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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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er hat ein hübsches Dach, das ist alles. Und ich habe ihn gebaut, weil Brigitta mir keine Ruhe gelassen hat und weil ich fürchtete, sie könne Recht haben, das Erdbeben eine Warnung des Göttervaters sein.«
    »Gewiss hatte sie Recht. Odin hat uns auserwählt, und natürlich stellt er besondere Ansprüche an uns. Und denk an die alten Geschichten, Candamir: Wie leicht wendet Odin sich von jenen ab, die ihn enttäuschen oder ihm nicht mehr dienlich sind. Wenn wir seine Gunst behalten wollen, dürfen wir nie aufhören, darum zu werben.«
    Was für ein kleinmütiger Gott, hörte Candamir Austins Stimme in seinem Kopf sagen, und der Gedanke jagte ihm selbst einen Schreck ein. Um Osmund ebenso wie sich selbst zu beschwichtigen, wandte er ein: »Das hier hat überhaupt nichts mit Odin zu tun. Ich will mir eine Frau nehmen, das ist alles. Und ich wollte es dir sagen, weil … weil … Ach, du weißt verdammt gut, warum.«
    »Und ich schätze deine Rücksichtnahme. Aber deine Befürchtungen waren unbegründet. Ich habe mir Siglind schon lange aus dem Kopf geschlagen. Und das solltest du auch tun. Oh, sie ist eine schöne Frau, kein Zweifel. Aber sie ist eine Abtrünnige. Und sie ist gefährlich. Der Gott deines Sachsen hätte nie solche Macht über so viele der Unseren gewonnen, wenn sie sich ihm nicht zugewandt hätte.«
    Was Candamir an diesen Worten wirklich erschreckte, war, dass sie so ehrlich klangen. Osmund hatte sich das nicht nur eingeredet, um über Siglinds Zurückweisung hinwegzukommen. Er glaubte es tatsächlich. »Aber Austins Gott hat doch in Wirklichkeit keinerlei Macht über irgendwen hier in Catan«, wandte er verständnislos ein. »Und was kann es schon schaden, dass Siglind sich ihm zugewandt hat? Er ist doch harmlos.«
    »Er ist nicht harmlos. Er fordert unsere Götter heraus. Hast du schon mal daran gedacht, dass sie vielleicht deshalb unfruchtbar ist, weil sie die Götter erzürnt hat?«
    Ja, er hatte daran gedacht. Aber es ärgerte ihn, dass Osmund so zielsicher den Finger auf diese Wunde legte, und er brauste auf: »Das ist mir gleich! Ich habe meine Schuldigkeit den Göttern gegenüber geleistet. Ich habe getan, was ich konnte. Aber ich will Siglind, und mir ist es gleich, wenn sie keine Kinder bekommen kann. Schließlich habe ich einen gesunden Sohn.«
    Osmund nickte. »Ich hoffe, die Götter lassen ihn dir.«
    Candamir spürte einen eisigen Schauer seinen Rücken hinabrieseln. »Oh, Osmund. Ich habe wirklich nicht gewusst, dass du so schlecht von ihr denkst.« Es klang bekümmert.
    Osmund antwortete nicht sofort. »Nein, ich denke nicht schlecht von ihr«, widersprach er schließlich nachdenklich. Aber er war nicht mehr ihr Freund, musste er feststellen, wenngleich er ihr das in der Thorsnacht gesagt hatte. »Ich denke, sie ist in die Irre geleitet worden. Und die Folgen können für uns alle gefährlich sein, für dich ganz besonders, wenn du sie wirklich zur Frau nimmst.«
    Candamir seufzte, zuckte die Schultern und sah seinen Freund hilflos an. »Ich werd’s trotzdem tun. Ganz gleich, was du sagst, ganz gleich, was passiert. Ich kann einfach nicht anders.«
    »Also bist auch du nichts als ein Tor«, bemerkte Osmund und lächelte wider Willen.
    Ja, aber ein glücklicher, dachte Candamir und stieß mit seinem Becher an Osmunds.
    In der zweiten Woche des Windmondes – der auch in der neuen Heimat seinem Namen alle Ehre machte – wurde Candamirs Haus fertig. Wie die meisten seiner Nachbarn vor ihm gab auch er zu dem Anlass ein großes Fest. Die Gäste jubelten ausgelassen, als Jared und Osmund mit der Hilfe zweier Sklaven den fertigen Hochsitz in die Halle trugen und der Herr des Hauses zum ersten Mal darauf Platz nahm.
    Als sein Schwager und väterlicher Freund übernahm der Schmied die Aufgabe, Candamir viel Glück in seinem neuen Heim und das Wohlwollen der Götter zu wünschen.
    Candamir lauschte ihm andächtig, doch sein Blick glitt verstohlen durch den Raum, und seine Augen leuchteten voller Stolz. Noch hatte er keine Wandbehänge, auch das Geschirr auf den Regalen an der Herdwand war noch spärlich. Die Tische, welche die lange Tafel bildeten, waren bis auf einen geborgt. Aber all das war ohne Belang. Der Raum war großzügig und verfügte über zwei weite Fenster, die man bei ruppigem Wetter wie heute mit stabilen Läden verschließen konnte. Der Herd war breit genug, dass Heide zwei große Kessel darüber hängen konnte. Und gleich dahinter lag die Schlafkammer, durch deren Fenster

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