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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Vom Julmond bis zum Wandelmond im Frühling fiel so viel Regen auf Catan, dass der Fluss ein reißender Strom wurde, sodass Olaf ihn weder mit dem Drachen hinaufsegeln noch mit Flößen überqueren konnte. Aber vom Wonnemond bis in den späten Herbst hinein mussten die Männer des Dorfes nachts am Ufer patrouillieren, und auf Austins Rat hin und nach seiner Anleitung hatte Harald eine Glocke gegossen, die auf der Dorfwiese an einem der unteren Äste der inzwischen recht stattlichen Esche hing und mit deren Hilfe alle Dorfbewohner gewarnt und zu den Waffen gerufen werden konnten, wenn Olaf und die Seinen über den Fluss kamen. Seit sie die Glocke hatten, waren zwei Angriffe erfolgreich zurückgeschlagen worden. Doch nach dem zweiten missglückten Überfall waren Olaf und die Seinen außerhalb des Hags am Nordufer gelandet und hatten die Weizenfelder in Brand gesteckt. Niemand hatte deswegen Not leiden müssen, aber die Angst blieb, ebenso wie der Zorn.
    Candamir wechselte das Thema und setzte seinen
    Bericht fort: »Brigitta hat sich immer noch nicht erholt. Wenn du mich fragst: Ehe dieser Frühling zu Ende geht, wird sie uns von ihrer Gegenwart erlösen.«
    »Candamir … «, murmelte Hacon vorwurfsvoll und sah sich erschrocken um.
    Aber Candamir hatte sich selbst vergewissert, dass weder Osmund noch die Knaben in der Nähe waren, ehe er das sagte.
    »Nun tu doch nicht so«, entgegnete er. »Gerade du und Austin werdet doch eurem Gott ein Dankopfer darbringen, wenn sie diese Welt endlich verlässt.«
    »Wir opfern unserem Gott nicht … «, begann Hacon zu erklären, aber Candamir fiel ihm ins Wort.
    »Wahrscheinlich ist das der Grund, warum er euch so lange mit ihr geschlagen hat. Wie dem auch sei. Kein Mensch lebt ewig, auch nicht Brigitta, und du wirst ebenso wenig um sie trauern wie ich.«
    »Stimmt«, räumte der Jüngere ein, wandte Candamir den breiten Rücken zu und stapelte die letzten seiner Ziegel sorgsam neben dem Ofen auf. Die Lehmgrube, die Haldir vor vier Jahren entdeckt hatte und aus der sie Ton für Ziegel und Geschirr gewannen, lag südlich des Leeren Landes und einen halben Tagesmarsch von der Küste entfernt. Mit Schiffen und Lasttieren musste der Ton herbeigeschafft werden, darum gingen die Leute sparsam damit um. Nur Haldir und sein Bruder Thorbjörn waren so verliebt in ihre Entdeckung, dass sie sich neue Häuser aus gebrannten Ziegeln gebaut hatten. Ihre Nachbarn hatten sie ausgelacht, aber Haldir hatte prophezeit, ihnen allen werde das Lachen noch vergehen, wenn Olaf das Dorf niederbrenne und nur ihre beiden Häuser stehen blieben …
    »Ich werde nicht um Brigitta trauern«, nahm Hacon den Gedanken wieder auf. »Aber ebenso wenig wünsche ich
    ihr den Tod.«
    »Ja, ja«, brummte Candamir gelangweilt. »Weil dein Gott solch böse Gedanken verbietet.«
    »Nicht nur deswegen«, entgegnete Hacon unerwartet. »Aber sie war immer da, solange ich denken kann. Die Vorstellung einer Welt ohne sie beunruhigt mich.«
    Candamir verschränkte die Arme und betrachtete seinen Bruder mit einem nachsichtigen Lächeln. »Manchmal bringst du mir in Erinnerung, dass du erst einundzwanzig Jahre alt bist, Hacon. Nur manchmal. Meist bist du ja klüger und besonnener als ich. Aber es ist kindisch, den Wandel der Dinge zu beklagen.«
    Hacon nickte. »Wie Recht du hast, Bruder.« Er dachte einen Moment darüber nach. Wie der Rest der Welt hatte sich natürlich auch ihre Gemeinschaft verändert, seit sie nach Catan gekommen waren. Nicht nur der alte Eilhard war gestorben, sondern ebenso Siward und einige andere Männer und Frauen, während Hacon selbst, seine Freunde Wiland und Godwin und ihre ganze Generation erwachsen geworden waren, geheiratet und eine große Schar Kinder gezeugt hatten. Die Bevölkerungszahl sowohl an Freien als auch an Sklaven hatte sich nahezu verdoppelt, hatte Austin ihm kürzlich vorgerechnet.
    »Nein, ich habe keinen Grund, den Wandel der Dinge zu beklagen, denn so viel Gutes ist uns hier beschert worden. Aber ich frage mich, was geschieht, wenn Brigitta stirbt.«
    »Was soll schon geschehen? Osmunds Frau wird die Zeremonien im Tempel leiten und uns in regelmäßigen Abständen mit einem Orakel beglücken oder uns ermahnen, Odin mit größerem Eifer zu dienen, genau wie Brigitta es immer getan hat. Sie wird ihre Rolle übernehmen und alles tun, was Brigitta getan hat, denn sie ist ihre getreue Schülerin. Alles wird sein wie bisher«, schloss er. »Nur hübscher anzusehen«, fügte er nach

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