Die Siedler von Catan.
sich auch ohne Worte verständigen, wenn man sich ein bisschen Mühe gibt und …«
»Soll das heißen, du hast ihm eine Axt in die Hand gegeben, obwohl ich es verboten habe?« Olaf schaute zu seinem Ältesten. »Und du hast das zugelassen?«
Jared wurde merklich blasser, hielt dem Blick aber stand und nickte. »Es wäre Verschwendung gewesen, seine Fertigkeiten nicht zu nutzen. Und er hat nicht ein einziges Mal jemanden mit der Axt bedroht.«
»Vielleicht, weil du nicht in der Nähe warst, Olaf«, konnte Candamir sich nicht verbeißen hinzuzufügen. »Aber wie dem auch sei. Er hat gute Arbeit an deinem Haus geleistet, und ich brauche ihn für die anderen Häuser ebenso.«
Olafs Miene war grimmig. Man konnte sich wirklich vor ihm fürchten, wenn er die Augen zu solch schmalen Schlitzen verengte und man dennoch das kalte, blaue Funkeln sah. »Ich kann mir unschwer vorstellen, warum du dich hier öffentlich mit mir anlegen willst, Candamir, aber ganz gleich, wie oft du dich wiederholst: Du bekommst meinen Sklaven nicht.«
»Dein Sklave? Ist er das denn?«, erkundigte Candamir sich.
»Mit welchem Recht beanspruchst du ihn für dich? Nach dem Überfall vergangenen Herbst hat das Thing beschlossen, dass er am Leben bleiben und helfen soll, den Schaden wieder gutzumachen, den die Seinen bei uns angerichtet hatten. Wie kommt es nur, dass er ausgerechnet dir zugefallen ist, wo du doch der Einzige warst, dem praktisch kein Schaden entstanden ist?«
Olaf fand sich unerwartet ausmanövriert und antwortete nicht sofort. Schließlich entgegnete er mit einem ungeduldigen Achselzucken: »Es hat sich einfach so ergeben. Und nun gehört er mir nach dem Gewohnheitsrecht.«
»Es war kein Zufall«, widersprach Candamir schneidend.
»Wir Übrigen, die wir Tote, Verschleppte und bedrohliche Verluste an Vieh und Vorräten zu beklagen hatten, waren nur zu durcheinander, um zu erkennen, was du tatest. Aber du hast dir wieder einmal einfach genommen, was du haben wolltest, ohne jedes Recht. Willkürlich. Wie du es ja so gerne tust, nicht wahr?«
Es war sehr still geworden. Nichts war zu hören als das Zirpen der Grillen im Ufergras und das geheimnisvolle Lied des Flusses.
»Candamir hat Recht«, bekundete Thorbjörn, Eilhards Ältester, schließlich. »Der Turonländer steht der Gemeinschaft zu, nicht dir, Olaf. Du hast ihn widerrechtlich behalten, und daraus darf meines Erachtens kein Gewohnheitsrecht abgeleitet werden.«
Viele nickten.
Olaf schaute sich langsam um, ließ den Blick von einem Gesicht zum nächsten gleiten, seine Miene verächtlich. Er war kein Mann, der sich je etwas vormachte; er wusste ganz genau, dass die wenigsten seiner Nachbarn ihn persönlich besonders schätzten. Darauf legte er auch keinen Wert. Oft folgten sie ihm – wie etwa auf diese Reise -, weil er viel Erfahrung besaß und sein Verstand und Urteilsvermögen denen der meisten anderen überlegen waren. Aber der Neid, den sein Reichtum seit jeher erweckt hatte, drohte immer schnell in Feindseligkeit umzuschlagen. In Elasund war er mächtig genug gewesen, um sich zu schützen. Aber hier, musste er nun feststellen, wo spätestens nach der ersten richtigen Ernte jeder Mann wohlhabender sein würde als je zuvor, drohte seine Macht plötzlich zu schwinden.
»Na schön«, sagte er schließlich mit einem Lächeln, das ihn kaum Mühe zu kosten schien. »Dann nehmt ihn. Aber kommt nicht an und macht mir Vorwürfe, wenn er in eine seiner düsteren Launen verfällt und Candamir oder Berse den Schädel spaltet. Denkt daran: Ich habe euch gewarnt.«
Siward und Haflad und einige andere nickten zufrieden, und Eilhard ließ einen Krug Met herumgehen. Für sie war das Thema abgehandelt.
Aber Candamir blieb mit verschränkten Armen stehen und sagte: »Ich bin noch nicht ganz fertig.«
Alle wurden wieder still und sahen ihn erwartungsvoll an.
Er spürte sein Herz pochen, seine Hände wurden feucht. Mit einem Mal war er furchtbar nervös. Aber Siglind hatte Recht, erkannte er: Wenn er wirklich etwas bewegen wollte, wenn er erreichen wollte, dass sie in dieser besseren, neuen Heimat auch bessere Gesetze bekamen, dann musste er es bald tun. Also warum nicht jetzt, da die allgemeine Stimmung so zu seinen Gunsten geneigt schien.
»Mit derselben Willkür, mit der du dir den Sklaven angeeignet hast, Olaf, hast du dem Schmied vergangenen Sommer den Lohn für dein Schwert vorenthalten und letzten Monat beinah meinen Bruder umgebracht.«
»Das ist ja lächerlich …«:,
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