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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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zu. Man konnte seinen Weg nicht verfolgen, denn es verrann im Gras. Dennoch beschloss der weiße Rabe plötzlich, dass er genug gesehen hatte, und flog geräuschlos davon, unmittelbar bevor Brigitta das Wasser an den bloßen Füßen spürte.
    »Hier ist der Ort, Osmund«, verkündete sie überflüssigerweise. »Hier werdet ihr den Tempel bauen.«
    Er nickte wortlos. Er brachte keinen Ton heraus, den Blick unverwandt auf seine Braut gerichtet.
    Anscheinend vollkommen selbstvergessen umfasste Inga den Saum ihres seltsamen Brautgewandes und streifte es über den Kopf. Darunter trug sie nichts. Ihre helle Haut schimmerte im Mondlicht, und als sie die Hände wieder in die Quelle steckte und sich Brust und Arme mit dem Wasser benetzte, nahm das Schimmern einen silbrigen Glanz an.
    Osmunds Kehle wurde noch ein wenig enger. Nie zuvor hatte er etwas Erregenderes gesehen.
    »Brigitta«, brachte er tonlos hervor. »Wenn du hier fertig bist, dann … lass dich nicht aufhalten.«
    Mit einem leisen Lachen fuhr sie ihm über den weizenblonden Schopf, wandte sich ab und sagte zum Abschied: »Nur zu, mein Junge. Zeuge deinen Erben, den zukünftigen König von Catan.«
    Was ist mit Roric?, dachte er furchtsam, aber er war nicht in der Lage, diesen oder irgendeinen anderen Gedanken festzuhalten. Er nickte nur und zog seine Braut an sich, ganz nah, als gelte es, sie zu wärmen. Ihre Haut war glatt und duftete schwach. Während Brigitta sich diskret entfernte und zum Boot zurückging, entwand Inga sich Osmunds Griff, legte sich ins Gras und streckte ihm die Arme entgegen.
    Osmund erschien übernächtigt zum Thing am nächsten Morgen. Kurz nach Sonnenaufgang war Brigitta mit dem Boot auf die Insel zurückgekehrt – sie hatte erstaunlich viel Kraft in ihren vom Alter gekrümmten Händen und ruderte ohne erkennbare Mühe -, hatte ihm zu essen gebracht, ihn dann ins Dorf zurückgeschickt und versprochen, bei Inga zu bleiben. Seine Braut hatte noch geschlafen, doch ihr Mund hatte gelächelt, als er sie zum Abschied behutsam auf die Schläfe küsste.
    Er wollte lieber nicht wissen, was es war, das Brigitta Inga eingeflößt hatte, und irgendwie bedauerte er, dass seine junge Frau so berauscht gewesen war, dass sie bestenfalls eine ungefähre Ahnung gehabt hatte, wer er war, und sich heute vermutlich nur bruchstückhaft erinnern würde. Aber der Trank hatte unbestreitbar seine Vorzüge gehabt, musste Osmund grinsend eingestehen. Angst, Verlegenheit und Ungeschicklichkeit, all die Dinge, die seine Hochzeitsnacht mit Gisla zu einem Ereignis gemacht hatten, an das er möglichst selten zurückdachte, hatte es dieses Mal nicht gegeben. Im Gegenteil. Selbstsicher war seine Braut gewesen, verwegen und … unersättlich. So kam es, dass er sich heute früh kaum auf den Beinen halten konnte.
    Er war nicht der Einzige. Die meisten der Siedler hatten das Mittsommerfest gar zu ausgelassen gefeiert, doch Osmund hatte natürlich den meisten Spott zu ertragen.
    Mit der ihm eigenen Duldsamkeit ließ er alles über sich ergehen, ohne eine Miene zu verziehen, sodass die Witzbolde schnell die Lust verloren, und bald rief Olaf die Versammlung zur Ordnung.
    Das Auslosen der Reihenfolge zum Bau der neuen Häuser galt den meisten als wichtigster Punkt und wurde deswegen zuerst abgehandelt. Lange hatten sie nach einem geeigneten Verfahren gesucht. Olafs Haus war bereits so gut wie fertig, und Harald war vom Losen ausgenommen, doch wenn man die Katen für Brigitta und Siglind mitrechnete, galt es immer noch zwei Dutzend und zwei Plätze zu verteilen. Austin hatte Candamir erklärt, dass zu den merkwürdigen Runen, die er benutzte, auch Zeichen gehörten, die Zahlen darstellten. Er hatte vorgeschlagen, die Zahlrunen von eins bis sechsundzwanzig in
    Holzstückchen oder Steine zu ritzen und jedes Familienoberhaupt eins dieser Lose ziehen zu lassen. Aber es hatte Proteste gegen ein Verfahren gehagelt, das nur der Sachse überwachen konnte, denn es gab viele, die ihm nicht trauten. Der Schiffsbauer war schließlich auf die Lösung gekommen. Er war in den Wald gegangen und hatte einen trockenen Ast gesucht, der lang und dünn genug für seine Zwecke war, und ihn sorgsam in zwei Dutzend und zwei Stücke gebrochen.
    »Die Bruchstücke lassen sich wieder zusammensetzen, doch weil natürlich jede Bruchkante anders ist, gibt es eine feste Reihenfolge«, erklärte er der Versammlung und wies auf den speckigen Lederbeutel, den er in der Rechten hielt. »Alle Stücke sind hier

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