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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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versuchte ein kleines Lächeln. »Denkst du, du könntest ein bisschen Holz sammeln?«
    »Natürlich. Aber die Turonländer verbrennen ihre Toten nicht, Candamir. Genau wie die Leute auf den Kalten Inseln. Sie betten sie in eine Grube in der Erde und schütten einen Grabhügel darüber auf.«
    »In Ordnung. Dann machen wir es so. Aber lass mich einen Augenblick mit ihm allein.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist nicht nötig. Ich werd dir helfen und …«
    Er nahm ihre Hände in seine. »Du bist sehr verstört, Siglind. Trink von der Quelle und ruh dich dort einen Moment aus. Du hast dem Turonländer geholfen, sein unerträgliches Leben zu verlassen. Du hast wirklich genug für ihn getan. Ich mache den Rest.«
    Sie war versucht nachzugeben, wandte jedoch ein: »Aber du hast ihn verabscheut.«
    Candamir schüttelte den Kopf. »Schon lange nicht mehr.«
    Dann kam ihm ein Gedanke. »Du hast nicht zufällig noch das Wachs? Von der Wabe, die Jared dir heute Nachmittag gegeben hat?« Es schien Jahre her zu sein.
    Siglind öffnete den Beutel an ihrem Gürtel und zog ein paar krümelige Bruchstücke Wachs heraus. »Hier.«
    Er nickte, wartete, bis sie sich entfernt hatte, kniete sich dann neben den Toten und zog das Messer aus dessen Brust. Er legte es sorgsam beiseite, um es später zu säubern und Siglind zurückzugeben. Dann band er ihm mit einem Streifen Tuch, welchen Siglind schon bereitgelegt hatte, das Kinn hoch, damit der Mund sich nicht öffnen konnte, und verschloss Ohren und Nasenlöcher mit Wachs, wie die Sitte es vorschrieb, damit der Geist nicht aus dem Körper entweiche und die Lebenden heimsuche.
    Schließlich trug er den noch warmen Leichnam zu einer Stelle unweit der Lichtung, wo der Turonländer mittags manchmal gern eine kleine Rast eingelegt hatte. Siglind folgte ihm mit zwei Schaufeln von der Baustelle, und zusammen begruben sie den Toten.
    Als die Arbeit getan war, traten sie beide einen Schritt zurück und betrachteten den flachen Grabhügel.
    »Ich weiß nicht einmal, wie er hieß«, murmelte Candamir.
    »Nein. Das weiß wohl niemand.«
    Candamir rammte plötzlich die Schaufel in den Waldboden.
    »Was für eine verfluchte Verschwendung«, stieß er mit mühsam unterdrückter Wut hervor. »Olaf verdient, was er bekommt.«
    »Und das ist was?«, fragte Siglind zaghaft.
    »Eine Schlange zum Frühstück.«
    »Oh, Jesus Christus …«
    »Spar dir dein Mitgefühl! Der Turonländer war nur ein
    Sklave, aber er war ein anständiger Kerl, und er ist nicht der Erste, den Olaf in den Freitod getrieben hat. Oh, mächtiger Tyr, wer kann wissen, wie oft das passiert ist, ehe wir ihn erwischt haben … « Er konnte nicht weitersprechen. Die Vorstellung war so grauenhaft, dass sie ihm die Luft abschnürte.
    »Oft«, sagte Siglind. »Und als der Turonländer gedroht hat, sich dem Schmied zu offenbaren, hat Olaf ihm die Zunge abgeschnitten.«
    Candamir schlang unwillkürlich die Arme um den Leib. Dann sah er sie an. »Woher weißt du das?«
    Sie wies auf das Grab. »Wir … haben uns lange unterhalten, nachdem wir heute Nachmittag hierher gekommen sind. Soweit das möglich war. Ich habe Fragen gestellt, die er mit Nicken oder Kopfschütteln beantworten konnte, und er hat mit einem Stecken Bilder in die Erde geritzt. Zuerst … zuerst habe ich gedacht, es erleichtere ihn, all das einmal loszuwerden.«
    »Ich bin sicher, das hat es.«
    »Aber nicht genug, um weiterleben zu können«, gab sie erstickt zurück.
    »Siglind … Es ist nicht deine Schuld. Das darfst du nicht denken. Tu dir das nicht an.«
    »Wenn ich nur andere Worte gefunden hätte, Candamir …«
    »Nein«, fiel er ihr ins Wort. »Nein. Damit zu leben, dass es geschieht, ist eine Sache. Aber damit, dass alle Welt es weiß …«
    Er schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Ich hätte das Gleiche getan wie er. Egal, was irgendwer zu mir gesagt hätte. Glaub mir. Das hätte jeder Mann.«
    Siglind war erstaunt über dieses Eingeständnis, denn freiwillig aus dem Leben zu scheiden galt nicht gerade als Heldentat. Es war so ungewöhnlich für Candamir, so etwas zu sagen, dass sie geneigt war, ihm zu glauben.
    Bekümmert schaute er nochmals auf das Grab. »Er wird mir fehlen, so viel ist sicher. Und nicht nur als Zimmermann«, fügte er hinzu, offenbar selber ein wenig erstaunt über diese Erkenntnis. »Und nun würde ich gern baden.«
    »Aber es ist Nacht«, wandte sie abwesend ein.
    »Das ist mir gleich. Warte hier auf mich. Ich komme dich holen, wenn ich

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