Die Siedler von Catan.
einem Moment hinzu.
Hacon lächelte und fragte sich flüchtig, warum Candamir Inga so selten beim Namen nannte. »Austin glaubt, wir werden uns Brigitta zurückwünschen, wenn sie fort ist«, bemerkte er.
Candamir nickte. »Austin hat eine höchst eigentümliche Neigung zum Leiden. Brigitta macht seit Jahren Front gegen ihn, seinen Gott und alle, die zu ihm beten. Also auch gegen dich und meine Frau. Wirklich nur Austin kann sich wünschen, dass es so bleibt.«
»Du irrst dich, Candamir. Es erzürnt Austin zutiefst, dass unser Glaube so schlecht angesehen ist. Aber er fürchtet, dass es schlimmer wird, wenn Inga Brigittas Platz einnimmt.«
»Unsinn«, entgegnete Candamir ungeduldig. »Sie ist Osmunds Frau.«
Eben, hätte Hacon antworten können, aber er ließ das Thema lieber ruhen. Candamir verschloss seit Jahren die Augen davor, dass Osmund sich verändert hatte, und er wurde ausgesprochen grantig, wenn irgendwer ihn bewegen wollte, sie wieder zu öffnen und einmal genau hinzuschauen. Siglind versuchte es gelegentlich, und dann flogen im Haus seines Bruders die Fetzen. Aber Hacon fand im Gegensatz zu seiner unerschrockenen Schwägerin bis auf den heutigen Tag kein großes Vergnügen daran, mit Candamir zu streiten.
»Komm, lass uns zur Hütte hinübergehen«, schlug er stattdessen vor und legte Candamir einen Moment die Hand auf den Arm. »Wenn wir Haralds Letten gar zu lange mit dem Käse allein lassen, bleibt für uns nichts übrig.«
»Mir scheint, sie haben zu wenig Respekt vor dir, weil du vermutlich viel zu nachsichtig bist«, brummte Candamir, der es einfach nie müde wurde, seinen jüngeren Bruder ob dessen Sanftmut zu schelten.
Hacon nahm es gelassen. »Sie tun, was ich ihnen auftrage, mehr will ich gar nicht. Im Übrigen sind es Haralds Knechte, nicht meine, also ist es nicht an mir, ihnen Respekt beizubringen. Ich besitze keine Sklaven, Candamir.«
Der Ältere hob beide Hände – halb flehend, halb abwehrend. »Keine Predigt über die Gleichwertigkeit aller Menschenkinder und ihrer unsterblichen Seelen, Hacon. Zeig Erbarmen und verschone mich mit diesem wirren Gefasel, wenigstens bis nach dem Essen.«
Als sie fünf Tage später heimkamen, begrüßte Siglind ihren Mann an der Tür seines Hauses. Ihr unbeschreiblich dicker Bauch war verschwunden, und als Candamir erkannte, dass sie nicht ein kleines Bündel hielt, sondern zwei, wurde ihm auch klar, warum sie ihn gegen Ende der Schwangerschaft an ein trächtiges Walross erinnert hatte.
Mit einem zufriedenen Lächeln schloss er die Mutter mitsamt Kindern in die Arme, untypisch behutsam. Seine Hände strichen über Siglinds Hüften und Taille, die vielleicht nicht mehr ganz so schmal waren wie am Tag ihrer Hochzeit, aber dennoch erschien seine Frau ihm heute noch so gertenschlank und geschmeidig wie das siebzehnjährige Mädchen, das sie damals gewesen war. Er schob mit den Daumen die kleinen blonden Flechten von ihren Schläfen zurück, ehe er die Lippen auf ihre Stirn legte.
Dann ließ er sie los und wies unfein mit dem Zeigefinger auf den Unterleib des Säuglings in ihrem linken Arm.
Siglind schüttelte ernst den Kopf. »Heidrun.«
Ohne große Hoffnung zeigte er auf das zweite Kind. »Heidlind, nehme ich an.«
»So ist es.«
Er wandte den Kopf ab, stützte die Stirn in die Hand und fing an zu lachen. »Damit ist das halbe Dutzend voll.«
Siglind lächelte und hob ein wenig ratlos die Schultern. »Ich weiß auch nicht … Es tut mir Leid, Candamir.«
»Oh, sei nicht albern.« Nacheinander nahm er ihr seine beiden jüngsten Töchter ab, hob sie der Sonne entgegen, studierte eingehend ihre winzigen Gesichter und küsste sie auf die Stirn. Heidrun wachte auf und fing an zu schreien. Nur sie gab er Siglind zurück, die winzige Heidlind, die beinah auf seiner ausgestreckten Rechten Platz fand, trug er selbst ins Haus.
Den freien Arm legte er seiner Frau um die Schultern. »War’s schlimm?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ach wo.«
Siglind gebar ihre Kinder mit einer Leichtigkeit, die den Neid vieler anderer Frauen erweckte. Es könne einfach nicht mit rechten Dingen zugehen, dass die Wehen kaum je länger als zwei Stunden dauerten, raunten manche, dass man nie einen Laut der Klage hörte, wenn Siglind niederkam, und dass sie obendrein auch noch immer ihre Figur behielt. Das Einzige, was Siglind vor dem Argwohn und womöglich gar der Feindseligkeit ihrer Nachbarinnen bewahrte, war die Tatsache, dass sie offenbar nur Mädchen austragen konnte.
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