Die Siedler von Catan.
hat. Kein Mensch verdient, so zu sterben. Es ist barbarisch.«
Hacon hatte keine Ahnung, was »barbarisch« bedeutete, aber er war trotzdem geneigt, Austin Recht zu geben. Doch er sagte nichts.
»Wer bewacht ihn?«, erkundigte sich der Sachse.
»Thorbjörn und Haldir, Eilhards Söhne«, antwortete Wiland. »Mein Vater meinte, es sollten Männer sein, die selbst keinen Groll gegen Olaf hegen, damit gewährleistet ist, dass alles würdevoll und anständig vonstatten geht.«
Austin nickte beklommen. »Würdevoll« und »anständig« schienen kaum zu dieser Art von Hinrichtung zu passen, aber er wusste, was Wiland meinte.
Sein reger Geist konnte nicht anders, als in die Zukunft zu eilen. »Vieles hier wird sich ändern, wenn Olaf nicht mehr ist«, bemerkte er versonnen.
»Vieles wird besser sein«, antwortete Wiland.
Austin nickte. »Trotzdem ist es nicht gut, wenn der Fortschritt unserer Gemeinschaft auf solch einer furchtbaren Bluttat gründet. Es ist kein gutes Vorzeichen für unsere Zukunft.«
»Vielleicht nicht«, räumte Hacon ein. »Aber irgendein Gott hat uns die Schlange als Zeichen geschickt. Und irgendein anderer Gott hat es nicht verhindert.«
Der Sachse nickte seufzend. »Ja. Mir ist schon gelegentlich aufgefallen, dass er in entscheidenden Momenten gern anderswo hinschaut.«
Je länger Jared über die Zukunft nachdachte, desto mehr graute ihm davor.
Er war auf der kleinen Lichtung geblieben, wo das Schicksal seiner Familie eine so unheilvolle Wendung genommen hatte, weil er halb hoffte, dass einer der Götter sich ihm offenbaren und wenigstens erklären würde, warum das hatte geschehen müssen. Während er darauf wartete, zog er Candamirs Marder und den Hasen das Fell ab und nahm sie aus, um sie dem Eigentümer später vor die Tür zu legen. Nicht weil er Candamir eine Gefälligkeit erweisen wollte, sondern um seine Hände zu beschäftigen und so daran zu hindern, die Waffe gegen sich selbst zu richten.
Nun war er also frei. Der Tag, den er schon so lange herbeisehnte, war endlich gekommen: Sein Vater war entweder schon tot oder würde innerhalb der nächsten Stunden sterben – falls das Thing ihn einer letzten Gnade für würdig befand und ihm einen kleinen Aufschub zubilligte. So oder so, der Schrecken hatte ein Ende. Und Jared selbst würde nun das Oberhaupt seiner Familie sein. An ihm war es, den Haushalt zu lenken, neue, bessere Regeln aufzustellen, seinen Geschwistern zu helfen, die Schreckensherrschaft ihres Vaters zu vergessen und mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Aber er wusste nicht, wie er das bewerkstelligen sollte. Denn sie würden ihn hassen. Lars vor allem, sein fünfzehnjähriger Bruder, der ihm die Rolle des Ältesten immer geneidet und alles, aber auch alles willig ertragen hatte, was der Vater ihm antat, weil er bereit war, jeden Preis für dessen Aufmerksamkeit zu zahlen. Mit seinen Schwestern war es kaum anders. Denn sein Vater hatte nicht nur mit eiserner Hand geherrscht, sondern ebenso mit Schläue – er hatte es verstanden, Liebe ebenso zu wecken wie Furcht. Vor allem bei ihrer Mutter. Bis sie es schließlich nicht mehr ausgehalten und sich an einem stürmischen Wintertag in den eisigen Fjord gestürzt hatte. Jared hatte sie dafür verflucht, dass sie ihn und seine Geschwister im Stich gelassen hatte. Heute war er geneigt, ihr zu verzeihen. Denn es drängte ihn, ihr in den Freitod zu folgen …
»Jared.«
Er schreckte zusammen und hob den Kopf. Inzwischen war es finster geworden, und er konnte nicht gleich ausmachen, wer dort am Rand des Dickichts stand. Aber er erkannte ihn an seinem Schritt, als er näher trat. Nicht Thor war zu ihm gekommen, auch kein anderer der Götter. »Osmund …«
Sein Vetter machte eine auffordernde Geste. »Komm. Er will dich sehen. Und du musst dich um deine Familie kümmern.«
Jared schluckte trocken. »Er lebt noch?«
»Ja. Bis morgen früh.«
»Wie …«
»Ich glaube nicht, dass du das wirklich wissen willst. Und deine Geschwister und du solltet weit weg vom Dorf sein, bis es vorbei ist.«
»Oh, Osmund. Was soll ich ihnen sagen? Wie soll ich ihnen das jemals erklären? Sie … sie werden mich einen Vatermörder nennen. Alle werden mich insgeheim so nennen, selbst wenn sie jetzt wissen, was für ein Ungeheuer er ist, und keiner ihm eine Träne nachweinen wird.«
Osmund fürchtete, dass sein Vetter Recht hatte. Obgleich Jared ja gar nicht hätte verhindern können, dass Candamir seinen Vater anklagte, würde der Makel,
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