hätte sie ihr ganzes Leben auf dieser Sommerwiese verbracht, als wäre sie Teil dieses Landes. Tanuri, dachte er wohl zum tausendsten Mal. So musste sie ausgesehen haben, die schöne Albentochter, als Odin sie bei Dämmerung am Bachufer erblickte.
»Siglind …«
Sie öffnete die Augen, und als sie ihn anschaute, blieb ihm gar nichts anderes übrig, als zu lächeln. Es war ein Moment vollkommener Leichtigkeit. Er währte nur einige Herzschläge lang, aber das minderte seine Kostbarkeit nicht.
»Ja?«, fragte sie. »Was wolltest du sagen?«
»Oh … Ich weiß nicht mehr.«
»Hm«, machte sie, verschränkte die Hände auf dem Rücken und wippte auf den Zehenspitzen. »Lass mich überlegen. Ich nehme an, du wolltest mir danken und all das.«
»Das sollte ich wirklich, nicht wahr?«
Sie strich sich die Haare hinters Ohr und winkte ab. »Nein, es ist eigentlich nicht nötig. Ich konnte ja in Wahrheit gar nichts tun, weil ich von solcherlei Dingen zu wenig weiß. Vielleicht sollte ich mich von Austin in Kräuterkunde unterweisen lassen. Ich schätze, er war’s, der Hacon gerettet hat.«
»Er oder sein Gott«, murmelte Candamir.
Siglind lachte leise. »Ja. Ich habe von eurem Kuhhandel gehört.«
Candamir hob kurz die Schultern und strich sich ebenfalls den schmalen Zopf, der von der linken Schläfe baumelte, hinters Ohr, als wolle er ihre Geste spiegeln. »Kein zu hoher Preis für ein Leben, scheint mir. Auch wenn es das eines wertlosen Schwächlings ist.«
Schlagartig wurde ihre Miene ernst. Sie streckte die Linke aus, als wolle sie Candamirs Hand ergreifen, zog sie dann aber zurück. »Du darfst nicht so schlecht von deinem Bruder denken«, sagte sie kopfschüttelnd. »Du quälst dich nur selbst damit. Und du tust ihm Unrecht. Er ist weder wertlos noch schwach. Nur jung. Er hat einen schweren Fehler gemacht und teuer dafür bezahlt. Reicht das nicht?«
Nein, dachte er erbittert, aber er gedachte nicht, weiter mit ihr darüber zu reden. Sie hatte in den vergangenen Tagen ohnehin schon mehr von seinen Familienangelegenheiten gehört und gesehen, als ihm recht war. »Vielleicht«, antwortete er scheinbar unbeschwert. »Ich muss darüber nachdenken.«
»Tu das. Und nicht zu lange.«
»Was soll das wieder heißen?«
»Es soll heißen, dass du aufhören musst, dich zu verkriechen. Ich weiß, du hast bislang alle außer Osmund und den Schmied mit ein paar barschen Worten davongeschickt, die kamen, um sich nach euch zu erkundigen. Aber du kannst dich nicht ewig drücken. Ihr müsset das Gesetz ändern, hast du gesagt. Du hattest Recht. Sorg dafür, dass sie es tun, ehe alle vergessen haben, was passiert ist. Glaub mir, nicht jeder wird sich so lange daran erinnern wie du und Hacon.«
»Immer, wenn ich gerade vergessen habe, dass du einmal Königin warst, bringst du es mir in Erinnerung«, bemerkte er und wich damit einer Antwort aus.
Das entging ihr keineswegs. Aber sie bedrängte ihn nicht weiter. »Oh, niemand auf den Kalten Inseln hat weniger Einfluss auf die Gesetze als die Königin, glaub mir. Denn allein Cnut herrscht über das Land, und über Cnut herrschen allein seine Launen.«
»Dann haben die Menschen auf den Kalten Inseln sich weit von den Traditionen ihrer Vorfahren entfernt.«
Siglind nickte. »In einer neuen Heimat verlieren Traditionen und Vorfahren schnell an Bedeutung.«
»Ja, das ist wahr.«
»Das muss nicht unbedingt schlecht sein«, kam sie seinem Einwand zuvor. »Solange es nicht dazu führt, dass die Menschen mit ihren Wurzeln auch ihre Werte verlieren und sich einem Tyrannen unterwerfen, weil es das Bequemste ist.« Plötzlich hatte sie sich in Rage geredet. »Es geschieht schneller, als man meint. Und es kann auch hier passieren, Candamir.«
Er glaubte zu wissen, an wen sie dabei dachte, doch er wehrte kopfschüttelnd ab: »Ich bin der Letzte, der das verhindern könnte, so wie die Dinge jetzt liegen. Alles Ansehen, das ich je besessen haben mag, habe ich verloren und damit auch jeden Einfluss. Dank meines Bruders, den du ja so ins Herz geschlossen hast.«
Sie winkte ungeduldig ab. »Du irrst dich. Was die Lage der Dinge betrifft ebenso wie in Bezug auf deinen Bruder.«
»Ich glaube wirklich nicht, dass dir ein Urteil zusteht«, entgegnete er, seine Stimme plötzlich scharf.
Siglind stieß hörbar die Luft aus. »Nein. Natürlich nicht«, murmelte sie niedergeschlagen und wandte
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