Die Siedler von Catan.
knurrte Olaf.
»Es ist die Wahrheit«, widersprach Harald nicht einmal unfreundlich. »Hacon wäre mit Sicherheit gestorben, wenn Candamir ihm nicht die Hälfte der Buße abgenommen hätte. Ich habe den Jungen am Tag danach gesehen und hatte kaum Hoffnung für ihn. Aber nicht einmal deine Schafe sind das Leben eines Mannes wert, Olaf. Und was das Schwert angeht: Es ist geborsten – durch deine Schuld, nicht meine -, ehe du es bezahlt hattest, und danach hast du dich geweigert.«
»Wenn du dich ungerecht behandelt gefühlt hast, warum hast du mich nicht zum Kampf gefordert?«, brauste Olaf auf.
»Du hattest ja kein Schwert mehr«, konterte der Schmied lächelnd, und hier und da wurde gelacht. Doch Harald wurde sogleich wieder ernst. »Die Sache war kein Blutvergießen wert. Ebenso wenig wie deine Schafe.«
»Es kann nicht angehen, dass ein Mann nur die Wahl hat, sich der Willkür eines anderen zu unterwerfen oder ihn zu erschlagen und eine Blutfehde zu riskieren«, nahm Candamir den Faden wieder auf. Er hob beschwörend eine Hand. »Keine Hungersnot, kein Krieg hat so viele Leben gefordert und so viel Leid über unser Volk gebracht wie die sinnlosen Fehden, die wir untereinander austragen und die der Vater dem Sohn als Erbe aufbürdet …«
»Aber es ist das Gesetz der Götter«, unterbrach Brigitta.
»Wie kannst du wagen, es in Frage zu stellen?«
Candamir fuhr zu ihr herum. »Das Gesetz der Götter, sagst du, ja? Und doch warst du erleichtert, als ich Haflad am Julfest geschont habe.«
»Ich war erleichtert«, gestand sie ungerührt. »Aber ebenso befremdet. Es war nicht richtig.«
»Mutter!«, rief Haflad aus, offenbar empört und sehr gekränkt über diesen Mangel an bedingungsloser Mutterliebe.
»Ich war betrunken und habe dummes Zeug gefaselt …«
»Ah ja?«, warf Candamir ein, halb verdattert, halb amüsiert über dieses gänzlich unerwartete Eingeständnis.
»… hätte ich dafür mein Leben lassen sollen?«, fuhr der Köhler an seine Mutter gewandt fort.
Sie hob kurz die mageren Schultern. »Da du es zum Zweikampf hast kommen lassen, ja. So lautet das Gesetz.«
»Ja, begreifst du denn nicht, was für ein Irrsinn das ist?«, fragte Candamir. Er wies auf seine Schwester. »Nils’ Sippe und unsere hatten eine Blutfehde, deren Anlass ich nicht einmal mehr kenne. Und trotzdem war diese Fehde mächtig genug, dass Asta für meinen Vater und für mich gestorben war, als sie Nils heiratete. Und hätten die Turonländer ihn nicht erschlagen, hätte ich es vermutlich eines Tages getan. Dann wäre die Fehde an Fulc und an Hacon weitergegangen, obwohl sie das gleiche Blut in den Adern haben.«
»Du solltest dich schämen, die Geschichte deiner Sippe so schlecht zu kennen«, schalt Brigitta ihn. »Dein Urgroßvater hat Nils’ Urgroßvater ein Schiff gestohlen, ist damit davongesegelt, und weder er noch das Schiff wurden je wieder in Elasund gesehen. Nils’ Sippe nahm Rache und erschlug den Bruder deines Urgroßvaters. Zu Recht! Es war ein schwerer, heimtückischer Diebstahl!«
»Zugegeben«, räumte Candamir ein. »Aber was hatten Nils und ich mit dieser uralten Geschichte zu tun?«
»Die Blutrache ist das Gesetz der Götter«, wiederholte die alte Frau stur.
»Na schön. Ich will ja auch gar nicht vorschlagen, dass wir sie abschaffen«, entgegnete Candamir. Das war eine Lüge. Aber er wusste, dass er mit einem so weit gehenden, unerhörten Antrag nicht durchkommen würde. Also beschloss er kurzerhand, sein Ziel schrittweise zu verfolgen. »Mir geht es lediglich darum, solche
Blutfehden zu verhindern, über deren Anlässe die Götter nur lachen können.«
»Und wie stellst du dir das vor?«, fragte Siward skeptisch.
»Ganz einfach: Eine ebenso altehrwürdige Tradition wie das Gesetz der Blutrache hat das Thing, nicht wahr? Seit jeher versammeln sich die freien Männer, um gemeinsam Entscheidungen zu treffen. Warum ist das wohl so?«
Er ist gut, dachte Austin bei sich, der mit den Frauen am äußeren Rand der Versammlung im Gras saß und aufmerksam lauschte. Er weiß vermutlich noch nicht einmal, dass es so etwas wie Rhetorik gibt, aber er macht es instinktiv richtig. Der Sachse war sehr stolz auf seinen jungen Herrn.
»Weil dann nach dem Willen der Mehrheit entschieden wird und die größtmögliche Zahl an Männern zufrieden gestellt wird«, beantwortete Siward Candamirs Frage. »Und weil viele Köpfe zusammen weiser sind als einer allein.«
»Weil viele Köpfe zusammen weiser sind als einer
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