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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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trockenes, hartes Schilfrohr gezwängt zu werden. Bis eine Stunde vor Tagesanbruch mühten Siward, Berse und Haflad sich vergeblich, ehe sie ihre Niederlage eingestehen mussten und zu Brigitta gingen, um sie um Hilfe zu bitten.
    Die alte Frau hockte vor ihrer Hütte an einem kleinen Feuer, in dem sie mit einem krummen Stöckchen missgelaunt herumstocherte. Ihre drei schwarzen Raben saßen schlafend in der Nähe, und wie so oft hatte sich auch heute ein weißer Catanrabe dazugesellt.
    Die Männer schilderten Brigitta ihr Problem, doch als sie geendet hatten, schüttelte die Alte den Kopf. »Nein. Ich werde euch nicht helfen.«
    Siward machte wütend einen Schritt auf sie zu. »Du selbst hast gesagt, die Schlange sei ein Zeichen! Also jetzt tu nicht so, als wären wir unnötig grausam. Keinem von uns ist wohl bei der Sache, verstehst du?«
    Sie nickte ungerührt. »Es war ein Zeichen. Aber muss mir deswegen gefallen, was die Götter sich ausgedacht haben? Olaf ist ein übler Geselle und war es immer, aber ich habe ihn auf die Welt geholt wie beinah jeden von euch oder doch zumindest eure Söhne und Töchter, und ich werde keinen Finger rühren, um euch bei dieser Sache zu helfen. Ist das klar?«
    Die Männer nickten betreten.
    »Gut! Dann hindert euch also nichts daran, zu verschwinden, richtig?«
    Sie machten sich schleunigst davon.
    Siwards junge Frau Britta kam schließlich auf die Lösung. Sie wusste durchaus, dass sie Olaf ihr Leben verdankte, denn er hatte Wasser gespendet, als sie beinah vor Durst und vom Meerwasser vergiftet gestorben wäre. Doch sie kämpfte immer noch um die Zuneigung ihres Gemahls und war gewillt, alles zu tun, um sie zu gewinnen.
    Als die kleine Schlange sowohl Berse als auch Haflad gebissen hatte und die Männer kurz davor waren, die Geduld zu verlieren, kam ihr der Gedanke, der Schlange das Maul zuzunähen. Und von der Eingebung war es nicht mehr weit bis zur Lösung des Problems: Mit vereinten Kräften nähten sie, ließen das Ende des stabilen Pferdehaares aber lang und fädelten es durch das Schilfrohr. Als es am anderen Ende wieder zum Vorschein kam, brauchten sie die Schlange nur noch hineinzuziehen. Es war ein Kinderspiel.
    Damit waren alle Vorbereitungen getroffen.
    Als das erste zarte Rosa das graue Licht des Tagesanbruchs färbte, versammelten die Siedler sich vor Siwards Hütte: alle freien Männer, ein paar Knaben, aber nur ein halbes Dutzend Frauen. Die meisten hatten es vorgezogen, mit den jüngeren Kindern und Sklaven daheim zu bleiben.
    Osmund und Candamir wechselten einen Blick und nickten sich zu, aber sie sagten nichts. Es wurde überhaupt wenig gesprochen. Nur hier und da war ein Flüstern zu hören, und es klang rau und abgehackt.
    Der alte Eilhard wandte sich an Siward. »Ist alles bereit?«
    Siward nickte und hielt das Schilfrohr hoch. Britta hatte es vorne und hinten mit einem Lehmpfropfen verschlossen, damit die Schlange, deren Maul sie zuvor wieder befreit hatte, nicht entwischen konnte. »Alles bereit.«
    »Dann lasst uns gehen«, sagte Eilhard.
    Dicht zusammengedrängt machten sie sich auf den Weg zur Uferwiese, über welcher ein weißer Bodennebel schwebte. Darum bemerkten sie das Fehlen der Wachen
    erst, als sie die Esche schon fast erreicht hatten.
    »Wo sind sie?«, fragte Eilhard verwirrt. »Thorbjörn? Haldir?«
    Seine Stimme klang dünn. Vielleicht lag es an der feuchten Nebelluft. Vielleicht hatte ihn aber auch die gleiche Angst beschrichen wie alle anderen.
    Halb verhüllt von den weißen Schwaden, erahnten sie ein Stück näher am Ufer den gefesselten Gefangenen. Seine Haltung war gekrümmt. Er hatte die Stirn auf die angezogenen Knie gebettet, die an den dicken Ast gefesselten Hände hingen schlaff herab.
    Berse der Schiffsbauer trat auf ihn zu, während die Übrigen sich auf der Wiese verteilten.
    »Hier sind sie!«, rief Harald. »Eilhard, hier sind deine Söhne.«
    Und fast gleichzeitig hörten sie Berse einen undeutlichen Laut der Überraschung ausstoßen. Er hatte den Gefangenen bei den Haaren gepackt und seinen Kopf zurückgerissen. »Es ist Jared! Oh, bei allen Göttern …«
    Auf der Wiese brach ein Tumult aus. Alle liefen durcheinander wie Ameisen, in deren Hügel jemand einen Stock gestoßen hat. Eilhard, Siward und die meisten anderen eilten zu der Stelle, wo der Schmied im feuchten Gras kniete. Dort lagen Eilhards Söhne einträchtig nebeneinander, die Hände auf der Brust gefaltet. Ihr Vater hielt den Atem an und legte seinem Ältesten

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