Die Siedler von Catan.
fast eine Woche nur Dörrfleisch und Hartbrot gegessen.«
»In Ordnung«, antwortete der Junge unbekümmert und rieb sich abwesend den gemaßregelten Kopf. Auf einen Blick seines Vaters schloss Roric sich dem Freund an, um ihm zu helfen.
Hacon sah ihnen einen Moment versonnen nach. Schon so manches Mal hatte er seinen sechsjährigen Neffen insgeheim bedauert, denn der wurde mit dem gleichen Ungestüm erzogen wie Hacon selbst. Osmund war im Gegensatz zu Candamir ein überaus geduldiger Vater, der seinen Söhnen, vor allem seinem Ältesten, viel Zeit widmete. Und meistens war er nachsichtig. Trotzdem war Roric ein verschlossener, scheuer Junge, der oft bekümmert wirkte, während Nils immer das glücklichste Kind zu sein schien, das Hacon je gesehen hatte. Das irritierte ihn. Er konnte sich nicht erinnern, in seiner Kindheit besonders glücklich gewesen zu sein, wirklich nicht …
»Wie geht es deiner Frau?«, erkundigte er sich, als er mit seinem Bruder zusammen den Ofen abzudecken begann.
Candamir kamen die Ziegel glühend heiß vor, und er fluchte leise und ließ sie möglichst schnell fallen, während Hacon sie anfasste und ordentlich aufstapelte, als seien sie ganz kühl.
»Gut«, antwortete Candamir und blies auf seine Finger.
»Sehr rund und schwerfällig, aber du weißt ja, dass ihr das nichts ausmacht. Vielleicht ist das Kind schon da, wenn wir zurückkommen.«
»Nun, gebe Gott, dass es dieses Mal ein Junge wird«, konnte Hacon sich nicht verkneifen zu sagen.
Candamir hob die Schultern und lächelte untypisch duldsam. Er war es gewohnt, damit aufgezogen zu werden, dass seine Frau ihm bislang vier wunderschöne, kerngesunde Töchter geschenkt hatte, aber keinen Sohn. Ihm war es gleich. Er vergötterte seine Töchter. Und außerdem hatte er Nils. »Von mir aus können wir das halbe Dutzend Mädchen erst voll machen, ehe wir mit den Söhnen anfangen«, erklärte er.
Hacon bedachte diese Prahlerei mit dem abfälligen Grunzen, das sie verdiente, ehe er fragte: »Und was gibt es
sonst Neues?«
Candamir ahnte, was sein Bruder eigentlich meinte – was jeder wissen wollte, der von zu Hause fort gewesen war: Sind Olaf und sein Diebespack wieder gekommen? Und wenn ja, hat es mein Haus getroffen?
»Alles in Ordnung«, antwortete der Ältere beruhigend.
»Wer weiß, vielleicht hat es Olaf nachdenklich gestimmt, dass sie die letzten beiden Male mit nichts als ein paar Beulen abziehen mussten. Womöglich sind sie zu dem Schluss gekommen, dass es gesünder ist, anständig für sein Brot zu arbeiten, und sind nach Süden gegangen.«
Hacon lächelte wehmütig. »Das wäre zu schön, um wahr zu sein, darum habe ich Mühe, daran zu glauben.«
»Ja, ich auch«, räumte Candamir seufzend ein, und sie lachten.
Die Cataner waren ein wehrhaftes Volk, und als sie erkannt hatten, dass sie sich einen gefährlichen Feind aus der alten Heimat mit hergebracht hatten, waren sie nicht untätig geblieben: Sie hatten einen Schutzwall um ihr Dorf gezogen. Keinen Palisadenzaun und auch keine Steinmauer, wie Eilhard und Siward zuerst vorgeschlagen hatten, denn niemand wusste so recht, wie man eine große Steinmauer baute, und die Erdarbeiten sowie die Herbeischaffung der Stämme für Palisaden hätten monatelang alle Arbeitskräfte gebunden, die anderswo dringend benötigt wurden. Es war Siglinds Idee gewesen, stattdessen eine Dornenhecke anzulegen. Lasst uns die Vorzüge dieses Landes zu unserem Schutz nutzen, hatte sie gesagt. In dieser fetten Erde und bei dem milden Klima hören die Pflanzen nicht einmal im Winter auf zu wachsen. Wenn wir eine Hecke aus diesem weißdornartigen Gesträuch, das sich überall im Wald findet, um das Dorf pflanzen, haben wir in kürzester Zeit
einen Hag, den kein Feind überwinden kann.
Und sie hatte Recht behalten. Jetzt, nach sechs Jahren, war die Hecke mehr als mannshoch und fünf Fuß breit und wurde mit hingebungsvoller Sorgfalt gepflegt. Sie zog sich in einem weiten Bogen um das Dorf herum und reichte sowohl im Osten als auch im Westen bis ans Flussufer. An der Ostseite zum Grasland hin und am Nordrand zu den Feldern gab es je ein gewaltiges, mit tückischen Spitzen bewehrtes Gittertor. Harald und Hacon hatten wochenlang daran gearbeitet. Wenn die Sonne die Baumwipfel im Westen berührte, wurden die Tore geschlossen.
Verwundbar blieben sie dennoch. Olaf und seine Männer stahlen ihnen das Vieh von den Weiden, die außerhalb des Hags lagen, und die größte Gefahr drohte von der Flussseite.
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